Santiago Maldonado: Eine Leiche, die lauter redet als eine Posaune

23.10.2017, Lesezeit 3 Min.
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Rosa Luxemburg stellte fest: manche Leichen leuchten heller als Fackeln. Eine solche Leiche ist die des 28jährigen Argentiniers Santiago Maldonado. Am Samstag gingen Zehntausende zu seinem Gedenken auf die Straße. Der Fall mischte den Wahlkampf auf.

Am gestrigen Sonntag wurde in Argentinien ein neues Parlament gewählt. Aber am Tag vor dem Urnengang gab es keine Wahlkampfveranstaltungen. Stattdessen sind Zehntausende auf die Straße gegangen, um Santiago Maldonado zu gedenken.

Der 28jährige Aktivist war nach einem Protest in der Provinz Chubut im Süden des Landes am 1. August verschwunden. Für viele arbeitende Menschen war sofort klar: „Fue el Estado“ – es war der Staat!

Die Polizei ermordete Maldonado im Interesse der Großgrundbesitzer*innen, die die indigenen Gemeinschaften der Mapuche vertreiben. Direkt verantwortlich ist der rechte Präsident Mauricio Macri und seine Sicherheitsministerin Patricia Bullrich.

Die Herrschenden haben die ganze Zeit Nebelkerzen geworfen – vielleicht hielt sich Maldonado in Chile auf? Am Dienstag wurde die Leiche gefunden und zwei Tage später auch von Angehörigen identifiziert. Die Familie weiß, dass die Militärpolizei die Leiche dort platziert hat.

Sie wollten Maldonado zum Schweigen bringen. Aber heute redet er lauter als jemals zuvor.

Rosa Luxemburg schrieb im Jahr 1912 nach einer Massenverhaftung von Obdachlosen in Berlin:

Gewöhnlich ist ein Leichnam ein stummes, unansehnliches Ding. Es gibt aber Leichen, die lauter reden als Posaunen und heller leuchten als Fackeln. Nach dem Barrikadenkampf am 18. März 1848 hoben die Berliner Arbeiter die Leichen der Gefallenen in die Höhe, trugen sie vor das Königsschloss und zwangen den Despotismus, vor den Opfern das Haupt zu entblößen. Jetzt gilt es, die Leichen der vergifteten Obdachlosen in Berlin, die Fleisch von unserm Fleisch und Blut von unserm Blut sind, auf Millionen Proletarierhänden emporzuheben und ins neue Jahr des Kampfes zu tragen mit dem Rufe: Nieder mit der infamen Gesellschaftsordnung, die solche Gräuel gebärt!

Welche Auswirkungen wird der Fund der Leiche auf den Wahlgang gehabt haben?

Die rechte Regierung ist nach dem staatlichen Mord schwer angeschlagen. Die Mitte-Links-Opposition unter der Ex-Präsidentin Cristina Kirchner inszeniert sich als Verteidigerin der Menschenrechte – in der Hoffnung, dass die Massen vergessen, dass es vor zwei Jahren unter Kirchner ganz ähnliche Repression im Interesse der Großkonzerne gab.

Die einzige Kraft, die wirklich auf Seiten der Kämpfe gegen Ausbeutung und Unterdrückung steht, ist die Front der Linken und Arbeiter*innen. Ihr Spitzenkandidat Nicolas del Caño ist immer dabei, wenn sich kämpfende Arbeiter*innen der Repression entgegensetzen. Bei den Vorwahlen im August bekam die FIT knapp eine Million stimmen.

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