Queerfeindlichkeit tötet

23.02.2024, Lesezeit 3 Min.
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Foto: Ricarda/Klasse Gegen Klasse

Am 8. Februar starb Nex Benedict, nachdem they von drei Mitschüler:innen mehrfach geschlagen wurde. Der Tod ist Resultat allgegenwärtiger Queerfeindlichkeit, die ihren Ursprung im kapitalistischen System hat.

Im US-Bundesstaat Oklahoma starb am 8. Februar 2024 Nex Benedict, nachdem they (Nex nutzte they/them Pronomen) von drei Mitschüler:innen in einer Mädchentoilette mehrmals geschlagen wurden. They schlug mit dem Kopf auf den Boden und verstarb einen Tag später im Krankenhaus. Die Schulleitung hielt es nicht für notwendig, den Krankenwagen oder die Polizei anzurufen. Stattdessen wurden die Eltern der Beteiligten informiert; Nex’ Adoptivmutter fand them in der Schule mit Verletzungen am Hinterkopf und im Gesicht vor und brachte them ins Krankenhaus, wo they abends jedoch wieder entlassen wurde. They kollabierte am nächsten Morgen; als der Krankenwagen eintraf, atmete they nicht mehr und wurde im Krankenhaus für tot erklärt. 

Nicht nur, dass die Schulleitung sich gegen den Anruf entschied, sie suspendierte Nex auch noch für zwei Wochen. Damit wurden nicht die Täter:innen, sondern das Opfer bestraft. Mittlerweile wurden zwar die Beteiligten von der Polizei vernommen, allerdings wird die Strafe aller Wahrscheinlichkeit nach nicht sonderlich hoch ausfallen. Dieser Hass und die Gewalt gegenüber trans und nicht-binären Menschen ist auch Resultat eines queerfeindlichen Klimas in Oklahoma, welches unter anderem mit einem Gesetz befeuert wird, das  2022 verabschiedet wurde. Darin werden trans und nicht-binären Menschen aufgefordert, Schultoiletten aufzusuchen, die dem Geschlecht entsprechen, welches ihnen bei der Geburt oktroyiert wurde. 

Der Hass und die Verachtung gegenüber queeren Menschen ist kein singuläres Ereignis des US-Bundesstaats, sondern fest verankert im Kapitalismus. Wenngleich bürgerliche Staaten mit vermeintlich progressiven Gesetzen für Rechte und Schutz von queeren Menschen sorgen, sieht es in der Realität anders aus. Das liegt auch daran, dass queere Menschen, besonders trans und nicht-binäre, weiterhin pathologisiert werden und in vielen bürgerlichen Staaten die Hürden hoch sind, administrativ das Geschlecht und den Namen anzupassen. Der Tod von Nex bleibt dabei kein Einzelfall, sondern they ist ein weiteres Individuum, das aufgrund von Queerfeindlichkeit ermordet wurde. Ja, auch wenn die Täter:innen den Tod wahrscheinlich nicht gewollt hatten, zog ihr Handeln jene Konsequenz nach sich. 

Offiziell wurden zwischen dem 1. Oktober 2022 und dem 30. September 2023 321 trans und nicht-binäre Menschen ermordet. Die Dunkelziffer liegt dabei um ein Vielfaches höher, da viele Morde nicht in die Statistik einfließen. Die größte Opfergruppe sind dabei trans Frauen. Der einzige Weg, um Queerfeindlichkeit zu zerschlagen, wird nicht im Kapitalismus stattfinden, sondern nur in der Überwindung dieses Systems. Das eindrücklichste Beispiel ist dabei die junge Sowjetunion. Vor der Degeneration des ersten Arbeiter:innenstaats der Welt wurden queere Menschen entkriminalisiert und im Rahmen der damaligen Möglichkeiten trans Menschen ermöglicht, ihrem Geschlecht entsprechende operative Angleichungen zu vollziehen. Wenngleich die Bevölkerung des Sowjetstaates durch die Sozialisation im Zarenreich konservative und reaktionäre Einstellungen hatte, legte die Oktoberrevolution den Grundstein zur Befreiung queerer Menschen. 

Der Tod Nex’ ist grausam und unverzeihlich. Es ist dieses barbarische System, das dafür verantwortlich ist. Kein Vergessen, keine Vergebung. Der Kampf gegen Queerfeindlichkeit ist konsequenter Bestandteil der Befreiung der gesamten Arbeiter:innenklasse. Ruhe in Frieden Nex’ – dein Tod bleibt nicht unbeantwortet. 

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