Red Brain Nr. 13: Bildung für dich und mich?

27.08.2012, Lesezeit 8 Min.
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Red Brain ist eine linke, antikapitalistische SchülerInnenzeitung, die von einer unabhängigen SchülerInnengruppe (in Zusammenarbeit mit RIO) am John-Lennon-Gymnasium in Berlin-Mitte und nun auch am Immanuel-Kant-Gymnasium in Berlin-Lichtenberg her­ausgegeben wird. Die Ausgabe gibt es als PDF, die einzelnen Artikel gibt es unten:

Ein neues Schuljahr

Wir genießen die letzten Sommertage des Jahres und die Schule läuft schon fast wieder normal – mit einer Ausnahme: Red Brain!

Wir haben im letzten Monat diese Ausgabe für euch erarbeitet. Und es ist eine besondere Ausgabe, denn Red Brain wird jetzt gemeinsam von Schüler*innen des Immanuel–Kant–Gymnasiums und des John–Lennon–Gymnasiums ausgearbeitet. Auch von der Freien Waldorfschule Kreuzberg kommen tolle Neuigkeiten! Dort gibt es das neue Zeitungsprojekt Banana Republic. Langfristig möchten wir eine schulübergreifende und antikapitalistische Schüler*innengruppe gründen.

Endlich öffnet auch Lennongrad, der selbstverwaltete Raum aller Schüler*innen, seine Türen.

Ende September gibt es eine Red Brain Soliparty in der KvU, ihr seid alle herzlich eingeladen.

Viel Spaß beim lesen und rote Grüße an alle Erstleser*innen!

Eure Red Brain-Redaktion

Bildung für dich und mich?

Während Kinder bei der Einschulung noch mit strahlenden Gesichtern die Schulgebäude betreten, sehen sie in höheren Klassenstufen schon weit weniger glücklich aus, wenn man das Wort Schule nur erwähnt. Seltsam, oder? Schließlich kann doch jede*r in Deutschland froh darüber sein, dass sie*er so gute Bildung zur Verfügung gestellt bekommt.

Wenn ich mir die Situation in der Schule angucke, sehe ich überfüllte Klassen, überforderte Lehrer*innen, Stress und Leistungsdruck. Lernstoff der innerhalb von kurzer Zeit auf einem breiten Feld von unterschiedlichen Fächern eingeprägt werden muss, um bei den Prüfungen brav alles zu wissen. Das dabei wirklich etwas im Detail hängen bleibt, ist meist nicht der Fall. Zusätzlich wurde die Abiturzeit von 13 auf 12 Jahre verringert, der zu lernende Stoff allerdings nicht.

Laut einer Umfrage der Süddeutschen Zeitung würden 54% der Eltern in Deutschland ihre Kinder lieber auf eine Privatschule, als auf eine staatliche Schule schicken, wenn sie sich es leisten könnten.

91% nennen dabei als einen der Hauptpunkte die Spaltung in Haupt-, Real- und Gymnasialschulen, bei der Kinder schon im Alter von 8-9 Jahren, in Berlin von 10-11 Jahren in „gut“, „schlecht“ und in „irgendwas dazwischen“ sortiert werden. Durch diese Selektion bessere Bildungs- und Lernbedingungen für die Schüler zu schaffen, scheint allerdings nicht nahe zu liegen, denn sonst könnte man gleichfalls Kurssysteme einführen, wie auf Gesamtschulen.

Die Illusion, die erzeugt wird, ist, dass Menschen, die einen höheren Abschluss erreichen, von Natur aus klüger sind als andere; schließlich haben sie ja den gleichen Stoff in gleicher Zeit, mit den gleichen Tests durchlaufen. Das vereinfacht das Auswahlverfahren im Arbeitswesen zwischen leitenden Aufgaben und ausführenden Aufgaben.

Außerdem bringt die Illusion, dass die Menschen mit ungleichen natürlichen Vorraussetzungen die Schullaufbahn durchlaufen und man am Ende, zugespitzt gesagt, die Klugen von den Dummen gefiltert hat, ein Einverständnis mit der ungleichen Verteilung an Macht, Bildung und Zugang zu Gütern hervor. Gefördert wird ein „Es ist nunmal so“ Verhalten, anstatt Selbstständigkeit zu lernen findet eine Sensibilisierung mit Autoritäten und eine Anpassung an bestehende Verhältnisse statt.

Das System hat den Anspruch Arbeitskräfte und Bosse zu schaffen, die Konkurrenzdruck aushalten und möglichst Leistungsfähig sind. Hausaufgaben, Klausuren und Abistress sind nur ein Ausruck davon. Daher wird die Einzelleistung der Schüler*innen und nicht der gemeinsame Erfolg gefördert, im Fall des JLGs durch des Schulleiters Top 20 Liste der besten Schüler*innen. Darunter leiden alle, aber insbesondere „sozial schwache“ Schüler*innen, sowie Migrant*innen oder deren Kinder.

Wir wollen deshalb eine Bildung, die von den Schüler*innen und Lehrer*innen gemeinsam bestimmt und organisiert wird.

Solltest Du ebenfalls nicht mit dem bestehenden System einverstanden sein, komm zum JLG-Aktionskomitee, zu unseren offenen RedBrain-Treffen oder zum Antifaschistischen Bund Immanuel Kant, um dich mit anderen Schüler*innen zu vernetzen. Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist, es wäre nur deine Schuld wenn sie so bleibt.

