Parlament beschließt Enteignung der Druckerei Donnelley in Buenos Aires
Am 18. Mai beschloss der Landtag der Provinz Buenos Aires in Argentinien endgültig die Enteignung der Druckerei des US-Konzerns Donnelley, die vor drei Jahren von den Arbeiter*innen besetzt wurde. Seitdem wurde unter ihrer Kontrolle produziert, und für die Verstaatlichung gekämpft. Dieser wichtige Erfolg wurde nun erzielt.
Im August 2014 wollte die multinationale Druckerei Donnelley ihre Fabrik im Norden Buenos Aires’ schließen und damit mehr als 300 Arbeiter*innen auf die Straße setzen. Sie begründete ihre Entscheidung damals mit der krisenhaften Situation der argentinischen Wirtschaft, auch wenn der Konzern weiterhin schwarze Zahlen schrieb.
Daraufhin besetzten die Arbeiter*innen die Fabrik und setzten unter ihrer eigenen Kontrolle die Produktion fort. Dadurch konnten mehr als 200 Arbeitsplätze erhalten werden, das Betriebsklima verbesserte sich ohne Bosse und Vorarbeiter*innen schlagartig und Arbeitsunfälle wurden seltener. Auch die Frauen der zum Großteil männlichen Arbeiter brachten sich durch eine Frauenkommission ein, organisierten Solidaritätskassen und einen Kindergarten für die Kleinen.
Donnelley wurde umbenannt in Madygraf und zu einer Kooperative. Die wirtschaftliche Situation war zu jeder Zeit sehr schwer, da viele Vertragspartner der alten Druckerei wegbrachen und woanders drucken ließen. Deshalb wollten die Arbeiter*innen nicht für immer den schwierigen Kampf ums Überleben auf dem kapitalistischen Markt führen, sondern hatten immer ein klares Ziel vor Augen: Die Verstaatlichung unter Arbeiter*innenkontrolle.
Zu diesem Ziel organisierten sie Fußballturniere, holten sich die Solidarität der Druckereigewerkschaft, unterstützten andere Streiks und Arbeitskämpfe, um sich bekannter zu machen, verteilten kostenlos tausende Schreibhefte für bedürftige Schüler*innen, etc.. Anstatt sich im Elend einzuschließen suchten sie die Unterstützung kämpferischer Arbeiter*innen, linker Organisationen und der arbeitenden Bevölkerung.
So brachte der Abgeordnete der Front der Linken und Arbeiter*innen (FIT) im Provinzparlament von Buenos Aires, der Dozent und Anführer der Partei Sozialistischer Arbeiter*innen (PTS), Christian Castillo, schon vor mehr als zwei Jahren ein Gesetz zur Enteignung und Verstaatlichung unter Arbeiter*innenkontrolle der Druckerei ein. Die bürgerlichen Abgeordneten stellten sich lange dagegen, doch nur durch den ständigen Druck und Kampf der Arbeiter*innen konnte vor wenigen Tagen ein erster Teilerfolg erzielt werden mit der Enteignung des Unternehmens.
José Ponce, Präsident der Kooperative Madygraf, sagt über die Verabschiedung des Gesetzes:
„Es ist ein unfassbares Glück, dass das Enteignungsgesetz beschlossen wurde, trotz all der Beschränkungen, denn ist ein Stützpunkt, um mit unseren Kampf weiterzumachen. […] Die heute einstimmig von allen Parlamentsfraktionen gewählte Enteignung ermöglicht uns nicht nur, die 200 Arbeitsplätze zu erhalten, sondern lässt uns auch über die Aufnahme neue Kolleg*innen nachdenken. Wir werden dabei immer unseren grundlegenden Kampf für die Verstaatlichung unter Arbeiter*innenkontrolle aller schließenden Fabriken, um sie in den Dienst der dringenden Bedürfnisse der Bevölkerung zu stellen, fortführen. Diesen Kampf, das wissen wir, müssen wir gemeinsam mit der gesamten Arbeiter*innenklasse führen“.
Nach der Verabschiedung durch das Gesetz muss es noch von der rechten Gouverneurin der Provinz, Maria Eugenia Vidal, unterschrieben werden, um rechtskräftig zu werden. Doch die Arbeiter*innen denken schon jetzt über die neuen Möglichkeiten nach und haben vor, erneut sehr viele kostenlose Schreibhefte zu verschenken. Sie haben mit ihrem Kampf gezeigt, dass das Undenkbare möglich werden kann, dass Arbeitsplätze verteidigt und Fabrikschließungen durch kämpferische Aktionen wie Besetzungen, die Solidarität der Arbeiter*innenklasse und einem langen Atem verhindert werden können. Die Druckwalzen von Madygraf werden weiter rollen, und mit ihnen strahlt das ermunternde Beispiel des erfolgreichen Kampfes weit über Argentinien hinaus.