Sieben Gründe, weshalb der Arbeitskampf bei PepsiCo auch für Dich wichtig ist
600 Arbeiter*innen in Buenos Aires kämpfen gerade gegen die Schließung ihrer Fabrik. Na und? Das ist mehr als 10.000 Kilometer von mir entfernt – und Pepsi trinke ich eh nicht. Doch der Arbeitskampf bei PepsiCo in Argentinien ist aus mindestens sieben Gründen wichtig für alle Lohnabhängigen.
1. Entlassungen sind kein Schicksal
Als die Arbeiter*innen am 20. Juni zur Arbeit kamen, hing ein Schild am Werkstor: Ab sofort geschlossen. Sie hätten resigniert nach Hause gehen können. Aber stattdessen besetzten sie die Fabrik. Warum sollten sie auf der Straße landen, nur damit ein Konzern seine Profite weiter erhöhen kann?
Es ist David gegen Goliath: 691 Arbeiter*innen gegen einen weltweiten Konzern mit über zehn Milliarden Dollar Umsatz im Jahr. Wer wird gewinnen? Das Ergebnis dieses Kräftemessens wird Kämpfe rund um die Welt prägen.
2. Gewerkschaftliche Kämpfe politisch führen
Die Arbeiter*innen haben sich nicht darauf beschränkt, am Werktor zu protestieren. Sie blockierten die große Autobahn im Industriegürtel nördlich der Stadt. Sie riefen zu Straßenblockaden in der Innenstadt auf. Sie mobilisierten bis zu 30.000 Menschen zu einer Demonstration und bauten ein Protestzelt direkt vor dem Parlament auf. Weil sie ihre Forderungen in der Öffentlichkeit gut vermitteln, erhalten sie viel Zuspruch. Eine repräsentative Umfrage in der Provinz Buenos Aires ergab:
- 55,2% findet es gut, dass die Arbeiter*innen von PepsiCo ihre Arbeitsplätze so verteidigen;
- 42,9% findet, dass die Fabrik den Arbeiter*innen übertragen werden soll – und weitere 13,2% sind der Meinung, dass die verstaatlicht werden soll.
3. Auch gegen die eigene Bürokratie
Ihre Gewerkschaft wird von einer korrupten, mafiösen Bürokratie geführt. Der Gewerkschaftsvorsitzender Rodolfo Daer ist seit 40 Jahren in der Bürokratie unterwegs, seit der Zeit der Militärdiktatur. Sofort segnete er die Schließung in einer Vereinbarung mit dem Konzern ab – dafür verlangte er lediglich höhere Abfindungen. Dabei hatte Daer die eigenen Mitglieder überhaupt nicht erst gefragt. Die Arbeiter*innen nennen ihren Vertreter einen „Verräter“.
Seit 2003 hat der Betriebsrat bei PepsiCo jedoch eine klassenkämpferische und antibürokratische Mehrheit. Das ist auch ein Grund, warum der Konzern diese Fabrik schließen will. Sie setzten auf direkte Demokratie – alle Entscheidungen werden in Versammlungen getroffen.
4. Und gegen die Polizei
Am 13. Juli kamen 500 Polizist*innen, um die besetzte Fabrik zu räumen. Auch hier senkten die Arbeiter*innen nicht ihre Köpfe, sondern verteidigten ihre Arbeitsplätze mit allen Mitteln. Die Polizei setzte Gummigeschosse und Tränengas ein, und nur nach vielen Stunden konnten sie die Arbeiter*innen und Unterstützer*innen vertreiben. Die Polizei ist immer dazu da, die Interesse der Konzerne und der Eigentümer*innen zu schützen. Arbeiter*innen müssen sich selbstständig dagegen organisieren.
5. Klassenkampf ist Frauenkampf
70 Prozent der Beschäftigten bei PepsiCo sind Frauen. Viele von ihnen müssen mit ihrem Lohn einen ganzen Haushalt ernähren. Der Kampf um diese Arbeitsplätze ist auch ein feministischer Kampf – und wird von Frauenkollektiven wie #NiUnaMenos unterstützt. Seit Jahren kämpft der Betriebsrat gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und für die Rechte von Schwangeren und Müttern. Die Löwinnen von PepsiCo, wie sie genannt werden, zeigen, dass weibliche Arbeiterinnen mindestens genauso gut kämpfen können wie ihre männlichen Kollegen.
6. Revolutionär*innen im Parlament
In Argentinien gibt es linke Parlamentsabgeordnete, die nicht nur schöne Reden halten, während sie fette Diäten kassieren. Nicolás del Caño und andere Vertreter*innen der „Front der Linken“ stehen immer in der ersten Reihe der Kämpfe. Del Caño wurde von Gummigeschossen getroffen, als er gegen die Räumung kämpfte. Seine Diät spendete er für Streikfonds – er behält nur ein Arbeiter*innenlohn für sich. So agieren Revolutionär*innen, wenn sie ein Mandat im Parlament bekommen.
7. Ein weltweiter Kampf
PepsiCo produziert nicht nur Pepsi, sondern auch Lays Kartoffelchips und KFC und PizzaHut und tausend andere Sachen. Es ist ein weltumspannender Konzern mit 264.000 Beschäftigten. Darf dieser Konzern Arbeiter*innen auspressen und dann auf die Straße werfen? Genau diese Frage wird momentan in Argentinien entschieden. Deswegen brauchen die Arbeiter*innen unsere Solidarität.