München: 2.500 Demonstrierende bringen die Stadt zum Beben

10.03.2019, Lesezeit 4 Min.
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Mit einer Demonstration, Kundgebungen, Infoständen und Aktionen wurde der Frauenkampftag in München mit Leben gefüllt. Besonders Arbeiterinnen aus den Krankenhäusern, Schülerinnen und geflüchtete Frauen füllten diesen Tag mit ihren Kämpfen und Forderungen.

Es ist Abend, langsam kommt die Innenstadt Münchens zur Ruhe. Nach den Erfolgen der Frauenstreikbewegung letztes Jahr gab es dieses Jahr auch in Deutschland erstmals seit 1994 breite, vernetzte Bündnisse, die zum Internationalen Frauenkampftag einen tatsächlichen Streik sowie vielfache Aktionsformen organisierten. Dies wurde mit Beginn des Tages dann auch auf den Straßen sichtbar. In München gab es neben einer Kundgebung und einer Demonstration diverse Infostände, einen Sitzstreik und viel Schulterschluss und feministische Solidarität.

Gewerkschaftliche Organisierung vor dem Klinikum Harlaching

Viele Frauen konnten am Freitag nicht auf die Straße gehen. Einer der häufigsten Gründe dafür ist ihre prekäre Beschäftigungssituation, vor allem die Pflegearbeit, die sie nicht einfach bestreiken können, ohne Patient*innen zu vernachlässigen. Dazu kam, dass die Gewerkschaftsführungen nicht zum Streik aufgerufen hatten.

Deswegen bauten wir als Aktivistinnen von Brot und Rosen zusammen mit den ver.di-Frauen München vor dem Klinikum Harlaching einen Infostand auf, um Solidarität mit den Arbeiterinnen dort zu zeigen und sie dabei zu unterstützen, selbst aktiv zu werden. Wir informierten über Arbeitskämpfe in der Pflege sowie die Perspektiven gewerkschaftlicher Organisierung.

Aufgrund der asynchronen Schichtpläne auf den verschiedenen Stationen war es schwer, viele der Beschäftigten auf einmal zu erreichen, doch in den drei Stunden, die wir vor Ort waren, gelang es uns trotzdem, mit einigen dutzend Mitarbeiter*innen Gespräche zu führen, aus denen auch wir viel lernten.

#FFF und geflüchtete Frauen auf dem #8M

Wie jeden Freitag seit inzwischen über drei Monaten fand auch am internationalen Frauenkampftag der Klimastreik #FridaysForFuture statt. Schon letzte Woche stand der Klimastreik in München im Zeichen des Feminismus – Schüler*innen von Brot und Rosen und der marxistischen jugend zeigten die Zusammenhänge zwischen patriarchaler Unterdrückung und dem Klimawandel auf und mobilisierten für den Frauen*streik.

Auch am 8. März beteiligten sich die Schüler*innen wieder am Klimastreik und warben für die später stattfindende Frauen*streikdemonstration. Von den etwa 500 auf dem Klimastreik anwesenden Schüler*innen fanden sich dann auch einige beim Frauen*streik ein.

Besonders wichtig war außerdem die Beteiligung von geflüchteten Frauen der Gruppe refugees struggle for freedom aus dem Lager bei Regensburg. Etwa 30 von ihnen kamen mit ihren Kindern nach München, um als geflüchtete Frauen zu sprechen und daran zu erinnern, dass an diesem Tag besonders für die unterdrücktesten Teile der Gesellschaft gekämpft werden muss.

Kundgebung und Demonstration

Die Kundgebung – dieses Jahr vor der Demonstration – begann um 16 Uhr und bestand aus etwa 25 dreiminütigen Redebeiträgen. Unter anderem sprachen Genossinnen von Brot und Rosen, die zu politischen Arbeitskämpfen in der Pflege aufriefen (hier ist ihre Rede auf Video dokumentiert, siehe auch weiterführend Frauenkampftag im Krankenhaus: Pflege für Menschen statt Profite), geflüchtete Frauen aus Regensburg, die daran erinnerten, dass Frauenkampf auch Solidarität mit geflüchteten Frauen bedeutet (Hier findet ihr die Rede der geflüchteten Frauen) und Schülerinnen von der marxistischen jugend, die Sexismus in der Schule anprangerten (hier könnt ihr ihre Rede hören).

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Nach der Kundgebung begann die Demonstration durch die Münchner Innenstadt. Angeführt wurde sie von einem lauten, dynamischen Block, bestehend aus dem Frauen*streikbündnis München mit Schüler*innen, Arbeiter*innen und Studierenden der marxistischen jugend, Brot und Rosen und geflüchteten Frauen aus Regensburg.

Mit Parolen wie „My body, my choice, raise your voice“, skandiert vor den Kirchen auf der Demonstrationsroute, „Frauenstreik ist Klassenkampf“ und „Say it loud, say it clear, refugees are welcome here“ brachten die Teilnehmer*innen die Münchner Innenstadt zum Beben, man hörte sie schon von Weitem. Insgesamt beteiligten sich in München knapp 2500 Menschen am Frauen*streik.

Weiterführendes: Welche Strukturen wollen wir im Umfeld des Frauen*streiks aufbauen?

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