Manifest der Besetzer*innen des ISW
Bei einer Pressekonferenz am Dienstag stellten Aktivist*innen ein "Manifest" der Besetzung des ISW vor. Wir veröffentlichen ihre Erklärung.
Was wir tun
Wir sind viele und verschieden. Wir organisieren uns selbst und eignen uns hier den Raum an, den wir brauchen.
Diesen Raum gestalten wir nach unseren politischen Ansprüchen und Bedürfnissen. Das heißt, wir üben Herrschaftskritik, überlegen uns alternative Lebensmodelle und arbeiten daran, Diskriminierung und Hierarchien abzubauen. Das heißt auch, dass wir unsere Widersprüche anerkennen und leben.
In diesem Raum bilden wir uns gegenseitig und lernen von einander. Wir formen eine Gemeinschaft, die nicht nur ihre Bildung, sondern auch ihren Alltag selbständig organisiert. Hier diskutieren wir, kochen, feiern, putzen und machen Kunst. Wir vertrauen einander und unterstützen uns gegenseitig.
Wir leisten Widerstand. Wir sind politisch.
Was wir wollen
Wir wollen die Ökonomisierung von Forschung und Lehre stoppen.
Wir wollen kritische Lehre und Forschung ermöglichen, militärische, diskriminierende und menschenfeindliche Lehrinhalte abschaffen.
Wir wollen existenzsichernde Lebensgrundlagen statt prekärer Beschäftigungsverhältnisse.
Wir wollen eine Wohnungspolitik im Interesse der Mieter*innen, nicht im Interesse der Investor*innen.
Wir wollen Selbstorganisation des städtischen Lebensraums durch die Bewohner*innen der Stadt.
Wir wollen eine Öffnung der Universität und aller Bildungseinrichtung für alle Menschen unabhängig von Herkunft, Status, Gender, ökonomische Situation oder Qualifikation.
Wir wollen Bildungsinstitute, die allen Menschen die Möglichkeit geben einen Raum des gleichberechtigten Lernen und Lehrens zu schaffen.
Wir wollen eine gleichberechtigte Gesellschaft frei von fremdbestimmten Herrschafts- & Besitzverhältnissen.
Was wir fordern
Wir fordern euch, unsere Mitmenschen, dazu auf, euch an der Gestaltung unseres Raumes zu beteiligen und/oder euch eigene Räume der Selbstorganisation anzueignen!
Wir fordern euch, unsere Mitmenschen, dazu auf, euch gegen die autoritäre und neoliberale Bau- und Mietenpolitik dieser Stadt zu wehren!
Wir laden die Angestellten des Instituts und der Hochschule in unsere besetzten Räume ein, um sich mit uns bei Kaffee und Kuchen auszutauschen. Bringt Kuchen mit, wir haben keinen Backofen!
Wir rufen die Gewerkschaften dazu auf, sich unserer Forderung #holmbleibt anzuschließen!
Wir fordern die Mieter*inneninitiativen auf, gemeinsam mit uns den stadtpolitischen Kampf gegen Gentrifizierung und für ein Recht auf Stadt auszutragen!
Wir fordern unsere Kommiliton*innen auf, sich unserem politischen Protest anzuschließen und bei der Besetzung mitzumachen!
Wir fordern von der Universitätspräsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin die sofortige Rücknahme der Kündigung Andrej Holms!
Wir fordern vom Berliner Senat die vollständige Ausfinanzierung der Berliner Hochschulen durch das Land Berlin anstatt eines „leistungsbasierten Hochschulfinanzierungssystems“ gem. §1 der jeweiligen Hochschulverträge und wie im Koalitionsvertrag weiterhin vorgesehen.
Wir fordern vom Institut für Sozialwissenschaften mindestens 10 Projekttutorien pro Semester á 4 Semesterwochenstunden, die von der studentischen Fachschaft verwaltet werden!
Wir fordern als ersten Schritt gegen prekäre Beschäftigungsverhältnisse den Berliner Senat und Hochschulleitung auf, Dauerverträge für Daueraufgaben einzurichten!
Wir fordern von der Universitätsleitung die langfristige Bereitstellung eines selbstverwalteten Wohnheims für Studierende sowie dauerhafte Räumlichkeiten zur studentischen Selbstorganisierung und emanzipatorischen Vernetzung auf dem Campus Mitte!
Wir fordern vom Berliner Senat, Leerstand zu enteignen, sozialen Wohnungsbau zu (re-)kommunalisieren, eine Mietobergrenze für sozialen Wohnungsbau von max. 6,50€/qm einzuführen sowie die juristischen Lücken der Mietpreisbremse zu schließen!