Propagandaplakate in Kairo
Überall in Kairo gibt es diese Plakate. Vor hellblauem Hintergrund hält ein Soldat ein Baby. Darunter wird auf Arabisch behauptet: „Die Armee und das Volk bilden eine Hand.“
An Fassaden und öffentlichen Bussen ist das Motiv leicht zu übersehen. Es geht im Chaos der ägyptischen Metropole unter und muss mit Millionen weiterer Plakate um Aufmerksamkeit konkurrieren, die Gesichter der Präsidentschaftskandidaten zeigen. Auffällig sind der Soldat und das Baby jedoch an den gepanzerten Fahrzeugen, mit denen das Militär Kairo fest im Griff hat. Wahrscheinlich sind die Maschinengewehre auf den Kreuzungen der Stadt nicht gegen den Nachbarstaat gerichtet.
Die PR-Aktion wurde vor etwa einem Monat aufgelegt, als zum Generalstreik gegen die Militärregierung aufgerufen worden war. (Dieser Streik kam nicht zu Stande.) Was ist ihre Aussage? Versteht das Militär die Bevölkerung als Baby, unmündig und hilflos? Und warum trägt der Soldat volle Kampfmontur, Helm und kugelsichere Weste? Ist er in Angst vor einem Aufstand der Babys?
Hintergrund der dilettantischen Aktion ist das schlechte Ansehen des Militärs. So zahlreich wie die Plakate sind „No SCAF!“-Graffiti an den Wänden. Sie richten sich gegen den Obersten Rat der Streitkräfte, der nach dem Sturz von Mubarak die Macht übernahm. Mit Parolen der Freundlichkeit versucht das Militär im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen, die Ende Mai beginnen, Privilegien und wirtschaftliche Macht zu schützen. Ob die Generäle einen eigenen Kandidaten aufstellen oder mit der Partei der Muslimbrüder paktieren werden, wissen sie wohl selbst noch nicht.
Tagtäglich wird über die Gefahr eines Militärputsches diskutiert. Da will das Militär beruhigend wirken: „Nimm deine Nuckelflasche, Volk, wir kümmern uns.“ Doch während die fast 500.000 Wehrdienstleistenden relativ hohes Ansehen genießen, gelten die Generäle als Diktatoren und Usurpatoren der Revolution. Daran werden auch Babyplakate nichts ändern.
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