Pink und Blau: einfach nur zwei Farben?
Warum sind die meisten Weihnachtsgeschenke für Jungs blau und für Mädchen pink und was hat das mit sexistischen Geschlechterrollen zu tun? Ein Artikel aus dem Flugblatt der Antirassistischen Bewegung Weißensee (ARBW).
Das Mädchen mit dem kurzen Rock ist die „Schlampe“ und der Junge mit dem pinken Shirt die „Schwuchtel“. Wer kennt es nicht? Schon lange ist so etwas alltäglich. So gut wie alle Jugendlichen wurden schon mal als Schwuchtel, Schlampe oder ähnliches bezeichnet. Für die meisten ist es normal. Doch das sollte es nicht. Alle von uns werden in Geschlechterrollen gezwängt und wir finden uns damit einfach ab. Wieso? Weil wir Angst haben, nicht von der Gesellschaft akzeptiert zu werden. Wir lassen uns bewusst Stempel aufdrücken, um uns besser zurecht zu finden. Wer möchte denn schon gerne freiwillig die Schlampe oder die Schwuchtel sein? Es ist deprimierend für mich, dass so gut wie alleJugendlichen, dieich befragt habe, bereits wegen Kleinigkeiten beleidigt wurden, weil sieeinmal nicht in das Rollenbild gepasst hat.
Doch diese Geschlechterrollen werden uns nicht erst in unserer Jugend eingeprägt, es fängt bei unserer Geburt an. Die Haare von den Mädchen müssen lang wachsen, die der Jungs werden kurz geschnitten. Mädchen tragen pink oder lila mit Schleifen und die Jungs blau und Jeans. Uns wird erzählt, was „Jungs spielen“ und was „Mädchen spielen“. Der Junge darf bloß nicht mit Puppen oder die Mama bei „Mutter, Vater, Kind“ spielen. Stattdessen darf er sich nur mit Fußball beschäftigen und soll sich im Schlamm dreckig machen. Ebenso soll das Mädchen nur mit Puppen spielen, sich nicht draußen dreckig machen und zu Fußball keine positive Meinung haben. Der Junge ist frech und sportlich. Das Mädchen lieb und ordentlich.
Und so geht es immer weiter. Jungs sollen stark sein und dürfen auf keinen Fall ihre Gefühle zeigen, sonst sind sie ja keine „richtigen Männer“. Und Mädchen sollen sich bloß nicht mit Wissenschaften auseinander setzen, sondern müssen immer schön und perfekt sein. Es gibt Jungsklamotten und Mädchenklamotten, Jungsfarben und Mädchenfarben, Jungensport und Mädchensport. Es gibt Dinge, für die sich nur Jungs interessieren sollen und Dinge, für die sich nur Mädchen interessieren sollen. Und so geht es immer weiter.
Geschlechterrollen sitzen auch tief im Unterricht fest
Vielleicht würde sich ja das Problem lösen, wenn in der Schule gelehrt würde, dass es auch anders geht. Das wird es aber nicht. Viele, nicht alle, Lehrer*innen sind genauso in ihrem Bild von Geschlechterrollen gefangen, wie viele andere Menschen auch. Der Beruf ändert da nichts.
Ein Mädchen erzählte mir, wie ihre eigene Mathelehrerin, die dazu selbst eine Frau ist, mal eine extrem sexistische Äußerung machte. Sie erzählte von einem Event (die Nacht der Wissenschaften) und leitete ein mit: „Für die Jungs gibt es die Nacht der Wissenschaften“. Damit bestätigte sie nicht nur, dass sie total an Geschlechterrollen festhält, sondern zerstörte auch das Interesse vieler Mädchen. Und so was tun viele Lehrer*innen unbewusst. Jede*r hat mindestens einmal Lehrer*innen „Ich brauche mal zwei starke Jungs, die den Tisch hinaus tragen“ sagen hören. Was soll das heißen? Dass Mädchen nicht stark sind? Ich finde so etwas traurig, da die meisten Menschen nicht mal die Chance zum Nachdenken bekommen, weil es uns von klein auf in die Köpfe geprügelt wird.
Und deshalb wollen wir dagegen ein klares Zeichen setzen. Wir sind strikt gegen Geschlechterrollen und wollen damit nichts zu tun haben. Wir wollen nicht, dass weiterhin falsche Werte an kleine Kinder vermittelt werden. Denn das ist kein Weg für die Zukunft. Wir müssen alle daran arbeiten, dass niemand mehr irgendwie benachteiligt ist, weil sie*er einem bestimmten Geschlecht angehört.
Wir haben ein klares Ziel: Nein zu Geschlechterrollen! Nein zu Sexismus!