Proteste gegen Outsourcing bei Wombat’s
Reinigungskräfte sollen aus dem Hostel ausgegliedert werden. Die Beschäftigten befürchten Lohneinbußen.
Berlin-Mitte. Wer hält die ganzen Bars, Cafés und Hostels am Laufen, die junge Tourist*innen aus aller Welt anziehen? Es sind junge Arbeiter*innen, ebenfalls aus aller Welt, und ihre prekären Arbeitsbedingungen grenzen oft an Illegalität. Eine Ausnahme ist das Wombat’s City Hostel. Hier hat die Belegschaft letztes Jahr eine Bezahlung nach dem Tarifvertrag Hotel und Gaststätten erkämpft.
Am Dienstag stehen rund 50 Demonstrant*innen mit lila Transparenten vor dem schwarz-weißen Neubau in der Alten Schönhauser Straße. »Nix wird hier ausgegliedert!« steht auf einem Schild. Ende März sollen die neun Reinigungskräfte aus dem Unternehmen ausgegliedert werden – knapp ein Fünftel der gesamten Belegschaft. »Die Geschäftsführung will sich offenbar für den Tarifabschluss und unseren Arbeitskampf rächen« erklärt der Betriebsratsvorsitzende Raphael, »und den Einfluss der Gewerkschaft beschneiden.« Der Betriebsrat sei dann nicht mehr für sie zuständig, und schrumpfe deswegen von fünf auf drei Köpfe, so der Beschäftigtenvertreter, der seinen ganzen Namen nicht in der Zeitung lesen will.
Der 36-Jährige arbeitet seit elf Jahren im Hostel, das sich auf seiner Website als sozial verantwortlich darstellt, vor vier Jahren hat er den Betriebsrat mitbegründet. Inzwischen sind knapp 90 Prozent der Belegschaft bei der Gewerkschaft NGG. Die Beschäftigten erhielten Abmahnungen wegen eines Besuchs beim Betriebsrat – eine Kollegin sei sogar wegen der Teilnahme an einem Streik gekündigt worden. Gegen die Ausgliederung kann der Betriebsrat jedoch nicht juristisch vorgehen, weil das unter die »unternehmerische Freiheit« fällt. Deshalb setzt die Belegschaft auf politischen Protest.
»Outsourcing ist voll out« steht auf dem Schild von Katarina. Die Gärtnerin in einer schwarzen Kapuze, die ihren echten Namen nicht in der Zeitung lesen will, war jahrelang bei einer Tochterfirma des Botanischen Gartens angestellt und verdiente bis zu 40 Prozent weniger als ihre Kolleg*innen. Nach jahrelangem Kampf wurde die gesamte Tochterfirma wieder eingegliedert. Dabei wurde die Reinigung des Gartens an eine Fremdfirma vergeben.
»Das ist ein typischer Frauenjob, und wird deswegen scheiße bezahlt« sagt Katarina. Nach dem Outsourcing sei die Bezahlung noch schlechter. »Dabei ist es der wichtigste Job. Wer will in einem Hostel wohnen, das nicht sauber ist?« Durch die Ausgliederung leide die Sauberkeit und der Zusammenhalt der Belegschaft. »Die neuen Putzfrauen im Garten tun mir echt leid, sie sind so abgehetzt.«
Aktivist*innen des Frauenstreiks sind zu Wombat’s gekommen, »weil Outsourcing immer sexistisch ist«. Ein Penis und »Fuck U Betriebsrat« wurden vor zehn Tagen auf die Straße vor der Herberge gesprüht. Die Geschäftsführung erklärte gegenüber der »Bild«, ein Teil der Belegschaft sei für die Graffiti verantwortlich. Dabei sollen Zeugen aus der Belegschaft nachts ihre Manager*innen gesehen haben. Eine Anzeige wegen Behinderung von Betriebsratsarbeit läuft. Auf Anfrage ließ die Hausleitung ausrichten, dass sie nicht vor Ort gewesen sei. Auf E-Mail-Anfragen hat sie nicht reagiert.
Die Wombat’s-Manager*innen setzen auf Geschäftspraktiken, die auch das Land Berlin anwendet. Arbeiter*innen des Universitätsklinikums Charité und der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) erklären, dass auch ihre Belegschaften durch unzählige Tochterfirmen gespalten seien. Seit Mittwoch streiken erneut die Therapeut*innen der Charité-Tochter CPPZ. Der rot-rot-grüne Senat in Berlin hat in seinem Koalitionsvertrag die Wiedereingliederung dieser Tochterfirmen versprochen. Das Abgeordnetenhaus hat nun den Senat aufgefordert, bis zum 31. März ein entsprechendes Konzept vorzulegen.
Die laufende Kampagne für eine Enteignung der großen Berliner Wohnungskonzerne macht auch hier Eindruck. Auf einem Pappschild steht: »Wombat’s enteignen!« Ein Student am Megafon erzählt von einem Hotel in Buenos Aires, das 2003 von seiner Belegschaft besetzt wurde. Seit 15 Jahren funktioniert das Hotel Bauen unter Selbstverwaltung. Wombat’s-Beschäftigte applaudieren – der Betrieb würde ohne Chefs tatsächlich besser funktionieren, glauben sie. »Reiniger rein!« rufen sie. Und dann: »Manager raus!«
Dieser Artikel erschien zuerst im neuen Deutschland.