Silvesterfest für Pflegekräfte

23.10.2018, Lesezeit 3 Min.
1

Ohne Überstunden wäre das jährlich nötige Pflegepersonal ab heute aufgebraucht. Deswegen versammelten sich gestern Abend etwa 60 Menschen auf dem Berliner Hermannplatz.

Aufgerufen vom Berliner Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus „feierten“ gestern Abend am Herrmannplatz Pfleger*innen, Auszubildende und Unterstützer*innen das Silvesterfest der Pflege. Das Ziel war es, auf den Personalmangel und die vielen Überstunden in der Pflege aufmerksam zu machen.

Immer wieder nahm man Bezug auf die Pflegeinitiative in Hamburg, Bremen und Bayern. Gemeinsam mit Berlin konnten mehr als 180.000 Unterschriften gesammelt werden. Damit sollen Volksbegehren unterstützt werden, um einen gesetzlich verbindlichen Personalschlüssel in der Pflege durchzusetzen. Dabei ist Bayern das erste Flächenland, in dem es eine solche Initiative gibt.

In einem „Jahresrückblick“ wurden nicht nur die erfolgreichen Kampagnen der Bündnisse für mehr Personal in der Pflege genannt, sondern auch der Gesundheitsminister Jens Spahn. Immer wieder diente er als Aufhänger für Lacher. Wie zu Spahns Aussage, es würde für die Kolleg*innen stressiger werden, wenn es einen gesetzlichen Personalschlüssel gebe, weil dann bei Ausfall für Ersatz gesorgt werden müsse: „Also bleiben wir lieber zu dritt auf Station, statt zu fünft, weil mal ein Kollege ausfällt“, scherzte ein Pfleger dazu. Mit seinen bekannten Aussagen zu den Arbeitsbedingungen in der Pflege konnte der Bundesminister wenige Sympathien unter den Kolleg*innen in der Pflege sammeln.

Daneben gab es Gastbeiträge vom Feuerwehrbündnis „Berlin Brennt“ und dem Frauenstreikbündnis. Berliner Feuerwehrleute hatten dieses Jahr bereits wochenlang mit vor dem Roten Rathaus gegen die Sparpolitik und den Personalmangel demonstriert. Dass für sie auch die Pflege ein wichtiges Thema ist, hatten sie damals mit einem Lied gezeigt.

Mira vom Frauenstreikbündnis machte auf das repressive Streikrecht in Deutschland aufmerksam und lobte die Streiks der Kolleg*innen in der Pflege als motivierende Beispiele. Gemeinsam wolle man eine gesellschaftliche Veränderung bewirken. Doch leider sei der Streik für einen gesetzlich festgelegten Personalschlüssel in der Pflege und gleiche Bezahlung von Männern und Frauen nicht vom deutschen Streikrecht gedeckt.

Untermalt wurde die Kundgebung von musikalischen Beiträgen der Kolleg*innen aus der Pflege. Zudem wurden, wie für Silvester üblich, Sekt und Wunderkerzen gereicht. Trotz der Kälte gelang es, eine muntere Atmosphäre zu schaffen und den Zusammenhalt der Aktivist*innen zu betonen. Ver.di fordert bundesweit alle Beschäftigten der Krankenhäuser auf, am 23. Oktober nicht außerhalb des Dienstplans einzuspringen.

Mehr zum Thema