Österreich: wilder Streik wegen Corona gegen Untätigkeit des Unternehmens in Linz

18.03.2020, Lesezeit 2 Min.
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Coronavirus: Beim Kunst- und Schaumstoffhersteller Greiner Perfoam GmbH legten heute früh die Schichtarbeiter*innen für zwei Stunden die Arbeit nieder und hielten trotz Versammlungsverbot eine Kundgebung vor dem Unternehmen statt. Sie begründen dies mit dem “unverantwortlichen Verhalten der Firmenleitung”, die gesundheitliche Risiken ihrer Beschäftigten in Kauf nimmt. Der Betriebsrat und der Produktionsleiter brachten die Streikenden jedoch dazu, den Protest zu beenden und die Arbeit wieder aufzunehmen.

Bild: laumat.at/leserfoto

Fast 300 bestätigte Coronavirusfälle sind in der Hauptstadt Oberösterreichs zu verzeichnen, in der gesamten Republik sind es bereits über 1.400. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Beschäftigten das Verhalten der Firmenleitung anklagen, die sich weigert, die Produktion auf eine derartige Weise umzustellen, dass die Gesundheit der Beschäftigten und ihrer Angehörigen nicht in Gefahr gerät.

Die Schichtarbeiter*innen beschlossen, laut Österreichischem Gewerkschaftsbund ÖGB auf Anfrage von Klasse Gegen Klasse, vor die Pforten des Unternehmens zu gehen, da innerhalb der Fabrik keine Versammlung mit dem notwendigen Sicherheitsabstand hätte stattfinden können. Sie zeigen damit, wie das Versammlungsverbot wirken soll: die Bevölkerung soll sich weitgehend aus dem öffentlichen Leben zurückziehen, um die Ausbreitung der Pandemie zu verlangsamen. Gleichzeitig soll die Produktion weiterlaufen, damit die Unternehmen daraus Profite schlagen können. Der Betriebsrat stellte sich jedoch nicht hinter die Forderungen der Arbeiter*innen und paktierte mit dem Management. Dabei bildet er bei weitem keine Ausnahme: der Österreichische Gewerkschaftsbund verhandelt zwar mit „Sozialpartnern“ um Nettoersatzraten von 80 Prozent im Falle von Kurzarbeit, brach jedoch die Verhandlungen für die Bereiche Pflege, Soziales und Gesundheit aufgrund des Virus ab.

Österreich ist nicht das erste europäische Land, in dem Arbeiter*innen sich mit Streiks gegen die Angriffe auf ihr körperliches Wohlbefinden wehren. Im Baskenland hatten 5.000 Arbeiter*innen von Mercedes Benz am Montag die Produktion im Werk von Vitoria-Gasteiz lahmgelegt. Sie zeigen, dass die Wahrung der Menschenleben nicht im Interesse der Firmenleiter steht, die die Gesundheit ihrer Belegschaft in Kauf nehmen.

Anstatt auf einen Burgfrieden zwischen Arbeiter*innen und Kapital zu setzen, wie es der ÖGB oder der DGB hierzulande tun, zeigen uns diese Beispiele den Weg: um unsere Gesundheit und Leben zu sichern, müssen wir auf unsere eigene Kraft als Arbeiter*innen, Jugendliche und Unterdrückte vertrauen. Für selbstverwalteten Hygiene- und Gesundheitskomissionen in allen Betrieben sowie bezahlte Freistellungen mit 100 Prozent des Gehalts.

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