So stellen sich die Tänzerinnen der Pariser Oper gegen die Rentenreform von Macron
Das Orchester und das Ballett der Pariser Oper, die gegen die Rentenreform von Macron streiken, gaben am Heiligabend eine kostenlose Vorstellung.
Wenn künstlerische Ausdrucksformen und Klassenkampf aufeinander treffen, kann man schöne Momente wie denjenigen schätzen, den Pariser*innen und Tourist*innen an diesem Dienstag auf der Esplanade des Opernhauses in der französischen Hauptstadt erleben konnten.
Am Heiligabend gaben die Tänzerinnen der Pariser Oper eine kostenlose Vorstellung auf der Straße, um gegen die Rentenreform zu protestieren, die die Regierung von Macron durchführen will und die eines der „Sonderregime“ beenden würde, die ihrem Sektor zugute kommen.
Die Passant*innen konnten an den Türen dieses Gebäudes einen Ausschnitt aus dem Ballett „Schwanensee“ und der französischen Nationalhymne „La Marseillaise“ genießen, die vom Symphonieorchester dieser emblematischen Institution aufgeführt wurde.
Dahinter hingen zwei große Transparente von den Bögen der Oper, mit denen dieses Kollektiv erklärte, dass sie streiken und dass die Kultur „in Gefahr“ sei.
Die Sonderregelung für die Mitglieder der Pariser Oper ist eine der ältesten in Frankreich. Sie wurde 1698 von Ludwig XIV. verliehen und erlaubt es Tänzerinnen mit 42 und Musiker*innen mit 60 Jahren in Rente zu gehen.
Die vom Präsidenten Emmanuel Macron durchgeführte Reform zielt darauf ab, die derzeit 42 verschiedenen Regime in einem universellen Rentensystem zu vereinheitlichen, und die Arbeiter*innen der Pariser Oper fürchten, ihre Errungenschaften zu verlieren; ebenso wie Hunderttausende von Arbeiter*innen mit Sonderregelungen für ungesunde und besonders schwere Arbeit wie unter anderem Eisenbahner*innen, Feuerwehrleute und Lehrer*innen.
Die Proteste in Frankreich gegen die Pläne der Exekutive begannen am 5. Dezember und werden von dem Eisenbahnsektor und dem städtischen Verkehrssektor in Paris angeführt, sowie anderen Sektoren mit Sonderregelungen. Trotz der Versuche der Regierung und des Verrats eines Teils der Gewerkschaftsführungen, die den Streik vor den Feiertagen zu brechen versuchten, weigerten sich die einfachen Arbeiter*innen, einen Weihnachtsfrieden zu gewähren, und setzten ihre Aktionen fort. Hinzu kamen die Stromausfälle in den einkommensstarken Sektoren – auf Polizeistationen und in Regierungsgebäuden – durch die Streikenden der Elektrizitätsgesellschaft und eine Abstimmung der Raffineriearbeiter*innen, die in den kommenden Tagen die Produktion in einigen der Werke komplett einstellen wollten.
Im Falle der Opernbeschäftigten wurden seit Beginn des Streiks mindestens 45 Vorstellungen abgesagt, was große Produktionen wie Prinz Igor betrifft, der jeden Abend rund 360.000 Euro an den Kassen macht.
Aber es ist nicht nur die Pariser Oper, die Arbeiter*innen der Oper von Lyon waren auch in einem Video zu sehen, das während der streikbedingten Absage der Oper Le Roi Carotte gedreht wurde. In diesem Video ergreifen die Beschäftigten das Wort, um ihre Streikbewegung, sowie den Druck der Unternehmensleitung, ihren Kampf so weit wie möglich zu unterdrücken, zu erklären.
„Meine Damen und Herren, seit dem 5. Dezember sind Millionen von Menschen in ganz Frankreich auf die Straße gegangen, um die Rücknahme der Rentenreform zu fordern. Die Bewegung wird nicht schwächer, im Gegenteil, sie findet in dieser Woche neuen Schwung. Überall haben sich in den letzten Tagen alle Tätigkeitsbereiche (Ärzt*innen, Kulturschaffende, Lehrer*innen, Beschäftigte im Verkehr) massiv mobilisiert. Da die Sparpolitik der Regierung auch die Kultur angreift und auch die Kulturschaffenden von der Rentenreform betroffen sind, haben viele Theater und Opern in Frankreich in den letzten Tagen ihre Vorstellungen abgesagt. Indem die Geschäftsleitung die gestrige Vorstellung geändert hat, können wir nun diese Mobilisierung nicht mehr sichtbar fortsetzen. Deshalb haben wir Mitarbeiter*innen widerwillig beschlossen, die Vorstellung des heutigen Abends nicht zu garantieren, um den Streik zu unterstützen.“
In dem Video sieht man, wie ein Teil der Anwesenden die Steikenden ausgebuht. Die sozialen Netzwerke waren jedoch voll von Grüßen und Unterstützung für die Arbeiter*innen. Viele aus dem Kultursektor selbst, einem bereits sehr prekären Sektor, der heute schon miserable Renten hat.
Auch in Bordeaux streikten viele Techniker*innen und Mitarbeiter*innen der Oper und sagten viele Aschenputtel-Aufführungen ab. Auch hier hat die Geschäftsleitung alles getan, um den Streik zu vermeiden, indem sie versuchte, die Aufführung ohne Dekoration, ohne Beleuchtung und ohne einen Teil des Empfangspersonals durchzuführen.
Unter all diesen Kampfhandlungen war zweifellos die Aufführung vom Schwanensee in Paris die beeindruckendste. Trotz dieser Prekarität, die von allen Beschäftigten im Kultursektor geteilt wird, gibt es in diesen Bereichen selten Streikbewegungen, die das gesamte Personal betreffen. Dabei handelt es sich in der Regel um Streiks des technischen Personals und anderer Theaterarbeiter*innen.
Deshalb ist die Tatsache, dass sich die Tänzerinnen der Pariser Oper dem Rest der Belegschaft der Oper angeschlossen haben, beispiellos. Es ist ein kleines, aber starkes Zeichen, dass die Bewegung zur Bekämpfung von Macrons Reform noch lange nicht zu Ende ist oder schwächer wird.
Zuerst erschienen am 25. Dezember bei La Izquierda Diario.