Protestcamps für Gaza: Eine linke und internationalistische Jugend, die sich für Palästina einsetzt

11.05.2024, Lesezeit 9 Min.
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Foto: Left Voice

Zehntausende Studierende und Unibeschäftigte haben sich in den letzten Wochen in den USA, Europa und Lateinamerika an Protestcamps und Besetzungen ihrer Unis beteiligt. Eine Übersicht.

In den USA begann die aktuelle Bewegung, und unsere Genossen von Left Voice waren aktiv an den Camps an der Columbia University und der City University of New York (CUNY) beteiligt. Beide Camps wurden von der Polizei angegriffen, unterdrückt und aufgelöst, was zu vielen ähnlichen Protesten an großen Universitäten im ganzen Land führte. Diese Auseinandersetzungen haben bereits zu über 2500 Verhaftungen in den USA geführt und die Solidaritätsbewegung mit Palästina sowie den Widerstand gegen die Finanzierung und Unterstützung durch die US-Regierung verstärkt.

Der Völkermord der israelischen Regierung an den Palästinensern wird von wichtigen imperialistischen Mächten unterstützt und von Technologie- und Rüstungsunternehmen mitgetragen. Dies hat zu einer internationalen Bewegung der Ablehnung geführt, die sich besonders in den Gaza-Solidaritätscamps zeigt, die an vielen Universitäten weltweit eingerichtet wurden.

Student:innen, Jugendliche sowie Lehrer:innen und Universitätsmitarbeiter:innen haben sich zu einer starken sozialen Kraft entwickelt. Sie stellen ihre Regierungen vor Herausforderungen und untergraben die Legitimität, mit der der zionistische Staat seine Massaker durchführt. Dies betrifft auch Regierungen wie die von Biden, Macron und anderen Verbündeten Israels weltweit.

Die wichtigsten Forderungen sind ein sofortiger Waffenstillstand, das Ende der Besatzung und des Völkermords sowie die Beendigung von Vereinbarungen und Beziehungen der Universitäten mit israelischen Institutionen und Unternehmen, die das Massaker unterstützen. Die Bewegung kritisiert auch die Mitschuld der Regierungen am palästinensischen Völkermord und fordert ein Ende des Waffenhandels mit Israel.

Von den USA bis Deutschland, von Frankreich bis Mexiko, von Spanien bis Brasilien sind Genos:innen unseres internationalen Netzwerks La Izquierda Diario weltweit aktiv an diesen Bewegungen beteiligt. In vielen Fällen sind sie Anführer bei Besetzungen oder erleben Repression, Verfolgung und Inhaftierung, wie die Jugendlichen von Le Poing Leve (dt.: die erhobene Faust) in Frankreich oder Left Voice (dt.: Linke Stimme) in den USA.

In den USA begann die aktuelle Bewegung, und unsere Genoss:innen von Left Voice waren aktiv an den Camps an der Columbia University und der City University of New York (CUNY) beteiligt. Beide Camps wurden von der Polizei angegriffen, unterdrückt und aufgelöst, was zu vielen ähnlichen Protesten an großen Universitäten im ganzen Land führte. Diese Auseinandersetzungen haben bereits zu über 2500 Verhaftungen in den USA geführt und die Solidaritätsbewegung mit Palästina sowie den Widerstand gegen die Finanzierung und Unterstützung durch die US-Regierung verstärkt.

Frankreich war einer der ersten Orte, an dem sich die in den Vereinigten Staaten entstandene Bewegung ausbreitete. Unsere Genoss:innen von Le Poing Leve (dt.: Die erhobene Faust) nahmen von Anfang an an Aktionen, Protesten und Besetzungen teil, ähnlich wie bei den Camps an der renommierten Universität La Sorbonne, dem politischen Epizentrum während des französischen Mai 1968, und an der Universität für Politikwissenschaften, wo sie brutaler Polizeirepression und Massenverhaftungen gegenüberstanden, wie am Dienstagabend, als die Polizei das besetzte Amphitheater der Sorbonne stürmte und 88 Student:innen festnahm. Eine große Mobilisierung am folgenden Tag führte zu ihrer Freilassung und einige unserer Genoss:innen sprachen nach ihrer Freilassung.

Angesichts der Repression in Frankreich traten unsere Genoss:innen auf und kritisierten die Verfolgung scharf. In einem Video sehen wir Ariane Annemoyanis, nationale Sprecherin von Le Poing Levé und Studentin an der Sorbonne, wo die Polizeigewalt besonders brutal war. Sie äußerte sich in einer wichtigen Fernsehsendung zum anhaltenden Massaker in Gaza und zur Unterdrückung der Jugend: „Jedes Mal, wenn die Jugend auf die Straße geht, um zu kämpfen, schicken sie die Polizei und unterdrücken uns.“

Unsere Genoss:innen von Le Poing Leve waren von Anfang an aktiv bei Aktionen, Protesten und Besetzungen beteiligt und haben Mobilisierungen an mehreren Universitäten im Land (Bordeaux, Toulouse, Rennes und Marseille) angestoßen. An der Universität Mirail waren sie die treibende Kraft hinter der ersten Solidaritätskundgebung mit Palästina in Toulouse, bei der die Polizei jede Demonstration in der Stadt unterdrückte. Nach dieser Kundgebung wurde unsere Kollegin Alberta Nur von der zionistischen extremen Rechten schikaniert und mit dem Tod bedroht.

