Lehrer:innen im Iran streiken gegen das mörderische System
Letzten Sonntag folgten viele Lehrkräfte dem gewerkschaftlichen Aufruf zum Streik gegen das Militär und die Polizei.
Gewalt gegen Schüler:innen
34 Kinder wurden in den letzten Wochen vom iranischen Staat bei Protesten ermordet. Laut der Organisation Iran Human Rights sind bereits über 215 Menschen getötet worden, mittlerweile ist die Zahl auf 253 gestiegen. Die Lehrer:innen wollen damit Schluss machen und streiken gegen die hohe Zahl der Toten und die Inhaftierung von Schüler:innen.
Die iranische Lehrerkräftegewerkschaft beschuldigte Militär, Sicherheitskräfte und Polizei, „gewalttätig gegen Schulen und Bildungszentren“ vorzugehen. Die Proteste würden so lange fortgesetzt, bis „das System aufhört, das Volk und die Kinder zu töten“. Direkter Auslöser des Streiks war der Tod der 15-jährigen Schülerin Asra Panahi, die nach Schlägen durch Sicherheitskräfte gestorben sein soll. Eine weitere Schülerin liege im Koma.
Der Streik reiht sich ein in die größte Protestwelle seit Jahren. Diese wurde durch den Tod von Mahsa Amini am 16. September angestoßen. Sie starb nach der Verhaftung durch die Sittenpolizei, die ihr vorgeworfen hatte, ihr Kopftuch nicht nach Vorschrift getragen zu haben. An den Protesten sind vor allem viele Frauen, Studentinnen und Schülerinnen beteiligt, die ihre Kopftücher abnehmen und sich gegen die Regierung stellen.
Kämpfe verbinden
Der Streik der Lehrkräfte ist ein gutes Beispiel dafür, wie Streiks auch politische Themen aufgreifen können. Der Koordinierungsrat der Lehrkräfte entstand im Rahmen der Streiks ab 2018, in denen für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen gestreikt wurde. Doch auch hier gab es bereits die Forderung nach Freilassung aller inhaftierten Kolleg:innen.
Schon im ersten Drittel des Oktobers soll es Berichten auf Social Media zufolge außerdem Streiks in der Öl- und Gasindustrie gegeben haben. Diese hätten sich gegen die Entlassung von Arbeiter:innen gestellt, skandalierten aber auch Parolen gegen die Regierung.
Hier zeigt sich die Wichtigkeit des Streik als Mittel der Arbeiter:innenklasse, um in die Proteste einzugreifen. Proteste gegen die Regierung können mit arbeitsrechtlichen Forderungen verbunden werden. Außerdem haben Streiks eine noch höhere Schlagkraft gegen die Regierung, vor allem dann, wenn sie an strategisch wichtigen Positionen stattfinden und sich zu einem Generalstreik zusammenschließen. Dies könnte den Protesten im Iran eine noch viel größere Stärke verleihen und sie tatsächlich zum Sieg führen.