Ryanair-Streik: Arbeiter*innen drohen mit europaweitem Widerstand gegen Niedriglöhne und Leiharbeit

13.12.2017, Lesezeit 4 Min.
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Ryanair hat sich zum Symbol eines neoliberalen Kapitalismus entwickelt, bei dem Niedrigpreise für Verbraucher*innen auf Kosten der Über-Ausbeutung der Arbeiter*innen erzielt werden. Besonderer Feind dieses Geschäftsmodells: die Gewerkschaften. Nun haben sich Ryanair-Beschäftigte aus mehreren Ländern organisiert und kämpfen für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen.

Streiks bei Ryanair – sollte das verwundern? Tatsächlich handelte es sich mit der Streikankündigung der Vereinigung Cockpit (VC) bei Ryanair um ein Novum. Dabei ist die Liste der Missstände in der irischen Fluggesellschaft besonders lang und Ausstände gab es an Flughäfen in den letzten Jahren auch häufig.

Immer wieder hatten vor allem die Sparten-Gewerkschaften Unabhängige Flugbegleiter Organisation (Ufo) und VC mit Streiks für bessere Arbeitsbedingungen gekämpft und den sturen Fluglinien Millionen-Verluste zugefügt. Das ist kein Wunder, denn ihre Milliarden-Gewinne basieren nicht nur auf konjunkturellen Faktoren wie niedrigen Ölpreisen, sondern auf der zunehmenden Prekarisierung ihrer Beschäftigten. Outsourcing, Leiharbeit, Überstunden und Lohnsenkungen – all das ist Alltag in der Luftfahrt-Industrie.

Doch während die Streiks vor allem traditionelle Konzerne wie Lufthansa oder Air France trafen, blieb der relative Newcomer, der wie kein anderer für die Über-Ausbeutung von Pilot*innen und Flugbegleiter*innen zugunsten der Profite der Konzernspitze steht, davon verschont.

Arbeitskampf trotz Schikane der Bosse

Erst Mitte dieses Jahres hatte Ryanair durch die Streichung zahlreicher Flüge für Aufregung gesorgt. Grund war der große Mangel an Pilot*innen – viele hatten die Billigfluglinie aufgrund von niedrigen Löhnen und unsicheren Arbeitsverhältnissen verlassen. Doch dabei handelt es sich um kein neues Phänomen. Keine Lohnzahlung im Krankheitsfall, fehlende Altersvorsorge, keine festen Dienstpläne – all das gehört zur DNA des Ryanair-Geschäftsmodells.

Was bei Ryanair den organisierten Protest der Arbeiter*innen erschwert hat, war die offen gewerkschaftsfeindliche Politik der Geschäftsführung um den Boss Michael O’Leary, der sich immer wieder abfällig gegenüber Gewerkschaften geäußert hatte. Wenn sich Pilot*innen und andere Kolleg*innen organisierten, wurden sie mit Schikanen aus dem Betrieb gedrängt. Wieder einmal zeigt sich, dass Union Busting und Prekarisierung Hand in Hand gehen.

Doch allein die Schikane der Bosse konnte die Organisierung der Arbeiter*innen nicht verhindern. So haben sich die Ryanair-Beschäftigten der Gewerkschaft IALPA am Hauptstandort in Dublin für Arbeitskampf-Maßnahmen ausgesprochen. Darauf folgte die Ankündigung von Streiks durch VC in Deutschland, wo insgesamt 400 Pilot*innen stationiert sind. Genaue Termine wurden noch nicht genannt, um den Einsatz von Streikbrecher*innen und anderen Taktiken der Geschäftsleitung zu verhindern.

Europaweite Aktionen

Klar ist, dass es schon bald zu europaweit koordinierten Aktionen der Pilot*innen bei Ryanair kommen könnte. Die einzelnen Gewerkschaften kämpfen für nationale Tarifverträge, wobei ein Vorbild der Tarifvertrag bei Tuifly ist, bei dem alleine die durchschnittliche Entlohnung 30 Prozent über der von Ryanair liegt. Neben Verbesserungen von Löhnen, Sozialversicherungen und geregelten Schichtplänen fordern die Arbeiter*innen ein Ende der Leiharbeit und der Scheinselbstständigkeit. Viele Pilot*innen werden nicht bei Ryanair angestellt, sondern dazu verpflichtet, ihr eigenes Unternehmen zu gründen.

Wie das Beispiel von Amazon zeigt, wo die Arbeiter*innen an den deutschen Standorten schon seit mehr als vier Jahren für einen Tarifvertrag und die Anerkennung der Gewerkschaft als Verhandlungspartner kämpfen, wird es kein kurzer Kampf sein. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Arbeiter*innen frühzeitig Verbindungen mit kämpferischen Sektoren anderer Fluglinien suchen und die größtmögliche Geschlossenheit der Beschäftigten bei Ryanair herstellen. In einem solchen Fall kann ein kämpferisch geführter Arbeitskampf gegen das Geschäftsmodell von Ryanair und Co., das auf der Prekarisierung und Über-Ausbeutung basiert, erfolgreich sein und große Ausstrahlungskraft entfalten.

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