Olympische Ausbeutung

Die Olympischen und Paralympischen Spiele sind ein großes Spektakel, bei dem rund um den Globus Millionen von Menschen begeisternde Leistungen von Athlet*innen aus der ganzen Welt verfolgen können. Dem Internationalen Olympischen Komitee zufolge ist „das Ziel der Olympischen Idee, den Sport in den Dienst der harmonischen Entwicklung der Menschheit zu stellen und eine friedliche Gesellschaft zu schaffen, in der die menschliche Würde gewahrt bleibt“.

Die Spiele in London, die in diesem Sommer stattfanden, waren der Gipfel der Kommerzialisierung der Oylmpischen Spiele. Die Eintrittspreise waren so hoch wie nie, was nur einem geringen Teil der Bevökerung überhaupt die Möglichkeit gab, direkt am Geschehen zu sein. Die Spielstätten wurden zu großen Teilen vom Staat, also den Steuerzahler*innen, bezahlt und werden mittel- und langfristig in den Händen multinationaler Konzerne für deren Profite sorgen. Auch aus den Versprechen, möglichst viele Wohnungen zu „bezahlbaren Preisen“ anbieten zu können, wird nichts – ein Großteil des Londoner Ostens wird künftig privatisiert und verteuert. Die diesjährigen Spiele sollten besonders „ethisch“ sein, doch wurde beim Bau des Olympischen Parks, der allsbald in private Hand übergeht, eine gewerkschaftliche Organisation verboten. Die Arbeiter*innen auf der ganzen Welt, die die Produkte für die Sportler*innen usw. herstellen, werden in so genannten. Swatshops von Adidas, Nike und co. brutalst ausgebeutet. Gleichzeitig fand eine enorme Militarisierung Londons und Umgebung statt – soviel zur „friedlichen Gesellschaft“. Auch die Athlet*innen bekamen diesen Druck zu spüren. Noch nie wurde so viel gedopt, wie dieses Jahr.

Unter den fünf Ringen, die für Völkerverständigung und Frieden in der Welt stehen, wird der Profit Weniger auf den Schultern der Massen gesichert und vermehrt.

Die Kumpels von Asturien streiken wieder

Ende Mai, Asturien. Im Nordwesten des spanischen Staates treten die Minenarbeiter*innen in den unbefristeten Streik. Denn der Staat steht unter Druck, soll sparen, um von der EU Geld zur Rettung seiner Banken zu erhalten. Also beschließt er, bis 2018 alle Kohleminen zu schließen und streicht dieses Jahr bereits 63% der Zuschüsse. Den Betreiber*innen der Minen wird deren erhalt nun zu teuer, und so versuchen sie, 8 000 Arbeiter*innen zu entlassen – was tausende indirekte, weitere Arbeitsplatzverluste zu Folge hätte. Und das ist nicht der erste Angriff des spanischen Staates auf die ArbeiterInnen. In den letzten Jahren wurde das Rentenalter erhöht, Entlassungen vereinfacht (heute liegt die Arbeitslosigkeit der 18-29 jährigen bei 50%), Lohnkürzungen durchgesetzt, im Bildungs- und Gesundheitswesen gespart. Den Arbeiter*innen wird das Leben also ziemlich schwer gemacht – oder besser gesagt, die Lasten der Wirtschaftskrise sollen von ihnen getragen werden. Die Minenarbeiter*innen streiken also. Genauso wie 1934, als Franco versuchte, die Minen zu schließen, bewaffnen sie sich heute, mit Feuerwerkskörpern und Dynamit. Mit täglichen Barrikaden und Straßenschlachten gegen die Polizei versuchen sie, ihre Arbeitsplätze zu verteidigen. Denn falls sie diese verlieren, droht eine Massenverelendung.

Der Höhepunkt der Proteste wurde beim „schwarzen Marsch“ erreicht, als Bergarbeiter*innen nach drei Wochen Fußweg am Abend des 10. Juli in Madrid eintrafen und es zu einer Kundgebung mit etwa 100.000 Menschen kam.

Die Gewerkschaften wärenddessen versuchen, eine friedliche Lösung zu finden. Doch warum sollten die Besitzer*innen der Minen mit den Gewerkschaften verhandeln (mit dem spanischen Staat und der EU im Nacken), wenn mit den Minen keine Profite mehr erzielt werden können?

So ist die einzige Alternative für die Kumpels, ihre Minen in die eigenen Hände zu nehmen, die gesamte Wirtschaft demokratisch zu kontrollieren, statt für das versagen des Kapitalismus zu bezahlen.

Zitat des Monats

Dem Studenten wird ein über- triebenes Konkurrenzstreben eingetrichtert und er wird dazu ausgebildet, raffgierigen Erfolg als Vorbereitung für seine zu- künftige Karriere anzusehen.

– Albert Einstein, Wissenschaftler

Termine von Red Brain

* offenes Treffen des Antifaschistischen Bundes Imanuel Kant
jeden Freitag, 13:45 Uhr, A203

* offenes Treffen des JLG-Aktionskomitees
jeden Dienstag, 16:30 Uhr, Lennongrad (Raum 008)

* offenes Treffen von Red Brain
jeden Donnerstag, 16 Uhr, Lennongrad

* Red Brain Party: 28. Septeber, 21 Uhr,
K.v.U. (Kremmener Str. 9-11)
Mit PACS, Lea-Won und DnB.

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