Münchner Kliniken am Limit: Personalmangel ist keine Naturkatastrophe!
Die Münchner Presse schlägt Alarm: den Klinken der Stadt droht die Überlastung. Doch das hat viel weniger mit ungeimpften Covid-Patient:innen zu tun, als mit dem sich zuspitzenden Personalmangel. Zeit etwas dagegen zu unternehmen!
„Das System kollabiert. Wenn man nicht Sofortmaßnahmen ergreift, dann werden wir das Versorgungssystem nicht mehr aufrechterhalten können. Ich bin fassungslos, dass das außerhalb der Klinik niemand wahrzunehmen scheint“, zitiert der Münchner Merkur die Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats der München Klinik, Ingrid Greif. Auch an der Basis bestätigen viele Beschäftigte diesen Eindruck.
Darauf, dass sich die Situation in den Kliniken zuspitzt, haben wir in den vergangenen Monaten immer wieder aufmerksam gemacht. Es ist seit Langem kein Geheimnis: das Personal ist absolut am Limit. Immer mehr Beschäftigte kehren aufgrund der immensen Belastung ihrem Beruf den Rücken. Der Personalmangel verschärft sich weiter.
Die in Bayern eingeführte „Corona-Ampel“, die die Belegung der Krankenhäuser angeben soll, um im Fall einer Überlastung Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung zu unternehmen, steht derweil weiter auf grün, als gäbe es kein Problem. Dabei sind in einigen Städten schon keine Bett mehr für Coronapatient:innen frei, Notfallpatient:innen müssen aus München bereits ins Umland oder in Kliniken gebracht werden, die eigentlich kein Bett mehr frei hatten. Schon seit Längerem mussten Klinikbetten immer wieder aufgrund des Personalmangels gesperrt werden.
Durch die Symbolpolitik und die falschen Versprechungen der Politik gegenüber der Pflege steigt die Frustration und viele tausende Pfleger:innen haben in der Pandemiezeit den Job verlassen oder die Arbeitszeit reduziert.
Schuld daran sind nicht etwa die ungeimpften Corona-Patient:innen auf den Intensivstationen, sie sind nur ein weiterer Teil der Belastung. Die Überlastung war schon längst da und ist jetzt nur wieder einmal in der medialen Aufmerksamkeit. Schuld ist letztlich aber vielmehr eine Politik, die mit ihrem profitorientieren Gesundheitswesen in Kauf nimmt, dass nicht allen geholfen werden kann, die diese Hilfe dringend brauchen.
Die Frustration der Beschäftigten ist umso größer, als es letztes Jahr eine wichtige Gelegenheit gab, endlich etwas gegen die Zustände in der Pflege zu unternehmen: In den Tarifverhandlungen im TVöD aber wollte die Gewerkschaftsbürokratie die Wut der Beschäftigten nicht wirklich in Streiks verwandeln und speiste die Pflege dann mit einer Lohnerhöhung ab, von der nach der weiter steigenden Inflation nicht mehr viel übrig bleibt. Das eigentliche Problem der Arbeitsbedingungen und des Personalmangels in einem auf Profit getrimmten Gesundheitswesen blieb ganz außen vor.
Dass es aber möglich ist, im Krankenhaus für bessere Bedingungen zu kämpfen, das beweisen derzeit die Beschäftigten von Charité und Vivantes in Berlin, die sich nicht mit der Ignoranz der Politik abgefunden haben und seit fast einem Monat streiken, um den Berliner Senat dazu zu zwingen, ihre Forderungen zu erfüllen. Natürlich fallen solche Streiks nicht vom Himmel. Umso wichtiger ist es also, dass wir uns auch hier in München mit unseren Kolleg:innen austauschen, zusammenschließen und auch in Ver.di dafür eintreten, dass wir einen Plan brauchen, wie wir die dringend nötigen Verbesserungen durchsetzen können. Das ist der einzige Weg, damit auch in München das Gesundheitswesen und diejenigen, die es tragen, nicht immer wieder ans Limit geraten.