Leo Trotzki: Das Übergangsprogramm (1938)

24.08.2009, Lesezeit 2 Min.
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Es ist erstaunlich, wie manche Passagen, die der russische Revolutionär Leo Trotzki in einem Dokument über die „Aufgaben der Vierten Internationale“ im Jahr 1938 schrieb, im Angesicht der kapitalistischen Krise aktuell klingen. So der Abschnitt über die „Enteignung bestimmter Gruppen von Kapitalisten“, die ziemlich genau das beschreibt, was die ArbeiterInnen von Zanon gemacht haben. Ihre Strategie ist nämlich die Umsetzung des marxistischen Programms:

Die Enteignung bestimmter Gruppen von Kapitalisten

Das sozialistische Programm der Enteignung – d.h. des politischen Sturzes der Bourgeoisie und der Beseitigung ihrer wirtschaftlichen Herrschaft – darf uns auf keinen Fall in der gegenwärtigen Übergangsperiode, wenn die Gelegenheit sich bietet, davon abhalten zu fordern, daß bestimmte Industriezweige, die für die nationale Existenz am wichtigsten sind, oder bestimmte Gruppen der Bourgeoisie, die am parasitärsten sind, enteignet werden.

So stellen wir den wimmernden Predigten der Herren Demokraten über die Diktatur der „60“ Familien in den Vereinigten Staaten oder der „200“ Familien in Frankreich die Forderung nach Enteignung dieser 60 oder 200 Feudalkapitalisten entgegen. Genauso fordern wir die Enteignung der monopolistischen Gesellschaften der Kriegsindustrie, der Eisenbahnen, der wichtigsten Rohstoffquellen usw.

Der Unterschied zwischen diesen Forderungen und der verwaschenen reformistischen Losung der „Nationalisierung“ besteht in folgendem:

1. Wir lehnen die Entschädigung ab;

2. Wir warnen die Massen vor den Scharlatanen der Volksfront, die zwar ein Lippenbekenntnis für die Nationalisierung abgeben, in Wirklichkeit aber Agenten des Kapitals bleiben;

3. Wir rufen die Massen dazu auf, nur auf ihre revolutionäre Kraft zu vertrauen;

4. Wir verbinden die Frage der Enteignung mit der Frage der Arbeiter und Bauernmacht.

Die Notwendigkeit, die Losung der Enteignung in der täglichen Agitation, und demzufolge bruchstückhaft, und nicht nur von einem propagandistischen Gesichtspunkt aus unter ihrer verallgemeinerten Form auszugeben, ergibt sich aus der Tatsache, daß die verschiedenen Industriezweige unterschiedliche Entwicklungsstufen erreicht haben, im Leben der Gesellschaft von unterschiedlicher Bedeutung sind und unterschiedliche Stadien im Klassenkampf durchlaufen. Nur der allgemeine revolutionäre Aufschwung des Proletariats kann die allgemeine Enteignung der Bourgeoisie auf die Tagesordnung setzen. Es ist Ziel der Übergangsforderungen, daß Proletariat auf die Lösung dieses Problems vorzubereiten.

Quelle: marxists.org

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