Riesiger Streik gegen die Rentenreform in Frankreich
500.000 Menschen sind in Paris gegen die geplante Rentenreform auf die Straße gegangen. Das sind 100.000 mehr als am letzten Aktionstag, dem 19. Januar. Die Jugend war in den Protesten besonders präsent.
An der Demonstration gegen die Rentenreform am 31. Januar nahmen laut CGT 100.000 Menschen mehr teil als am vorherigen Mobilisierungstag. Das sind sehr stark gestiegene Teilnehmer:innenzahlen, die die Dynamik der Mobilisierung in der Hauptstadt zeigen, die schon am 19. Januar als historisch bewertet wurde, auch die Aussagen vieler Teilnehmer:innen bestätigen das. Die Stadtverwaltung hingegen machte sich lächerlich, indem sie die Zahl mit 87.000 angab, was sich bereits mit einem einfachen Blick auf Fotos widerlegen ließ.
Im Verlauf der Demonstration waren die Straßen von Paris tatsächlich wieder einmal dicht gefüllt mit Menschen. Im fakultätsübergreifenden Block versammelten sich Hunderte von Studenten, Angestellten und Lehrern. Hervorgegangen aus den verschiedenen Generalversammlungen, die im Laufe der letzten Wochen stattgefunden hatten, war dieser Block besonders lebhaft, mit einer kämpferischen und entschlossenen Stimmung. Das ist eine wichtige Neuerung im Hinblick auf die Mobilisierung vom 19. Januar, da sie den Eintritt der studentischen Jugend in die Bewegung markiert.
Auch die Pariser Oberschüler waren mit von der Partie. Während die Gymnasien Racine, Turgot, Hélène Boucher, Voltaire und Balzac am Morgen blockiert waren, kam ein Demozug von Schüler:innen, um die Wut auf der Straße auszudrücken. Mehrere Transparente der Gymnasien Michelet, Turgot und Fénelon prägten die Demonstration. Die Schüler:innen skandierten unter anderem „Es ist Geld in den Kassen der Arbeitgeber:innen“.
Am Morgen waren die Schüler:innen von der Polizei mit Schutzschilden beim Gymnasium Hélène Boucher angegriffen worden. Die Schüler:innen wehrten sich mithilfe der Maschinist:innen des RATP-Depots [Pariser Nahverkehrsbetriebe] in Lanny und riefen „Polizei hau ab! Polizei hau ab!“
Unter den anderen Demonstrationszügen waren auch die Beschäftigten des Bildungswesens besonders stark vertreten, mit einem großen Demonstrationszug der Lehrpersonalgewerkschaft Sud Éducation und einem einrichtungsübergreifenden Demonstrationszug der Hauptstadtregion Île-de-France, in dem mehrere Einrichtungen aus Paris und umliegenden Bezirken vertreten waren. Mit Rufen wie „Generalstreik, Vollstreik, Arbeiter:innen, Lehrer:innen, alle zusammen sind wir stark, zusammen machen wir ihnen Angst“ war ihr Block zu hören.
An der Demonstration nahmen auch zahlreiche Arbeiter:innen aus dem Privatsektor teil. Insbesondere die Luftfahrtbranche war stark vertreten, wie die Zeitung Le Monde berichtete: „Die Beschäftigten des Luftverkehrs, ADP-Gruppe [Betreiber der Pariser Flughäfen], Air France oder auch Airbus, haben eine große Zahl von Teilnehmer:innen an der Parade gestellt.“ Eine Mitarbeiterin des Brandschutzdienstes des Pariser Flughafens in Roissy erklärte: „Wir sind noch zahlreicher als beim letzten Mal, am 19. Januar“.
Unter den Gewerkschaftszügen waren auch die Bahnbeschäftigten stark vertreten. Unter ihnen waren auch die bei Onet beschäftigten Reinigungskräfte der SNCF-Bahnhöfe, die zu 100 Prozent im Streik waren. Sie demonstrierten zusammen mit den Eisenbahner:innen hinter einem Transparent „Outsourcing = Misshandlung! SNCF mitschuldig“.
Heute Morgen waren etwa 150 Eisenbahner:innen sowie rund 30 Beschäftigte des Subunternehmens Onet zu einer Generalversammlung im Gare du Nord versammelt. Anasse Kazib, Eisenbahner, Aktivist bei Sud Rail und Révolution Permanente, sagte auf der Kundgebung: „Es gibt alle Elemente für einen Erfolg, außer dass der Streik nicht uns gehört. Wir müssen die Bewegung wieder in die Hand nehmen! Ohne einen verlängerbaren Streik und Selbstorganisation wird es schwer, zu gewinnen.“
Der Artikel erschien erstmals auf Französisch bei Révolution Permanente.