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Praktikum, Minijob, Befristung – unsere Zukunft in der Welt der G20?

22.06.2017, Lesezeit 4 Min.
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Der G20-Gipfel in Hamburg kostet Schätzungen zufolge mindestens 45.138 Euro pro Minute – doppelt so viel wie Menschen unter 30 in Deutschland durchschnittlich in einem ganzen Jahr verdienen. Während die Mächtigen dieser Welt das Geld nur so aus dem Fenster schleudern, erwartet uns immer nur noch mehr Prekarität.

Viele Zahlen haben in den letzten Jahren die Runde gemacht, die die obszöne Ungleichheit, die der Kapitalismus hervorgebracht hat, illustrieren. Die krasseste war sicherlich, dass acht Menschen so viel Vermögen besitzen wie die Hälfte der Weltbevölkerung. Doch auch der bevorstehende Gipfel in Hamburg zeigt immer wieder aufs Neue, was in der Welt der G20 für uns Arbeiter*innen und Jugendliche übrig bleibt. Der Gipfel soll insgesamt mindestens 130 Millionen Euro kosten – 45.138 Euro pro Minute. Unter-30-Jährige verdienen in Deutschland in einem ganzen Jahr gerade mal die Hälfte – wenn sie nicht durch unbezahlte Praktika, Jobcenter-Schikane, Mindestlohnbetrügerei, Scheinselbständigkeit und dergleichen mehr am Ende des Monats jeden Cent mehrmals umdrehen müssen.

Allein der Einsatz der Bundespolizei kostet 32 Millionen Euro, und die Stadt hat für die Proteste sogar einen nagelneuen Knast gebaut, der mit drei Millionen Euro zu Buche schlägt. Während in Hamburg mit martialischer Aufrüstung ein reaktionärer „Sicherheits“-Diskurs bedient und jeder Protest schon von vorneherein im Keim erstickt werden soll, kennen immer mehr Menschen in Deutschland und weltweit keinerlei „Sicherheit“: Beim Gipfel wartet Repression; bei der Arbeit Überausbeutung, Burn-Out, miese Bezahlung und die ständige Ungewissheit, ob das Geld noch bis zur nächsten Lohnabrechnung reichen wird.

Das ist keine rein deutsche Entwicklung – auch wenn Hartz IV, Leiharbeit, Scheinselbständigkeit und Werkverträge die Lebensbedingungen von Millionen von Menschen radikal verschlechtert und ein verschärftes Ausbeutungsregime etabliert haben –, sondern lässt sich weltweit beobachten: Null-Stunden-Verträge, massive Schulden durch Schul- und Studiengebühren, mehrere Minijobs gleichzeitig sind inzwischen für die Mehrheit der Leute, die in den Arbeitsmarkt eintreten, zum Standard geworden.

Doch unsere Zukunft in der Welt der G20 ist nicht nur von Scheiß-Jobs und Scheiß-Bezahlung geprägt, sondern auch von Widerstand. Gegen die Einführung einer neuen Arbeitsmarktreform in Frankreich gingen im letzten Jahr monatelang Hunderttausende auf die Straße, blockierten mit Streiks die zentralen Sektoren der Ökonomie und zeigten einen neuen Kampfeswillen. Der Wahlsieg Macrons, der nur noch mehr Angriffe auf die Arbeiter*innen und die Jugend bedeuten wird, wird schon vom ersten Tag an von massivem Protest begleitet sein.

Es gibt auch Widerstand gegen die Angriffe

Im Spanischen Staat kämpfen Jugendliche und Arbeiter*innen seit Jahren gegen die Kürzungen und die hohe Arbeitslosigkeit. Während Projekte wie Podemos immer stärker an ihre Grenzen stoßen, organisieren sich prekär Beschäftigte selbst und streiken gegen Outsourcing und unmögliche Arbeitsrhythmen.

Und auch in Deutschland gibt es immer mehr Widerstand aus prekären Sektoren. Nicht nur organisieren studentische Beschäftigte an den Berliner Hochschulen einen Kampf für einen neuen Tarifvertrag, der die Uni-Landschaft so aufrüttelt wie seit Langem nicht mehr. Die Beschäftigten der ausgegliederten Service-Töchter der Berliner Krankenhäuser wie die Charité Facility Management und die Vivantes Service Gesellschaft streiken heroisch für die Rückführung in den Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes, ein Verbot sachgrundloser Befristungen und letztlich für die Auflösung der Tochtergesellschaften. Ihr Schlachtruf: ein Betrieb, eine Belegschaft, ein Tarifvertrag, ein Kampf! Bald werden sie auch von den Kolleg*innen des Charité-Krankenhauses selbst begleitet werden, die im vergangenen Jahr einen Tarifvertrag für mehr Personal unterschrieben haben. Sie werden bald wieder draußen stehen, um ihrer Forderung nach weniger Arbeitsdruck und mehr Personal Ausdruck zu verleihen.

Unsere Zukunft in der Welt der G20 hängt nicht nur davon ab, was die Mächtigen untereinander besprechen und gegen uns durchsetzen wollen. Sie hängt vor allem davon ab, ob wir es schaffen, uns schlagkräftig gegen ihre Pläne zu organisieren – und unsere eigene Alternative, unsere eigene Vorstellung davon, wie wir arbeiten und leben wollen, entgegenzusetzen.

 

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