„Mir liegt was an den Kindern“: Interview mit einem Erzieher beim Streik in Berlin

20.06.2024, Lesezeit 2 Min.
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Foto: penofoto // shutterstock

Wir veröffentlichen ein Interview, das wir heute morgen beim Streik der Berliner Erzieher:innen für einen Entlastungstarifvertrag geführt haben.

Klasse Gegen Klasse:
Erzähl uns gerne zuerst, wo du beschäftigt bist?

Erzieher:
Ich bin in einer Kita. Wir sind eine Kita, mit einem offenen Konzept. Wir haben 150 Kinder und einen separaten Mini-Bereich. Das heißt, 135 Kinder können sich frei durch die Räume bewegen und wir versuchen die Räume so zu beleben, dass sie dort auch gefördert werden können.

Klasse Gegen Klasse:
Warum bist du heute hier?

Erzieher:
Ich bin heute hier, weil das schwer möglich ist. Wir konnten selten alle Räume öffnen, einfach weil nicht genug Personal da ist, beziehungsweise das Personal so viele Zusatzaufgaben hat. Mir liegt was an den Kindern und ich möchte meine Vorstellung von Arbeit, wirklich richtig in die Kinder investieren zu können, umsetzen können. Und das geht bei der Belastung nicht. Das geht nicht, wenn man sich irgendwie um verhaltensauffällige Kinder kümmern darf, aber nebenbei noch 20 weitere zu beaufsichtigen hat. Wo selbst das Wickeln nicht immer gewährleistet werden kann, weil man alleine mit 30 Kindern im Raum ist und fünf davon bräuchten eine extra Zuwendung. Das ist dann manchmal einfach nicht zu schaffen. 

Klasse Gegen Klasse:
Was denkst du, müsste sich auf politischer Ebene ändern, damit ihr eure Forderungen auch durchsetzen könnt und es besser wird?

Erzieher:
Die Politiker müssen kapieren, dass Erziehung eine Investition in die Zukunft ist und dass die Investition, die sie jetzt machen müssen, für ihre eigene politische Karriere nichts dazu tun wird. Die Ergebnisse wird man erst später sehen. Und wenn sie nur in Legislaturperioden denken, dann wird es nichts werden, weil innerhalb von zwei, drei oder vier Jahren kann man in dem Bereich nichts ändern. Es hat jetzt auch Jahrzehnte gedauert, diesen Bereich kaputt zu machen und da muss jetzt wirklich was geändert werden, damit wir in zehn, vielleicht 15 Jahren wirklich sagen können: Hey, der Bereich ist jetzt wieder richtig gut aufgestellt.

Klasse Gegen Klasse:

Danke dir!

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