Nazi-Stammkneipe in München Schwabing: „Das sind nette Jungs!“
In der "Hopfendolde" gibt es günstiges Bier – und seit neuestem auch einen Stammtisch der Nazi-Gruppe "Identitäre Bewegung". Die Kneipe nimmt die Rechten in Schutz, die dort offen ihre Symbole tragen.
Die „Hopfendolde“ ist eine Institution im Münchner Ausgehviertel Schwabing: Nirgendwo sonst bekommt man das Bier für 5,50 Euro die Maß. Seit Jahrzehnten treibt es ein gemischtes Publikum hierher: Ob Student*innen oder ältere Leute; Fußball-Schauer*innen und Karaoke-Fans; Stammtische, die zum Kickern, Dart-Spielen oder einfach zum Trinken kommen; Nachtschwärmer*innen, die hier auch spät noch einen Absacker bekommen.
Immer mal wieder sind auf den Männerklos schon Sticker der Nazi-Hooligans „Brigade Giesing“ aufgefallen. Natürlich gehen hier aber auch viele Migrant*innen, Nicht-Weiße, LGBTI* und Linke hin, die von Nazis verachtet werden.
Am Samstag, 29. Juli, setzte sich eine Gruppe von etwa acht Personen in eine der Boxen. Einer von ihnen trug ein Polo-Shirt mit dem gut erkennbaren Logo der „Identitären Bewegung“ (IB). Eine klare Provokation, mit so einer Uniform an einen öffentlichen Ort zu kommen, wo auch viele Leute feiern wollen, die von ihnen politisch bedroht werden.
Nazi-Präsenz in Schwabing und an der Uni
Die „Identitären“ wurden von Nazi-Kadern aufgebaut, um Jugendliche mit Rassismus – sie nennen es „Ethnopluralismus“, übersetzt heißt es einfach „Deutschland den Deutschen“ – zu gewinnen, rechte Hetze in sozialen Medien zu betreiben und eben in der Öffentlichkeit Präsenz zu zeigen. Sie sind eng mit der Münchner Burschenschaft Danubia und der bayerischen AfD verbandelt. Ihr letzter Streich war das Chartern eines Schiffs, um die Rettung von Geflüchteten aus dem Mittelmeer zu behindern – die Aktion ging nicht gut für sie aus.
Auch in München fallen die „IBster“ auf, neben ihrem Engagement bei Pegida München bis letzten Sommer zum Beispiel, als sie zusammen mit Nazi-Hools und Burschenschafts-Freunden die AfD-Campusgruppe unterstützten. Oder eine feministische Veranstaltung an der Uni störten. Ein IB-Mitglied, das an der LMU München studiert, wurde dieses Semester von Antifa-Aktivist*innen geoutet. Gleichzeitig tauchen an der Uni vermehrt Nazi-Schmierereien auf. Im Juni organisierten Jugendgruppen eine Demonstration mit Konzert „Für ein solidarisches Schwabing„, um den rechten Netzwerken um die „Identitären“ etwas entgegenzustellen.
Als wir das Poloshirt des IB-Aktivisten mit dem umrundeten „Lambda“ sahen, haben wir andere Gäste und die Angestellten an der Bar darauf angesprochen. Die Verantwortlichen der Hopfendolde bestritten nicht, dass es sich bei den Gästen in der Box um „Identitäre“ handelt. Ganz im Gegenteil, sie nahmen die „netten Jungs“ in Schutz, das seien Stammgäste und hier willkommen. Sie würden niemandem etwas tun und man sei hier nicht bereit, etwas gegen das Tragen ihrer Symbole zu sagen, wir sollten uns „keine Sorgen machen“. Der Dialog wurde von den Verantwortlichen der Hopfendolde dann abgebrochen.
„Identitäre“ sind gefährlich – die Hopfendolde muss sich entscheiden
Doch mit der Uniform einer Nazi-Gruppe in eine Kneipe zu gehen, ist nicht Privatsache, sondern eine Machtdemonstration. Die mit ihnen verschmolzene Burschenschaft Danubia hat nebenan ihr Vereinsheim, von dem aus sie ihre rechten Aktivitäten planen und durchführen. Sie entscheiden sich bewusst für die Öffentlichkeit in Schwabing, wo man ihr Logo sehen soll. Die Hopfendolde hilft ihnen dabei, indem sie das Tragen von Nazi-Symbolen normalisiert.
Auf dem Männerklo der Hopfendolde war direkt zu sehen, dass Nazis alles andere als harmlos für andere Gäste sind:
Mit „we hate homos“ („Wir hassen Homos“) wurde eine queere Aufschrift übermalt. Häufig schlagen das offene Tragen von Nazi-Logos und Hassaufrufe gegen Homosexuelle auch in echte Gewalt um.
Wie gefährlich „Identitäre“ sind, bewies nicht zuletzt ihr Chef Martin Sellner zu Jahresanfang, als er mit einer Schreckschusswaffe in der U-Bahn um sich schoss. Gegen deutsche IB-Aktivist*innen laufen zurzeit eine Reihe Strafverfahren von gefährlicher Körperverletzung bis hin zu Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz. Auf ihren Events geben sie verurteilten Rechtsterroristen wie vom „Freien Netz Süd“ eine Bühne – ein Umfeld, auf dessen Konto der versuchte Anschlag auf das Jüdische Kulturzentrum in München 2003 sowie Brandanschläge auf Geflüchtetenheime gehen.
Wir fordern die Betreiber*innen der Hopfendolde auf, ein Hausverbot für „Identitäre“ und sonstige Nazis zu erlassen, damit ihre anderen Gäste keine Angst vor rassistischen, frauenfeindlichen, homo- und transphoben Übergriffen haben müssen. Alle Gruppen und Personen, die sich gegen Unterdrückung einsetzen, rufen wir auf, klar Stellung zu beziehen – besonders die Inhaber*innen anzusprechen und den Fall bekannt zu machen.