Massaker in Chan Yunis, Bodeninvasion in Gaza-Stadt: Israel setzt seinen genozidalen Krieg fort

15.07.2024, Lesezeit 4 Min.
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Foto: Anas-Mohammed / shutterstock.com

Seit Benjamin Netanjahu am 24. Juni das baldige Ende der hochintensiven Operationen der IDF im Gazastreifen angekündigt hat, beschleunigt die israelische Armee das Tempo ihrer Operationen und führt seit einigen Tagen eine brutale Offensive in Chan Yunis und Gaza-Stadt durch.

Nachdem sie letzte Woche die Evakuierung von Teilen von Chan Yunis angeordnet und damit mehr als 250.000 Bewohner:innen zur Flucht gezwungen hatte, die nach der Bodeninvasion in Rafah in der Stadt Zuflucht gesucht hatten, bombardierte die IDF in den letzten Tagen mehrere Schulen und zielte dabei absichtlich auf Zivilist:innen. Auf den unerträglichen Bildern, die uns von dem Angriff erreichten, sieht man Kinder beim Fußballspielen, bevor Israel die Schule bombardierte, dann die Panik, den Lärm der Explosionen und die zerstückelten Körper der Jugendlichen, die zwischen den Trümmern lagen. Der Angriff forderte offiziell 29 Todesopfer und die tatsächliche Zahl könnte noch weit höher ausfallen.

Am Montag startete die IDF eine groß angelegte Operation in Gaza-Stadt. Nachdem die Stadt im Oktober und November unter einer entsetzlichen Belagerung gelitten hatte, führten die entlang des Netzarim-Korridors stationierten Streitkräfte einen massiven Einmarsch durch und mobilisierten gepanzerte Einheiten sowie Bodentruppen, die von der Luftwaffe und Drohnen unterstützt wurden. Hakeem Abdel-Bar, der aus dem Bezirk Tuffah geflohen war, berichtet, dass „die Kämpfe sehr intensiv waren“. Er berichtet auch, dass die israelische Luftwaffe und Drohnen „alles treffen, was sich bewegt“ und dass sich eine Panzerkolonne allmählich einen Weg in die zentralen Bezirke bahnt. Nach Angaben des israelischen Geheimdienstes sollen noch immer 200.000 Palästinenser:innen in der Stadt leben.

Am Mittwochmorgen veröffentlichte die israelische Armee einen Aufruf zur Evakuierung von Gaza-Stadt und warf Flugblätter ab, in denen sie die gesamte Bevölkerung der Stadt aufforderte, in Richtung Süden und Deir al-Balah nördlich von Chan Yunis zu fliehen: „An alle Personen in Gaza-Stadt: Sicherheitskorridore ermöglichen es Ihnen, sich schnell und ohne Inspektion von Gaza-Stadt zu Schutzräumen in Deir el-Balah und Al Zawiya zu begeben. Gaza-Stadt bleibt ein gefährliches Kampfgebiet“.

Mit der Vertreibung der Bevölkerung unterhalb des Netzarim-Korridors (auch Highway 749 genannt), den Israel im Februar befestigt hatte, drängt die IDF die Palästinenser:innen, die die Invasion aus dem Norden überlebt haben, über eine Befestigungslinie hinaus, von der unklar ist, ob sie sie in die andere Richtung wieder überqueren können. Nachdem die kolonialen Streitkräfte Rafah eingenommen und die Geflüchteten im Zuge der Invasion ihres letzten Zufluchtsortes gezwungen haben, sich in die humanitäre Zone von Al-Mawasi und nach Chan Yunis zu bewegen, konzentrierten sie die gesamte Bevölkerung im Zentrum Gazas.

Im Norden, Osten und Süden eingekesselt, wird das Volk von Gaza nun in einem befestigten Viereck gefangen gehalten. Das Stellungsschema der israelischen Armee entspricht in diesem Punkt dem von Benjamin Netanjahu im Februar vorgestellten Operationsplan, der vorsah, die Bevölkerung in das Zentrum der Enklave unterhalb der Autobahn 749 zurückzudrängen und gleichzeitig eine große Pufferzone an den Grenzen zwischen dem ägyptischen Gazastreifen und der israelischen Enklave zu errichten.

Während die Hamas am vergangenen Freitag einen Vorschlag für eine Waffenruhe akzeptierte und die strategische Forderung nach einem vollständigen und dauerhaften Waffenstillstand aufgab, bedrohen die Angriffe Israels die Verhandlungen, die Netanjahu zu ignorieren vorgibt, um seine Kriegsziele zu verfolgen. Inzwischen sind die Geflüchteten zwischen Chan Yunis und Deir al-Balah eingeklemmt, und es ist zu befürchten, dass diese neuen Operationen mit sehr hoher Intensität die verhängnisvolle Umsetzung der verschiedenen von der israelischen Führung ausgegebenen Rekolonisierungspläne andeuten, von der totalen israelischen Militärdiktatur bis hin zur technischen Verwaltung einer Israel untergeordneten palästinensischen Instanz.

Dieser Artikel erschien zuerst auf unserer französischen Schwesterseite Révolution Permanente.

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