Rhodos im Griff der Klimakatastrophe
Hitzewellen und Waldbrände in Europa werden in den letzten Jahren immer häufiger. Was passiert gerade auf Rhodos und worauf können wir uns in Zukunft einstellen?
Seit Anfang letzter Woche brennen weite Teile der griechischen Insel Rhodos. Zwei Wochen hält die aktuelle Hitzewelle bereits an. Es könnte sich um die längste Hitzewelle seit Beginn der Messungen in Griechenland handeln. Die extreme Trockenheit, Hitze (die Insel verzeichnet Temperaturen bis zu 45 Grad), sowie starker Wind fachen dabei immer wieder die Feuer an und verhindern die Löschversuche der griechischen Feuerwehr. Noch immer ist die Lage außer Kontrolle; Erfolge sind innerhalb der nächsten Tage noch nicht konkret absehbar. Aktuell besteht außerdem auf einem Großteil der Insel keine Stromversorgung, da das lokale Kraftwerk im Zuge einer Sicherheitsmaßnahme abgeschaltet wurde.
Rund 20.000 Personen mussten aufgrund der schweren Brände bereits evakuiert werden. Dabei verloren viele der Einwohner:innen ihren Wohnraum und ihre Besitztümer. Die Versorgung in den provisorisch eingerichteten Unterkünften sei, laut Betroffenen, notdürftig und die sanitären Verhältnisse kritisch.
Die griechische Regierung hat an Flughäfen Notstellen eingerichtet, die unbürokratische Hilfe bereitstellen sollen, da viele Tourist:innen ihre Papiere zurücklassen mussten. In der bürgerlichen Presse geht es dabei hauptsächlich um die Situation deutscher Tourist:innen und seltener um die zerstörte Lebensgrundlage der Einwohner:innen. Noch weniger geht es darum, dass diese Katastrophe in einer Reihe mit vielen aktuellen Klimakatastrophen weltweit steht, die bisher nicht gekannte Ausmaße annehmen.
Auch werden die zukünftigen Massen an Klima-Geflüchteten, besonders aus den abhängigen Ländern und Halbkolonien, wohl in Zukunft mit noch weniger unbürokratischer Hilfsbereitschaft rechnen müssen. Denn wie bereits im Artikel unserer Schwester-Zeitung Révolution Permanente dargelegt, „verschärfen die wiederholten Hitzespitzen die strukturellen Ungleichheiten von Ausbeutung und Imperialismus für die am stärksten benachteiligten Menschen“. So werden zukünftig besonders diejenigen Menschen, die in Ländern leben, welche von den imperialistischen Staaten abhängig gehalten werden, die Folgen der Klimakrise zu spüren bekommen.
Schon jetzt bereitet sich die EU auf die Abschottung vor weiteren Geflüchteten, besonders durch die Klimakrise vor. Beispielsweise verspricht die EU-Kommission Tunesien die Bereitstellung von 900 Millionen Euro unter der Voraussetzung, dass sie Geflüchteten die Meeresüberquerung von der tunesischen Küste in die EU unmöglich macht. Die wirtschaftliche Lage der Halbkolonien, in diesem Falle Tunesien, erweist sich dabei als willkommener Ansatzpunkt für das imperialistische Projekt EU: Das Land wird sich gezwungen sehen, den Deal anzunehmen und würde damit die Rolle des EU-„Grenzschützers“ spielen.
Dieser Umgang mit der sich immer deutlicher zeigenden Klimakrise steht beispielhaft für unsere Zukunft in einem kapitalistischen Weltsystem, in dem die internationale Arbeiter:innenklasse den Großteil der Krise auf ihren Schultern tragen muss. Doch wir sind es auch, die die Möglichkeit haben, dieses System zu überwinden und eine Welt zu gestalten, die nach unseren Bedürfnissen und den ökologischen Ansprüchen unseres Planeten produziert. Nur durch eine radikale Umstellung der Wirtschaft haben wir eine Zukunft.