Seit 40 Tagen Bombenhagel in Nordgaza
Israel bombardierte Sonntagnacht erneut Wohngebäude in Beit Lahiya und tötete mindestens 50 Menschen. Seit Anfang Oktober ist Nordgaza abgeriegelt und steht unter Dauerbombardierung.
In Nordgaza, vor allem Beit Lahiya, Beit Hanoun und Jabalia, werden tödliche Bombardierungen auf die zentralen und südlichen Teile des belagerten palästinensischen Gebiets abgeworfen. Ein Sprecher des Zivilschutzes sagt, dass Rettungskräfte aufgrund der israelischen Belagerung und Dauerbombardierung nicht in der Lage sind, die angegriffenen Orte in Nordgaza zu erreichen. Mindestens 70 Palästinenser:innen wurden getötet, als Israel gestern Nacht erneut Wohngebäude in Gaza bombardierte. Eines der Gebäude war ein mehrstöckiges Wohnhaus in Beit Lahiya, in dem sechs vertriebene palästinensische Familien untergebracht waren.
Fast 30 Prozent der Opfer dieses Massakers von Beit Lahiya sind Kinder. Da Berichten zufolge mehrere Menschen unter den Trümmern eingeschlossen sind, wird die Zahl der Todesopfer in den kommenden Stunden wahrscheinlich noch steigen. Unter dem Vorwand der Terrorbekämpfung bombardiert Israel Gebiete, in denen Hunderttausende Zivilist:innen Schutz vor den israelischen Bombenangriffen suchen – während Israel behauptet, diese Zivilist:innen gäbe es dort gar nicht.
Israel führt seit über einem Jahr einen Genozid im palästinensischen Gebiet durch. Es war nicht das erste Mal, dass Israel Beit Lahiya angriff und dabei zahlreiche Opfer forderte. Im vergangenen Monat bombardierten israelische Streitkräfte Wohngebiete in der Stadt und töteten hunderte Menschen.
Am Samstag griff Israel auch die von den Vereinten Nationen geführte Abu-Assi-Schule im Flüchtlingslager Shati an, wobei zehn Palästinenser:innen getötet und zwanzig weitere verletzt wurden. Letzten Monat schickte die israelische Armee Panzer nach Beit Lahiya und in die nahegelegenen Städte Beit Hanoun und Jabalia, das größte der acht historischen Flüchtlingslager im Gazastreifen.
Israel behauptet, bei den genozidalen Angriffen seien Hunderte von Kämpfern in diesen drei Gebieten getötet worden. Berichte von Zivilist:innen und palästinensischen Behörden geben jedoch an, dass bei den Angriffen hauptsächlich Frauen, Kinder und ältere Menschen getötet wurden und Zehntausende ohne Zugang zu Nahrung, Wasser und medizinischer Hilfe verhungerten.
Am Sonntag zuvor waren bei separaten israelischen Luftangriffen in den Flüchtlingslagern Nuseirat und Bureij im Zentrum des Gazastreifens mindestens 17 Menschen getötet worden. Die Explosionen in zentralen Teilen des Gazastreifens hörten laut Journalist:innen vor Ort den ganzen Sonntagmorgen über nicht auf. Hind Khoudary, eine Journalistin aus Deir el-Balah, beschreibt die Situation wie folgt:
Im Al-Aqsa-Krankenhaus liegen 17 getötete Palästinenser in der Leichenhalle. Die Menschen warten darauf, die Toten zu begraben, aber im gesamten Gazastreifen herrscht ein Mangel an Särgen. […] Wir haben Mütter gesehen, die weinten und sich von ihren Liebsten verabschiedeten.
Das Gesundheitsministerium gab am Sonntag bekannt, dass seit dem 7. Oktober 2023 mindestens 43.846 Palästinenser:innen bei israelischen Angriffen getötet wurden. Die Schätzung der durch Hunger und mangelnden medizinischen Versorgung Getöteten geht weit darüber hinaus.