Massive Generalstreiks in Myanmar gegen den Coup
Hunderttausende von Arbeiter:innen und Demonstrant:innen gingen in Myanmar inmitten von Androhungen von Repressionen durch die Militärregierung auf die Straße. Am Wochenende wurden zwei Menschen von der Polizei getötet - insgesamt steigt damit die Gesamtzahl der im Widerstand gegen den Putsch getöteten Menschen auf vier.
Trotz der Gewaltandrohung des Militärs gegen „Demonstrant:innen, die den Tod riskieren, wenn sie weiter marschieren“ und der polizeilichen Repression gegen Demonstrant:innen am Wochenende, ereigneten sich am Montag in Myanmar die größten und zahlreichsten Streiks und Proteste seit Beginn des Putsches am 1. Februar.
Eine Internetblockade, militärische Straßensperren sowie die Gefahr weiterer Todesfälle durch das Militär hat die Massenbewegung von Arbeiter:innen, Student:innen und Aktivist:innen, die sich vorgenommen haben, die Militärdiktatur zu stürzen, nicht abgeschreckt. Am Montag riefen die Gewerkschaften in ganz Myanmar zu einem Generalstreik auf, um das Land lahmzulegen.
Hunderttausende Menschen gingen die dritte Woche in Folge in den wichtigsten Städten des Landes auf die Straße, nachdem am Wochenende auf tragische Weise zwei Menschen von der Polizei erschossen worden waren. Damit steigt die Gesamtzahl der im Widerstand gegen den Putsch getöteten Menschen auf vier. Massen von Demonstrant:innen überschwemmten die Straßen von Myanmars größter Stadt Rangoon, sowie auch die Hauptstadt des Landes, Naipyidó, und die Stadt Mandalay.
Die Demonstrant:innen kämpfen gegen den Putsch und für die Freilassung von mehr als 600 politischen Gefangenen, unter ihnen auch die gewählte Führerin des Landes, Aung San Suu Kyi.
Obwohl die Proteste am Montag im allgemeinen friedlich verliefen, kam es dennoch zu heftigen Zusammenstößen mit der Polizei und einer harten Unterdrückung durch das Militär, besonders in Naipyidó. Videos, die von Aktivist:innen in den sozialen Medien gepostet und verbreitet wurden, zeigten, wie die Polizei Demonstrant:innen verfolgte und schlug, und massenhaft Menschen festnahm.
In Erwartung der massiven Streik- und Protestaktionen am Montag, die von Gewerkschaften und Aktivist:innengruppen koordiniert wurden, kappte die Militärjunta erneut das Internet im Land und schränkte die Datennutzung am Vormittag ein. Sie errichteten auch Straßensperren in Yangon und Naipyidó, um die Demonstrant:innen daran zu hindern, sich zu versammeln und durch die überfüllten Straßen zu marschieren.
Revolution 22222
Der Aktionsaufruf vom Montag wurde „Die 22222 Revolution“ genannt, weil die Proteste am 22. Februar stattfanden; dieser Name ist eine Anspielung auf die Proteste gegen die Militärjunta am 8. August 1988, besser bekannt als die 8888 Revolution, die damals von den Sicherheitskräften gewaltsam unterdrückt wurde.
Die heutige massive Gegenwehr, die fast das ganze Land zum Stillstand gebracht hat, ereignete sich als Folge einer Polizeirazzia am Samstag, die zwei Demonstrant:innen in Mandalay, der zweitgrößten Stadt Myanmars, das Leben kostete.
Diese Todesfälle folgten auf die weithin bekannte Tötung von Mya Thwe Thwe Khine, einer 20-jährigen Frau, der während eines Protestes von der Polizei in den Kopf geschossen wurde und die daraufhin nach 10 Tagen im Krankenhaus verstarb.
Als Reaktion auf diese Todesfälle sprach die Militärjunta eine klare Drohung an die Demonstrant:innen aus und beschuldigte sie, „ihre Demonstrationen zu Unruhen und gesetzlosen Mobs eskalieren zu lassen.“ Das Militär warnte, dass noch mehr Leben verloren gehen würden, wenn die Demonstrant:innen sich weiterhin dem Putsch widersetzten. Den massiven Menschenmengen auf den Straßen an diesem Montag nach zu urteilen, haben diese Drohungen jedoch keinen Einfluss auf die Protestbewegung gehabt.
Auch wenn Aung San Suu Kyi und ihre Unterstützer:innen in der National League for Democracy (NLD) sich weigern, zum Sturz der Militärregierung aufzurufen, wollen Arbeiter:innen, Bäuer:innen, Student:innen und Aktivist:innen in Myanmar nicht nachgeben. Die Bewegung wird von einigen der prekärsten Sektoren der Arbeiter:innenklasse angeführt, einschließlich der Arbeiter:innen in Myanmars Textilfabriken, die wissen, dass der Militärputsch die Unternehmer:innen nur in die Lage versetzen wird, ihre Ausbeutung zu erhöhen. Die Proteste in Myanmar zeigen die Macht, die einzig die Arbeiter:innenklasse hat, um den Kampf gegen die Polizeirepression und den Putsch voranzutreiben, indem sie den Betrieb des Landes lahmlegt und massive Demonstrationen auf den Straßen anführt.
Dieser Artikel erschien zuerst am 18. Februar bei unseren Genoss:innen von La Izquierda Diario