Repression gegen Palästinasolidarität: „Ich wurde auf brutale Weise verhaftet“

11.12.2023, Lesezeit 4 Min.
1
Der Moment der Festnahme. Bild: privat

Am Samstag den 2. Dezember fand unter dem Motto „Stoppt den Genozid in Gaza“ eine Demonstration in Solidarität mit Palästina in Berlin-Gesundbrunnen statt. Auf der Demo gab es brutale Festnahmen, die sich in die neu aufkommende Welle der Repression einreihen. Unsere Autorin Caro sprach mit einer betroffenen Person.

Khaled und ich kennen uns schon eine Weile aus verschiedenen politischen Kontexten. 2015 flüchtete er aus Syrien vor dem Krieg nach Deutschland, nur um hier unter widerlichen Bedingungen weiter ausgebeutet zu werden. Doch das ließ er sich nicht gefallen. Als wir uns kennenlernten, gründete Khaled gemeinsam mit seinen Kolleg:innen das Gorillas Workers Collective. Gemeinsam organisierten sie wilde Streiks gegen den Konzern Gorillas und erkämpften sogar einen Betriebsrat.

Als ich Khaled auf der Demonstration am 2. Dezember traf, freute ich mich. Gerade in Zeiten der andauernden Krise und Gefühlen von Isolation, gibt es einem Kraft, bekannte Gesichter wiederzusehen und sich in den Armen zu liegen. Auf die Nachfrage, wie es Khaled ginge (nicht, dass ich eine besonders positive Antwort erwartet hätte), erzählte er mir, wie er gerade brutal festgenommen wurde. Er zückte sein Handy, darauf zu sehen mindestens sechs Polizist:innen, wie sie auf jemandem lagen. „Darunter liege ich!“, erklärte er mir. Khaled zog seinen Ärmel hoch, überall Verletzungen auf seinem Arm, glücklicherweise hatten sie ihn nicht auf die Wache mitgenommen. Ich bat ihn um ein Gespräch, um mir davon zu erzählen, was ihm geschehen war.

Caro: Was war das für eine Demo und warum hast du teilgenommen?

Khaled: Es war eine Demonstration zur Solidarität mit Palästina und zur Beendigung des Völkermords und des brutalen Krieges, dem das palästinensische Volk ausgesetzt ist, unterstützt durch den Westen, insbesondere die Vereinigten Staaten und das faschistische Deutschland, und zur Solidarität mit den palästinensischen Flüchtlingslagern gegen alle Formen von Tötung und Völkermord. Die Lager sind ein Symbol des palästinensischen Widerstands seit mehr als 70 Jahren.

Was genau ist dir passiert?

Ich wurde auf brutale Weise verhaftet, weil ich jemandem helfen wollte, der verhaftet worden war. Ich wollte ihn nach seinem Namen und persönlichen Informationen fragen, aber sie verhafteten mich auf sehr gewaltsame Weise.

Hast du noch weitere Repressionen gegen andere beobachtet?

Ich habe viel Unterdrückung gegen viele Menschen bemerkt, wegen bestimmter Slogans oder Banner, die sie hochhalten, obwohl diese Slogans und Banner nicht verboten sind und sogar das deutsche Gericht ihrer Verbot nicht zugestimmt hat. Aber es scheint, dass die Polizei eigenmächtig und außerhalb des Gesetzes handelt und sich nicht einmal an das deutsche Recht hält.

Wie kann man dich und andere unterstützen?

Immer auf die Straße gehen, palästinensische Symbole wie die Kufiya tragen und überall über die deutsche Unterdrückungsmaschinerie sprechen und sie überall bloßstellen, besonders von Menschen, die das Privileg der deutschen Staatsangehörigkeit genießen.

Warum ist es wichtig, dass wir weiter auf die Straße gehen?

Denn es ist das Mindeste, was wir tun können, um Druck auf die faschistischen Regierungen auszuüben, sie zur Einstellung des Feuers aufzufordern und das Ende der Unterdrückung gegen die Palästinenser, besonders in Deutschland, zu fordern. Denn wenn ihr euch heute nicht gegen dieses Unrecht vereint, werden sie morgen alle zu euch kommen.

Die Worte Khaleds hallen mir bei jedem Lesen durch den Kopf. Gerade jetzt, wo Demonstrationen wieder kleiner werden, wo Stimmen gesilenced werden und uns Brotkrümel hingeworfen werden, damit wir nicht mehr fordern, darf der Kampf nicht aufhören. Damit nicht nur einige wenige die geballte Repression abbekommen, lasst uns hier nicht aufhören. Lasst uns organisieren in Bündnissen und Komitees in unseren Betrieben, an Schulen und an Unis. Denn ein Angriff auf eine:n von uns ist ein Angriff auf alle von uns.

Berichte von deinen Erfahrungen!

Falls ihr selbst Gewalt oder andere Repressionen erlebt habt und diese veröffentlichen wollt, schreibt uns unter info@klassegegenklasse.org.

Mehr zum Thema