Linke Israelis organisieren Kundgebungen gegen den Gaza-Krieg
Bei zwei Veranstaltungen demonstrieren Hunderte gegen den Krieg im Nahen Osten. Organisiert werden die Proteste von Berliner Israelis. Weitere Demonstrationen sind geplant.
Die nächste Kundgebung ist schon in Vorbereitung. Und mit den bisherigen Antikriegs-Veranstaltungen, die linke Israelis in den vergangenen Tagen im Mauerpark und Kreuzberg organisierten, sind die Veranstalter*innen zufrieden. Allein am Mittwochabend kamen einige hundert Menschen zum Heinrichplatz in Kreuzberg. „Guten Morgen, deutsche Linke“, skandierten die Teilnehmer*innen auf Englisch. „Eure Stille bedeutet unser Tod.“ Der Heinrichplatz als vermeintliches „Zentrum der linken Szene“ war von den Organisator*innen bewusst gewählt worden.
„Unsere palästinensischen Freund*innen gehen auf die Straße und bekommen keine Unterstützung“, sagte Boaz Lev. Er kommt ursprünglich aus Jerusalem. Bei den bisherigen Demonstrationen seien oft mehr Israelis als deutsche Linke gewesen, kritisiert Lev. Dabei erlaube aus seiner Sicht die militärische und diplomatische Unterstützung Deutschlands für die israelische Kriegsführung keine „neutrale Haltung“. Die Proteste der Berliner Israelis richteten sich aber auch gegen Antisemitismus. Im Anschluss zeigte sich eine Veranstalterin erleichtert, dass nicht wie befürchtet deutsche Rechtsextremisten versucht hätten, sich dem Protest anzuschließen.
Beim Aufzug durch Kreuzberg hielten die Teilnehmer*innen Schilder auf Hebräisch, Arabisch, Russisch, Englisch und Deutsch in die Höhe. „Ich schäme mich, Israeli zu sein“, hieß es auf einem Banner. Auch gab es verschiedene Parolen auf Hebräisch, dass sich Juden*Jüdinnen und Araber weigern, Feind*innen zu sein. An der Spitze der Demonstration liefen Aktivisten der Flüchtlingsbewegung.
„Die Stigmatisierung der palästinensischen Demos als antisemitisch durch die Medien machte uns klar, dass unsere Stimme als Israelis und Juden noch wichtiger wird“, sagt Lev. Einige Teilnehmer*innen zogen Vergleiche zu Anti-Kriegs-Demonstrationen in Israel: „Wir sind daran gewöhnt, dass wir mit Eiern beworfen oder bespuckt werden“, sagt Etay Naor, der aus Tel Aviv kommt, aber inzwischen in Berlin lebt. Dort würden linke Demonstrant*innenen von rechten Schlägern verprügelt. Und die Polizei würde zuschauen. Auch Peleg Bar-Sapir von der Kommunistischen Partei Israels fühlt sich bei einem Aufzug mit Palästinensern in Berlin sicherer als auf einer Demo in Israel, wie er sagt.