Professor Klapötke: Einführung in den Bombenbau an der LMU München
Thomas Klapötke ist Professor für Chemie an der Uni München. Neben seiner Forschung an umweltfreundlicheren und explosiveren Sprengstoffen gibt er Lehre. Erstis werden hier schonmal ans Thema Kriegsforschung herangeführt.
Professor Klapötke ist mit seiner Bomben-Forschung an der LMU München kein unbeschriebenes Blatt. In Interviews für Zeitungen und Fernsehberichte gibt er sich moderat und pragmatisch. Er selbst sehe bewaffnete Gewalt als letztes Mittel und auch die Explosionen in seinen Laboren würden seine Hunde nur erschrecken. Wie aber sieht es aus, wenn vor ihm kein Aufnahmegerät liegt, sondern Hunderte Student*innen sitzen?
…und plötzlich geht’s um Bomben
Mehrere Hundert Student*innen der Bachelorstudiengänge Chemie und Biochemie, Biologie, Pharmazie sowie Studierende von Lehramtsstudiengängen mit Teilfach Chemie hören jede Woche an drei Terminen Professor Klapötke in seiner Vorlesung zu. Theoretische Grundlagen werden hier anhand von Experimenten, die Assistent*innen vorführen, veranschaulicht. Und zwischen all dem Rauch der chemischen Reaktionen passiert es dann wieder: Seine Kriegsforschung kommt zur Sprache.
In den Mensen des Campus Martinsried sowie des Campus Großhadern können unruhige Gespräche über Professor Klapötke unter Bachelor-Student*innen vernommen werden. So zeigte sich zum Beispiel ein Chemie-Student erschrocken über einen Beitrag Klapötkes in seiner Vorlesung, bei dem er über die Schwierigkeiten beim Zünden von Bomben gesprochen haben soll. Solche Berichte sind kein Einzelfall. Auch ältere Student*innen in höheren Semestern können sich an Grundvorlesungen bei Profossor Klapötke erinnern, in denen seine Forschung aufkam.
Interessanterweise ist im Online-Hochschulregister der LMU Professor Klapötke gar nicht als Dozent dieser Vorlesung aufgelistet. Nur in der Kommentarspalte werden die Studierende auf die Homepage eines anderen Professors des Departments verlinkt.
Fake-Fans und Leidenschaft für die NATO
Im Wintersemester 2016/17 wollten Aktivist*innen Klapötke in einer seiner Vorlesungen zu seiner Forschung konfrontieren. Durch ein größeres Aufgebot von Securities vor und im Hörsaal wurden sie daran gehindert. Stattdessen wurde von Klapötke, der über die im Internet angekündigte Aktion bereits Bescheid wusste, eine viertelstündige Diskussion initiiert, dessen Gesprächsrahmen durch Klapötke und die umzingelnden Securities bestimmt wurde.
Im eigens zu diesem Zweck vorbereiteten Hörsaal saßen neben aktivistischen Student*innen, die seiner Forschung kritisch gegenüber stehen, zum großen Teil Mitarbeiter*innen Klapötkes Arbeitsgruppe. Ist Professor Klapötke vorsichtig, wenn er nicht als Dozent einer gut besuchten Vorlesung angegeben werden möchte? Hat er Sorge, ohne Securities und Fake-Fans nicht vorbereitet auf politische Auseinandersetzungen zu sein?
Professor Klapötke ist oftmals gezwungen, seine Forschung zu rechtfertigen, die ihn als Bomben-Bastler stigmatisiert. Ebenso oft redet er aber leidenschaftlich von seinen Projekten für NATO und US-Militär. Wir als Student*innen an der LMU wollen aber keine Kriegsforschung. Klapötke muss klar sein, dass seine Berichte in Vorlesungen als Expertise aufgenommen werden. Denn er versteht sein Fachgebiet. Das führt zwangsweise zu einem normalisierten Umgang mit dem Thema Rüstungsforschung. Diese Normalität wollen wir aber genauso wenig.
Die zerstörerischen Mittel, die Klapötke entwickelt und deren Advokat er ist, sind der Grund, warum Menschen sterben. Sie sind der Grund, warum in vielen Ländern Menschen die Lebensgrundlage entzogen wird indem ganze Landstriche zerstört werden. Tod, Flucht und Migration sind unmittelbare Folgen des Sprengstoffeinsatzes in Bomben.
Wir wollen weder die Normalität, dass bei uns Bomben als „Forschung“ gebaut werden – noch die Normalität eines Dozierenden als „Experten“, die Studierende auf ihren Beitrag in der Rüstungsforschung vorbereiten. Erst im Februar haben „Waffen der Kritik München“ und Unabhängige zu diesem Thema ein Video gedreht: