Mit Kindern zum Sommercamp?

04.07.2024, Lesezeit 5 Min.
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Foto: Ayrin Giorgia / Klasse Gegen Klasse

Warum wir bei unserem revolutionären Sommercamp einen großen Wert auf selbstorganisierte Kinderbetreuung legen.

Als wir die Kundgebung von Beschäftigten des Hamburger Hafens gegen den Ausverkauf des Hafens an die MSC-Reederei besucht haben, habe ich mit einem der Beschäftigten, dessen Partnerin im Einzelhandel arbeitet, gesprochen. Über die Rolle von Frauen in Gewerkschaften, besonders für Sektoren wie Einzelhandel, sowie Erziehung, Bildung, Gesundheit und Soziales, in denen überproportional viele Frauen arbeiten. Und darüber, wie man gerade in diesen Bereichen mehr Möglichkeiten zur Aktivität in den Gewerkschaften gewährleisten könnte. Schnell kamen wir darauf, welche zentrale Rolle dabei auch die Betreuung von Kindern spielen muss.

Wir sind der Überzeugung, dass politische Aktivität und die Vermittlung von revolutionären Inhalten für alle zugänglich sein sollten, dass es weder an finanziellen Mitteln noch an Sprachbarrieren scheitern sollte. Deswegen sammeln wir Spenden für unser Camp, um Leuten, die sich den Beitrag nicht leisten können, die Teilnahme zu ermöglichen. Deswegen bieten wir bei unserem Camp und unseren Veranstaltungen immer bei Bedarf Übersetzungen an. Und genau aus diesem Grund ist es uns auch wichtig, Eltern nicht aus diesen Räumen auszuschließen und Strukturen aufzubauen, bei denen ein Kind eben keine Hürde mehr sein muss.

Im Alltag fällt so oft auf, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der die wichtigen Entscheidungen danach getroffen werden, was einigen Wenigen mehr Geld einbringen kann. Und dass eine solche Gesellschaft oft keinen Platz hat für Kinder, für Eltern und für Beziehungen auf Augenhöhe. Das Patriarchat und die kapitalistische Produktionsweise bedeuten nicht nur sehr starre, einschränkende Modelle für Paarbeziehungen, sondern auch für Familien.

Das zu ändern, gehört untrennbar zur Vorstellung einer befreiten Gesellschaft für alle dazu!

Schauen wir uns Beispiel an: Den Brot und Rosen Streik 1912. Dort hat die Streikversammlung auch eine gemeinschaftliche Kinderbetreuung und Küche eingerichtet, damit Frauen an den Kämpfen teilnehmen konnten. Weil sie genau wussten, dass diese Aufgaben im Kapitalismus unter anderem auch die Funktion erfüllen, weiblich gelesene Personen in den Haushalt zu drängen und aus dem öffentlichen Raum auszusperren. Und was bringt das? Mehr Spaltung, zu unseren Partnern und Kollegen, was uns daran hindert, uns zusammenzuschließen, um gegen die Ungerechtigkeiten des Kapitalismus zu kämpfen. Was die Gewerkschaft bei dem Streik 1912 auch gemacht hat: Versammlungen der Kinder organisiert und mit ihnen diskutiert, warum ihre Eltern streiken und kämpfen!

Wie eine Gesellschaft, in der Kinder nicht hinten angestellt sind, aussehen könnte, schrieb auch der russische Revolutionär Alexander A. Bogdanows 1907 in seinem Roman „Der Rote Stern“. Darin schrieb er seine Vorstellung einer sozialistischen Gesellschaft auf dem Mars nieder. Wir haben das Kapitel „Die Kinderstadt“ auf Klasse Gegen Klasse veröffentlicht.

Dass wir mit unseren Sommercamps keine Utopien außerhalb des Kapitalismus schaffen können, ist (leider) klar. Aber wir versuchen, in kleinen und großen Fragen so zu leben, wie wir es uns in einer befreiten sozialistischen Gesellschaft vorstellen.

Was bedeutet, dass Kinder unfassbar viel zum Zusammenleben beitragen können und sich genauso wohl fühlen sollen, wie alle anderen Teilnehmer:innen.

Kinder beim Sommercamp

Genauso wie es in unseren Lokalen in Berlin und München Spielecken für Kinder gibt, planen wir auch für das Camp selbstorganisierte Kinderbetreuung.

Wir richten einen Spielbereich unter Aufsicht von Erwachsenen, den die Kinder alleine oder in Begleitung nutzen können. Dort bieten wir Spiel- und Bastelmaterialien an. Viele unserer Genoss:innen sind Erzieher:innen und freuen sich darauf, beim Sommercamp mit den Kindern gemeinsam unterschiedliche Spiele und Aktivitäten zu erarbeiten. Und während wir einige Angebote vorbereiten, ist es uns wichtig, die Kinder in die Gestaltung der Kinderbetreuung mit einzubeziehen und uns nach ihren Bedürfnissen und Interessen auszurichten. Wir sind also offen für alles, was ihr mitnehmt!

Die Herberge bietet auch einen Spielplatz mit Schaukeln und viele Wald- und Wiesenflächen, die erkundet werden können.

Es nehmen mehrere Eltern und Familien am Sommercamp teil, mit denen ihr euch austauschen könnt, sowohl vor dem Camp, um offene Fragen zu klären, als natürlich auch bei dem Camp selber.

Die Schlafsituation von Familien hat für uns bei der Verteilung der Zimmer und Schlafplätze oberste Priorität. Das heißt, ihr könnt bei der Anmeldung ganz genau angeben, was ihr braucht (z.B. eigenes Zimmer für die Familie, Kinderbetten) und wir tun unser Bestes, das möglich zu machen.

Wenn du zu unserem Sommercamp kommen willst, aber dich noch nicht angemeldet hast, weil du dir wegen Kinderbetreuung unsicher warst, schreib uns gerne. Du kannst bereits im Anmeldeformular angeben, wie alt deine Kinder sind oder uns nochmal für Rückfragen kontaktieren. Das Camp findet dieses Jahr vom 8. bis zum 12. August in Hessen statt. Den Link zur Anmeldung findest du hier.

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