Ein weiteres Land, in dem sich die Bewegung ausbreitete, war Spanien. Die Camps begannen an der Universität von Valencia und ergriffen schnell die Universität von Barcelona und die Complutense Universität Madrid. Unsere Genoss:innen von Contracorriente, wie Lucía Nistal (Lehrerin an der Universität Complutense) und Pablo Castilla (Leiter des Camps an der Universität Barcelona), sind Teil der Bewegung an den Universitäten und unterstützen auch den Kampf der Lehrer:innen.

https://publish.twitter.com/?url=https://twitter.com/PabloCastilla00/status/1787624848967307536#

Auch in Deutschland wurden Camps eingerichtet. Am Dienstagmorgen entstand an der Freien Universität Berlin ein Palästina-Solidaritätscamp. Die Universitätsleitung rief sofort die Polizei zu Hilfe. Die Proteste weiteten sich auf Universitäten in Berlin, Köln, Bonn, Bremen und anderen Städten aus. Unsere Genoss:innen von Waffen der Kritik beteiligen sich an Camps wie dem an der Freien Universität, das von der Polizei brutal aufgelöst wurde. Gleichzeitig diskutieren sie demokratisch darüber, wie sie gemeinsam mit Lehrenden und Mitarbeiter:innen Versammlungen organisieren können, um sowohl den israelischen Völkermord in Gaza als auch die Unterstützung der deutschen Regierung zu kritisieren.

Auch Brasilien hat sich diese Woche mit einem Solidaritätscamp für Gaza an der Universität von São Paulo (USP) der Bewegung angeschlossen. Das Solidaritätscamp für das palästinensische Volk an der USP wurde am Dienstag vom Student:innenkomitee in Solidarität mit dem palästinensischen Volk der USP zusammen mit Mitgliedern der USP-Arbeitergewerkschaft (Sintusp) und der Unterstützung von Dutzenden von Organisationen innerhalb und außerhalb der Universität organisiert. Unsere Genossen von der Faísca Revolucionária (dt.: revolutionärer Funke) waren ebenfalls an diesen Aktionen beteiligt.

In Chile sind unsere Genoss:innen von der Gruppe Vencer Teil des Palästina-Komitees an der Universität von Chile und engagieren sich in der internationalen Bewegung gegen Völkermord. Am Donnerstag organisierten Studenten, Professoren und Dozenten einen „Pasacampus“ (internen Marsch) und ein Camp auf dem Juan Gomez Millas Campus der Universität von Chile.

Sie forderten von der Universität, alle akademischen Beziehungen mit israelischen Institutionen zu beenden, und verlangten von der Regierung unter Gabriel Boric den sofortigen Abbruch der wirtschaftlichen, militärischen und diplomatischen Beziehungen zum Staat Israel. Ihr Motto: Für eine Universität frei von Apartheid! Brecht die Beziehungen mit dem Staat Israel ab! Beendet den Völkermord, befreit Palästina!

In Argentinien beteiligte sich die Jugend der PTS durch einen bedeutenden Block an den Aktionen zum 1. Mai. Dabei prangerten die nationalen Abgeordneten der Frente de Izquierda, Myriam Bregman und Christian Castillo, zusammen mit unserem Uni-Genossen Luca Bonfante die Situation in Gaza und den Völkermord des Staates Israel an. Sie kritisierten auch, dass Präsident Javier Milei zur wichtigsten Stütze in der Region für das Massaker geworden ist, das von der Regierung Benjamin Netanjahus verübt wird.

In Venezuela nahm unsere Genossin Suhey Ochoa von Bread and Roses und der LTS ebenfalls an der Maikundgebung in diesem Land teil, um den Völkermord in Gaza anzuprangern.

In Costa Rica wurde in der Nacht zum 1. Mai an der beliebten Escuela de Estudios Generales der Universität von Costa Rica ein Camp für Gaza eingerichtet. In diesem Raum finden kulturelle und künstlerische Aktivitäten statt, und sie fordern den costaricanischen Staat auf, die Beziehungen zum zionistischen Staat abzubrechen (sie haben bereits tausend Unterschriften mit diesem Ziel gesammelt).

Unsere Genossen von der OSR, die die Zeitung La Izquierda Diario Costa Rica herausgeben, haben ihre Solidarität mit dem Camp zum Ausdruck gebracht. Sie haben die gesamte Studentenbewegung eingeladen, sich ihnen anzuschließen und in den verschiedenen Universitäten des Landes zu protestieren.

In Bolivien haben unsere Genossen von der Jugend des Combate Rojo (LOR-CI) (dt.: Roter Kampf) zusammen mit unabhängigen Unterstützern Aktionen an der Universidad Mayor de San Andrés (UMSA) durchgeführt. Sie haben eine Generalversammlung für Palästina organisiert und Maßnahmen zur Stärkung des Kampfes gegen den Genozid vorbereitet. In den letzten Tagen wurde die Kampagne durch die Beteiligung der Fakultät für Sozialwissenschaften verstärkt.

Am Mittwoch fand ein virtuelles Treffen von Studenten und Hochschullehrern aus der ganzen Welt für Palästina statt. Das Treffen beschloss, Aktionen in allen Universitäten am 15. Mai zu unterstützen. An dem Treffen nahmen Genossinnen und Genossen unserer PTS-Jugendgruppen aus Argentinien, La Poing Leve aus Frankreich und Left Voice aus den Vereinigten Staaten teil.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Spanisch bei unserer Schwesterseit La Izquierda Diario.

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