Nordeutsche Hafenstreiks: Die Häfen stehen kurzzeitig still

18.07.2024, Lesezeit 4 Min.
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Foto: KGK

Am Donnerstag, den 11.7. fanden in Bremen Verhandlungen zwischen der Bundestarifkommission ver.di und dem Zentralverband der Seehäfen(ZDS) statt. Anlässlich dazu luden Vertreter:innen der ver.di zur Kundgebung am Verhandlungsort ein.

Auf der Kundgebung waren etwa 80 Demonstrierende, darunter Hafenarbeiter:innen aus Brake, Bremerhaven, Emden, Bremen und Hamburg, sowie in Solidarität Waffen der Kritik und die SAV. In den vergangenen Tagen wurde in Bremen, Bremerhaven, Emden sowie Hamburg für mehr Löhne und gegen die fortschreitende Privatisierung gestreikt.

 Auch gewisse Teile des Neustädter Hafens in Bremen wurden bestreikt und reihten sich somit in die laufenden Streiks ein. Dieses Jahr werden besonders die Privatisierung der Häfen kritisiert, da diese zu weiteren Einschränkungen des Streikrechtes und zu weniger Einnahmen für die Hansestädte führen.

Dennoch erzielten die Hafenarbeiter:innen einen kleinen Erfolg.

Bei einem Warnstreik am 10.Juli Bremerhaven gegen die Privatisierung der HHLA und für eine Erhöhung der Stundenlöhne, streikten ca. 2000 Hafenarbeiter:innen in Bremerhaven und legten somit für 32 Stunden den Hafen lahm. 

Die so demonstrierte Stärke der Hafenarbeiter:innen können diese für die Verhandlungsrunde in Bremen für sich nutzen. Sie fordern die Erhöhung ihres Stundenlohns um 3 Euro. Zudem wollen sie ein Anspruch auf einen konkludenten Anstieg der Löhne erheben, das bedeutet, dass sämtliche  Zulagen wie z.B. der Nachtzuschlag  parallel zu ihrem Lohn steigen sollen.

Die Inflation hat uns alle getroffen, auch die Hafenarbeiter:innen in Norddeutschland kriegen das zu spüren. Die Belastung durch Schichtarbeit und die daraus resultierende schwierige Vereinbarkeit von Freizeit und Beruf machen den Hafenarbeiter:innen zu schaffen. Derzeitige Kämpfe der Hafenarbeiter:innen müssen im Kontext des Klassenkampfes und der kapitalistischen Produktionsweise verstanden werden. 

Die fortschreitenden Privatisierungen sind ein weiterer Ausdruck der neoliberalen Angriffe auf die Hafenarbeiter:innen. Sie führen nicht nur zur Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und Prekarisierungen, sondern auch zur erhöhten Kontrolle durch die multinationalen Unternehmen. Diese Untergrabung sorgt dafür, dass es den Hafenarbeiter:innen erschwert wird, kollektiv zu handeln und ihre wahren Interessen zu vertreten.

Häfen waren und sind eine Lebensader der Gesellschaft, denn sie formen, wie die Wirtschaft und Gesellschaft weiterlaufen können. Die Hafenarbeiter:innen befinden sich an einem strategisch wichtigen Punkt der internationalen Lieferketten. Wenn man den Beispielen in Genua oder anderen Häfen folgt, die Waffenlieferungen nach Gaza oder nach Yemen in vorherigen Jahren verhinderten, lässt sich schnell erkennen, wie organisierte Hafenstreiks sich der Rüstungsindustrie und dem Großkapital entgegenstellen können. 

Durch die Warnstreiks wurde an den norddeutschen Häfen gezeigt, dass organisierter Widerstand wirkungsvoll sein kann. Dies ist ein wichtiger Schritt, jedoch müssen diese Kämpfe ausgeweitet und politisiert werden. Es reicht nicht aus, nur ökonomische Forderungen zu stellen; der Kampf muss auch gegen die politischen Strukturen gerichtet sein, die das kapitalistische System aufrechterhalten.

Ihre Arbeit ist unverzichtbar für den reibungslosen Ablauf des globalen kapitalistischen Handels, und somit besitzen sie eine enorme Macht, die jedoch oft durch kapitalistische Ausbeutung und staatliche Repressionen eingeschränkt wird.Es darf nicht vergessen werden, dass die Häfen auch eine wichtige Schlüsselindustrie im Bezug auf die Rüstungsunternehmen sind, die auf die laufende Häfen angewiesen sind.

Genauso wie die Gewerkschaftsbundbewegungen  versendeten Hafenarbeiter:innen in Rotterdam und anderen europäischen Städten solidarische Bekundungen an die Hafenstreiks in Deutschland. Unsere Arbeitskämpfe in industriellen,sozialen und gesundheitlichen Bereichen und die fortlaufenden Kürzungen durch die Senate und Regierungen sind alle verbunden. Sie müssen fortschreitend politisiert werden.

Als Revolutionär:innen solidarisieren wir uns weiterhin mit den Streiks der Hafenarbeiter:innen, denn ihr Kampf ist auch unserer. Es ist wichtig, die Arbeitskämpfe gegen Inflation und Aufrüstung zu vereinen. Nur gemeinsam können wir uns der Macht der herrschenden Klasse entgegenstellen und eine internationale revolutionäre Bewegung aufbauen.

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