Rock am Ring: Bühne für plumpen Rassismus

03.06.2017, Lesezeit 3 Min.
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Am Freitagabend musste Deutschlands größtes Rockfestival "Rock am Ring" aufgrund von Terrorverdacht unterbrochen wurden. Die Vermutungen der Polizei erhärteten sich nicht. Dennoch "glänzte" der bekannte Konzertveranstalter Marek Lieberberg mit anti-muslimischen Äußerungen. Das Festival konnte am Samstagmittag fortgesetzt werden.

Kurz bevor die Broilers ihren Auftritt haben sollten, betrat am Freitagabend Marek Lieberberg zusammen mit der Polizei die Bühne. Er verkündete, dass er sich gezwungen sieht, das Festival wegen des Verdachts auf Terrorismus zu unterbrechen. Zehntausende Besucher*innen verließen daraufhin das Festivalgelände. Nach Durchsuchungen der Polizei konnte sich der Verdacht nicht erhärten. Drei Verdächtige, die kurzzeitig festgenommen wurden, wurden wieder auf freien Fuß gesetzt. Dennoch wusste Lieberberg offenbar schon, wer die Verantwortlichen sind.

Ich bin der Meinung, es muss jetzt Schluss sein mit ‚This is not my Islam and this is not my shit and this is not my whatever‘. Jetzt ist die Situation, wo jeder sich dagegen artikulieren muss. Ich möchte endlich mal Demos sehen, die sich gegen diese Gewalttäter richten. Ich habe bisher noch keine Moslems gesehen, die zu Zehntausenden auf die Straße gegangen sind und gesagt haben: Was macht ihr da eigentlich! Und ich möchte, dass in dem Land etwas geschieht, dass Gefährder beispielsweise auch festgenommen werden“

Besonders angesichts des weltweiten Rechtsrucks ist die Aussage Wasser auf die Mühlen von Nationalist*innen. Die AfD twitterte kurz darauf, dass Lieberberg nur das ausspreche, „was jeder vernunftbegabte Mensch längst denkt.“ Diese Pauschalisierung von Muslim*innen, die offenbar eine besondere Verantwortung für die Taten von islamistischen Terrorist*innen tragen sollten, passt leider nur zu sehr in die anti-muslimische Hetze der AfD und auch der Bundesregierung. Dabei sind es vor allem Muslim*innen, die vom Terror der Taliban und des IS am stärksten betroffen sind – wie zuletzt auch der Anschlag in Kabul gezeigt hat.

Die Verantwortung für islamistische Terroranschläge tragen vor allem die imperialistischen Staaten der NATO, die Länder wie Afghanistan und Syrien seit Jahren bombardieren und das Leben von Millionen Menschen zerstören und sie zur Flucht zwingen. Auch die wachsende Militarisierung des deutschen Staates nach innen sowie unzählige rassistische Asylrechtsverschärfung sind ein Nährboden für Terroranschläge. Dabei zeigt besonders das Beispiel von Paris, dass stärkere Sicherheitsmaßnahmen die Bevölkerung nicht vor Terror schützen, sondern vor allem verstärkte Polizeigewalt, lange Inhaftierungen in Abschiebeknästen und schnellere Abschiebungen ermöglichen.

Doch gegen all das hat sich Lieberberg offenbar nichts. Auch haben wir bisher keinen Marek Lieberberg gesehen, der Zehntausende Menschen dazu aufruft, gegen den Terror des NSU und die alltägliche rassistische Gewalt von Nazis zu protestieren. Und das trotz über 1000 Angriffen im Jahr 2016 auf Geflüchtete und ihre Unterkünfte.

Wir rufen Besucher*innen und Bands, wie zum Beispiel die antifaschistische Truppe von Feine Sahne Fischfilet, die morgen in der Eiffel auftritt, dazu auf, die Bühne zu nutzen, um sich öffentlich gegen die Aussage von Lieberberg zu positionieren. Gegen die rassistische Hetze gegen Muslim*innen. Gegen die wachsende Militarisierung des deutschen Staates. Gegen rassistische Asylrechtsverschärfung und Abschiebungen von Geflüchteten!

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