LMU München: Unsere Vorschläge für die Fachschaft Soziologie und den Tag gegen Gewalt an Frauen

05.11.2024, Lesezeit 4 Min.
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Foto: KGK

Wie kämpfen wir an unserer Uni gegen steigende Femizide, Kürzungspolitik und Rechtsruck? Vorschläge für eine politische Zusammenarbeit in den nächsten Wochen bis zum 25. November, dem Tag gegen Gewalt an Frauen.

Als Waffen der Kritik begreifen wir Universitäten als politische Orte, an denen alle wichtigen gesellschaftlichen Debatten stattfinden. Doch geht es an der Uni nicht nur um ideologische, sondern auch um politische Kämpfe, die sich an zentralen Widersprüchen unserer Zeit entfachen. Dass Studierende ein Potenzial für gesellschaftliche Emanzipation haben, die weit über die universitäten Grenzen hinaus reichen können, sehen wir an der globalen palästinasolidarischen Studierendenbewegung sowie an den Studierenden in Argentinien, die aktuell massenhaft mit Fakultätsversammlungen, Straßenblockaden und öffentlichen Lehrveranstaltungen gegen die Kürzungspläne Mileis vorgehen, Hand in Hand mit dem Lehrpersonal und den nicht-wissenschaftlichen Beschäftigten der Universitäten.

Wir lehnen es deswegen ab, klein beizugeben, wenn die bayerische Staatsregierung uns politisch exmatrikulieren will, wir lehnen es ab, wenn die Bundeswehr verpflichtend mit unseren Unis kooperiert, wir lehnen es ab, wenn studentisch organisierte Veranstaltungen gegen Rechts an unserer Uni verboten werden, und wir wollen gegen diese autoritären Politik vom Institut und der Uni aus als Studierende kämpfen. Aus diesem Grund sehen wir es als grundsätzlichen Fehler an, dass die Fachschaftsinitiative (FIS) am Soziologie-Institut der LMU München nicht mit uns zusammenarbeiten möchte, anstatt mit uns zusammen gegen Rechts zu kämpfen. Der selbstauferlegte „Unvereinbarkeitsbeschluss“ mit Waffen der Kritik, welcher auch in der gesamten studentischen Vertretung der LMU vorherrscht, ist undemokratisch und depolitisiert das Institut und verhindert dringend nötige Diskussionen. Anstatt Diskussionen untereinander im Kleinen, braucht es große, öffentliche Versammlungen für alle Studierenden an unserem Institut. Wir begrüßen daher ausdrücklich, dass zwei Studierende von der FIS zu unserem offenen Treffen gekommen sind, auch wenn sie dort dann weiterhin dafür plädierten, dass man nicht zusammenarbeiten könne. 

Vorschlag 1: Versammlung und Mobilisierung zum Tag gegen Gewalt an Frauen

Aus diesem Grund möchten wir auch hier unsere Vorschläge gegenüber der FIS, der Betriebsgruppe und dem gesamten Institut kurz vorstellen. In einer Zeit von zunehmenden Femiziden auf der ganzen Welt, alles im Kontext des globalen Aufstiegs der extremen Rechten, müssen wir als Studierende eine Diskussion über unsere Rolle am 25. November, dem Tag gegen Gewalt an Frauen, entfachen. Wenn wir nach Pakistan schauen, wo es zu massenhaften Protesten als Antwort auf eine Vergewaltigung einer Studentin kam, lässt uns das trauernd zurück, aber auch mit dem Potenzial, als Studierende gegen solche Vergehen politisch zu protestieren. Mit dem Genderverbot an bayerischen Unis hat bei uns auch schon der ideologische Kampf gegen Genderlehrstühle und feministische Wissenschaften begonnen, weswegen eine institutsweite, öffentliche Versammlung zum Tag gegen Gewalt an Frauen politisch notwendig ist. Wir wollen gerne zusammen bei der nächsten Fachschaftssitzung überlegen, wie wir das organisieren können, damit wir einen kämpferischen, studentischen Block auf der Demo am 25. November aufstellen können. 

Vorschlag 2: Selbstorganisierte Umfrage am Institut zu Ängsten und politischen Meinungen der Studierenden

Zusätzlich schlagen wir vor, gemeinsam mit anderen Studierenden und Mitarbeiter:innen des Instituts selbstorganisiert eine kleine Umfrage zu erstellen, bei der Studierende unseres Instituts nach ihren aktuellen Ängsten zu Lebensweg und Studium befragt werden, aber auch zu ihren Meinungen hinsichtlich der Repression gegen die Palästinabewegung, der Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit, ihrer Position zur inneren und äußeren Militarisierung sowie zur demokratischen Mitbestimmung an den Unis. Wir wollen dabei nicht nur das subjektive Bewusstsein an unserem Institut besser begreifen, damit wir auf Sorgen und Nöte der Studierenden politische Antworten finden können, sondern auch Studierende konkret in diesem Projekt aktivieren, wie es allzu häufig in Studium und Lehre vergessen wird. Unsere Vorschläge wollen die Linke nicht zersplittern, sondern sollen als offensive Grundlage einer Zusammenarbeit dienen. 

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