Nach Rausschmiss beim rbb: Solidarität mit El Hotzo!

16.07.2024, Lesezeit 4 Min.
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Bild: Jan Zapfer, re:publica, Wikimedia Commons

Der Rausschmiss von El Hotzo beim rbb wegen satirischen Tweets, die wenig Mitleid mit Donald Trump zeigten, belegt mal wieder, dass linke Stimmen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht erwünscht sind.

Heute Mittag gab der rbb bekannt, dass man die Zusammenarbeit mit Sebastian Hotz (El Hotzo) „bis auf Weiteres“ beendet. Grund dafür seien zuvor gelöschte Tweets, in denen El Hotzo den letzten Bus mit Trump verglich, die beide knapp verpasst wurden. Des Weiteren twitterte El Hotzo, dass er es fantastisch findet, wenn Faschisten sterben. Wolfgang Kubicki, Mitglied des Bundestags und Abgeordneter der FDP forderte dazu auf, dass sich die Staatsanwaltschaft mit den besagten Tweets beschäftigen solle, da er sie für strafrechtlich relevant halte.

Die rbb-Programmdirektorin Katrin Günther äußerte sich wie folgt: „Seine Äußerungen dort sind mit den Werten, für die der rbb einsteht, nicht vereinbar. Wir beenden daher die Zusammenarbeit ab sofort bis auf Weiteres und haben den Autor entsprechend unterrichtet.“ Somit darf er seine rbb-Sendung Theoretisch cool nicht weiter moderieren.

Die Entlassung von El Hotzo reiht sich ein in ähnliche Fälle der letzten Jahre, wo Journalist:innen mit linken Positionen ihre Jobs beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk verloren haben. Zuletzt wurde Helen Fares vom SWR gekündigt, weil sie zum legitimen Boykott von israelischen Produkten aufrief, um gegen den laufenden Genozid in Palästina zu protestieren. Zuvor wurden schon palästinasolidarische Journalist:innen wie Malcolm Ohanwe vom BR und ARTE gekündigt, weil er den Widerstand von Palästinenser:innen gegen die Besatzung Israel als legitim erachtete. Der Moderator Matondo Castlo wurde 2022 vom KIKA entlassen, weil er an einer Gedenkdemo zu Oury Jalloh und an einem palästinensischen Jugendfestival in Farkha teilnahm. Die Nicht-Beschäftigung der Journalistin Nemi El-Hassan beim WDR nach einem rechten Shitstorm 2021 ist ein weiteres Beispiel. 

Vorausgegangen sind den Entlassungen Hetze in rechten Medien, die den Journalist:innen Aufrufe zu Gewalt und Antisemitismus vorwarfen, ohne dies wirklich belegen zu können. Während der öffentlich-rechtliche Rundfunk und andere bürgerliche Medien regelmäßig fast eins zu eins Statements der rechtsradikalen israelischen Regierung als Fakt wiedergeben, sich an der Hetze gegen Migrant:innen und armen Menschen beteiligen oder in deren Formaten rechten Positionen Raum geben, wird versucht, linke Stimmen mundtot zu machen. Selbst El Hotzo wird gekündigt, weil er kein Mitleid mit einem rechtsradikalen Präsidentschaftskandidaten hat. Ein Kandidat und Milliardär, der in seinem Wahlprogramm das Leben von Migrant:innen und armen Menschen noch verschlimmern will, die größte Abschiebeoperation in der Geschichte der USA ankündigt und gleichzeitig Steuern und Regulierungen für Unternehmen senken will.

Mittlerweile hat sich mit Elon Musk noch ein weiterer Milliardär, der extrem rechte Positionen vertritt, auf X (Twitter) beschwert, dass El Hotzo ihm und Trump den Tod wünschen würde, und markiert peinlicherweise Bundeskanzler Olaf Scholz in seinem Tweet.

Dies offenbart die Heuchelei der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, die oft davon sprechen, dass sie sich gegen die extreme Rechte einsetzen würden. Wenn es darauf ankommt, vertreten sie in der Realität meist regierungsnahe Positionen und schrecken auch nicht vor Repression gegen die eigenen Mitarbeitenden zurück, wenn diese nicht „auf Linie“ mit den Positionen ihrer Vorgesetzten sind.

Daher solidarisieren wir uns mit El Hotzo und anderen linken öffentlichen Personen, die von Kündigungen und Repressionen betroffen sind. Es braucht große Versammlungen der Beschäftigten des öffentlichen Rundfunks, um über die Kündigung kritischer Beschäftigter zu diskutieren. Gegen Einschränkung der Meinungsfreiheit und Zensur von linken Positionen! Für die Wiedereinstellung von El Hotzo!

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