„Seit unserer Kindheit von der Polizei erniedrigt“ – Anasse Kazib über Klassenkampf und Antirassismus in Frankreich

12.07.2020, Lesezeit 3 Min.
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Mit über 30.000 Toten war Frankreich eines der Länder Europas, die mit am stärksten von Corona betroffen waren. Aber hier ist der Klassenkampf seit den Gelbwesten auch am fortgeschrittensten. Der Eisenbahner Anasse Kazib spricht im Video zur internationalistischen Veranstaltung zu Rassismus und den Auswirkungen der Krise.

Die Vororte der französischen Großstädte, die Banlieus, kommen meist dann in die Schlagzeilen, wenn die Polizei rassistische Gewalttaten verübt oder sich die Bewohner*innen dagegen wehren. Es sind die armen migrantischen Viertel, aus denen auch der Eisenbahner Anasse Kazib stammt. Er ist Mitglied unserer Schwesterseite Révolution Permanente. Über seine Jugend erzählt er:

Ich kann mich zum Beispiel daran erinnern, wie ich 13 Jahre alt war und wie die Polizei uns behandelt hat, als wir aus der Schule kamen. Sie haben unsere Sachen kontrolliert und uns ohne Grund gegen die Mauer gestellt, nur um uns Jugendliche aus den Armenvierteln seit unserer Kindheit zu erniedrigen.

Beispiele wie diese gibt es in Frankreich zigtausende, manchmal mit tödlichem Ausgang. So auch bei Adama Traoré, der 2016 von der Polizei zu Boden gedrückt wurde und dabei starb. Seitdem hat sich eine Bewegung entwickelt, die nach dem Tod von George Floyd in den USA nochmals deutlich gewachsen ist. Im Juni nahmen an einer Demonstration in Paris 20.000 Menschen teil.

Immer wieder sagten die französischen Politiker*innen, die Polizeigewalt in Frankreich sei nicht mit den USA zu vergleichen. Dazu meint Anasse:

Dabei vergessen sie absichtlich einen Teil der Vergangenheit Frankreichs: den der Massaker in den ehemaligen Kolonien, von Santo Domingo bis Algerien, die Frankreich auch ein gewisses „Know How“ in puncto Repression verliehen haben, was dann in andere, vor allem lateinamerikanische, Länder exportiert und auch in den eigenen Armenvierteln angewandt wurde.

Wie auch weltweit sind es in Frankreich die armen und migrantischen Teile der Bevölkerung, die von der Corona-Pandemie am stärksten betroffen sind. 500.000 Menschen haben mittlerweile ihren Job verloren. Doch vermischen sich hier ganz besonders Krise und Klassenkampf. In den letzten Jahren gab es den Aufstand der Gelbwesten, die Proteste gegen die Arbeitsmarktreformen und einen 60-tägigen Streik im Transportsektor, den Anasse Kazib mit anführte.

Um die Kämpfe gegen Rassismus und die Auswirkungen zu verbinden und zum Sieg zu führen, kämpft Anasse für den Aufbau einer revolutionären Partei:

Mit Révolution Permanente kämpfen wir dafür, dass die Neue Antikapitalistische Partei (NPA) zu einem Instrument für den Aufbau einer echten revolutionären Kampfpartei in Frankreich wird. Ihre wichtigste Führungsfigur in der Arbeiter*innenbewegung, Philippe Poutou, wurde gerade erst in den Gemeinderat von Bordeaux gewählt. Wir wollen eine NPA, die die verschiedenen Traditionen der radikalen Linken sowie der Avantgarde umfasst, die sich im Klassenkampf seit 2016 herausgebildet haben.

Sieh dir Anasses Rede von der internationalistischen Veranstaltung im Video an:

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