Mahmud Azhar: Erinnern heißt Kämpfen!

28.04.2022, Lesezeit 3 Min.
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Foto: Liz Stair

Am 07. Januar 1990 wurde der Doktorand Mahmud Azhar rassistisch angegriffen und starb zwei Monate später an den Folgen des Überfalls. An der FU fand gestern eine Gedenkveranstaltung für unseren ehemaligen Kommilitonen statt.

Mahmud Azhar promovierte an der FU Berlin im Fachbereich Biochemie und wurde beim Verlassen des damaligen Institutsgebäudes im Winter 1990 rassistisch beleidigt. Er setzte zwei Notrufe aus dem Institutsgebäude ab, die von der Polizei unbeantwortet blieben. Der Täter schlug ihn im Gebäude nieder. Erst ein dritter Notruf eines vorbeifahrenden Taxifahrers wurde von der Polizei beantwortet. Azhar starb am 06. März an den Folgen des Angriffs. Im Gerichtsprozess gegen den Täter wurde behauptet, es könne nicht bewiesen werden, dass es sich um Rassismus als Tatmotiv gehandelt habe (sic!). Damit relativieren Behörden, Institutionen und Politik wieder einmal rassistische Gewalt.

2014 schrieb der AStA der FU: „Dringlich erscheint es einen Menschen in das Gedächtnis dieser Universität zu rufen, an der es überhaupt möglich war, dass er vergessen wurde.”
Denn die vom FU-Präsidium organisierte gestrige Gedenkveranstaltung war die erste, die das Präsidium seit 1990 für Azhar abhielt. Erst seit 2020 taucht sein Name überhaupt auf der Website der Freien Universität auf.

Uni-Präsident Ziegler sprach in seiner Rede über die Notwendigkeit gegen Rassismus zu kämpfen und dass er denke, dass an der „weltoffenen” FU weniger rassistisches Gedankengut existiere als in anderen Teilen der Gesellschaft. Auch warnte er, dass sich anlässlich rassistischer Gewalt gegen „Polarisierung” eingesetzt werden müsse. Wir sagen ganz klar: Nicht die Polarisierung ist im Kampf gegen rassistische Gewalt das Problem, sondern der strukturelle Rassismus in den deutschen Behörden, Institutionen und der Politik! Dieser herrscht nämlich auch sehr wohl an der FU vor.

Nachwievor werden ausländische Studierende bei ihrer Bewerbung diskriminiert, über uni-assist müssen sie extra Gebühren beim Bewerbungsverfahren zahlen. Auch das Outsourcing der Reinigung ist Teil der rassistischen Unterdrückung und Abwertung von migrantischen Personen, wie der Gesamtpersonalrat in seiner Stellungnahme aufzeigte. Der AStA wies darauf hin, dass sich gerade jetzt Studierende gegen rassistische Strukturen und Ideologien an der FU zu Wehr setzen müssen, wie die Initiative „Intersektionales Lehramt” oder die Kampagne „Rechte Ideologien exmatrikulieren!”, die sich gegen einen Dozierenden einsetzt, der auf seiner Website faschistische Inhalte verlinkt.

Mahmud Azhar wurde aus rassistischen Motiven ermordet. Das Gedenken an ihn bedeutet für uns als Studierende der FU, dass wir uns, damals wie heute, gegen das System organisieren müssen, das eine solche Gewalt hervorbringt, toleriert und von staatlicher Seite schützt!

Mahmud Azhar – Erinnern heißt Kämpfen!

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