Mali: Ein neuer imperialistischer Krieg

12.02.2013, Lesezeit 4 Min.
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Seit knapp einem Monat führt der französische Imperialismus zusammen mit anderen Ländern des Westens, darunter auch Deutschland, einen Krieg in Mali. Entgegen bürgerlichen Medienberichten geht es nicht darum, historische Kulturgüter zu retten oder einen radikal-islamistischen Staat zu verhindern. Die Stationierung französischer Soldat*innen mit logistischer Hilfe Deutschlands dient ausschließlich dem Interesse der Kapitalist*nnen in Paris. Denn Mali bietet gute Investitionsmöglichkeiten für die Konzerne.

Durch die Wirtschaftsdiktate vom IWF und der Weltbank wurde das Land erst in diese katastrophale Lage hineingetrieben, zum Beispiel durch die Privatisierung der 20 größten Staatsunternehmen. Das Land ist reich an Rohstoffen wie Gold oder Uran und hat einen ausgeprägten Bergbausektor, sodass das französische Kapital weiterhin seinen Einfluss in den ehemaligen Kolonien sichern will. Im Nachbarland Niger soll 2014 die zweitgrößte Uranmine der Welt eröffnet werden. Dieser Uranabbau kann die französische Energieproduktion stärken, damit die Abhängigkeit von den Energieimporten aus Deutschland reduziert und Frankreichs Position gegenüber Deutschland im Kampf um die Vorherrschaft in Europa gestärkt wird.

Mali dagegen zählt zu den ärmsten Staaten der Welt, mit äußerst geringem Zugang zu sauberem Trinkwasser, einer Lebenserwartung von nur 48 Jahren sowie einer Arbeitslosigkeit von 30% – übrigens dreimal so hoch wie vor 15 Jahren. Hinzu kommt der weitverbreitete Analphabetismus – alles Produkte der Herrschaft der alten Kolonial­mächte und des modernen Imperialismus.

Mit den revolutionären Prozessen des Arabischen Frühlings in Nordafrika und dem Nahen Osten kam auch Bewegung in den Norden Malis. Einst gerieten viele Imushagh (die Selbstbezeichnung der im Westen oft als Tuareg bezeichneten Ethnie) in der Folge von Arbeitslosigkeit und Vertreibung in die Armeen des libyschen Machthabers Gaddafi; mit dessen Sturz kehrten sie bewaffnet und kampferfahren in den Norden Malis zurück. Unter ihrer militärischen Führung bildete sich in der Folge die „Nationale Bewegung für die Befreiung des Azawad“ (MNLA). Azawad ist der Name der selbstbestimmten Nation, die die MNLA im nördlichen Territorium Malis erkämpfen will.

Am 17. Januar 2012 startete schließlich der erste Angriff der MNLA und schon am 6. April hatte sich das Militär des Staates Mali vollständig aus dem Norden zurückgezogen, so dass die Gründung Azawads ausgerufen wurde. Bis heute wurde Azawad international jedoch nicht anerkannt. Stattdessen folgten den Feldzügen der MNLA Pogrome im Süden Malis, welche gegen die dort lebenden Imushagh durchgeführt wurden.

Bald jedoch verlor die MNLA die Führung im Gebiet des Azawad. Es spalteten sich kleinere national-separatistische Gruppen ab, die wiederum neue nationale Unabhängigkeiten forderten. Gleichzeitig kam es zu einer Erstarkung militanter und islamistisch geprägter Gruppierungen im Norden. Von diesen ist vor allem Ansar Dine bekannt, die Angehörige der Imushagh unter einem islamistischen Programm vereint. Dies stellte ganz offensichtlich eine Bedrohung für das französische Kapital dar. Dabei zeigen sich zwei Seiten einer Medaille: Während Präsident Hollande versucht, durch diese Intervention die eigene schlechte Lage der lohnabhängigen Massen in Frankreich selbst zu vertuschen, sind die größten Opfer des Krieges in Mali die ArbeiterInnen sowohl im Süden als auch im Norden des Landes, zusammen mit den verarmten Kleinbauern und –bäuerinnen.

Die Antwort auf diesen menschenverachtenden Imperialismus kann nur die internationale Solidarität des Proletariats sein – der Kampf dagegen beginnt schon im eigenen Lande gegen die Kapitalist*innen. Jede Schwächung der imperialistischen Regierungen Europas bedeutet eine Stärkung der fortschrittlich Kräfte in den halbkolonialen Ländern. Deswegen sagen wir als Marxist*innen: Für die Niederlage der imperialistischen Armeen! Für das Selbstbestimmungsrecht der Imushagh! Für eine sozialistische Förderation Afrikas!

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