Köln Reloaded: Frauenmord in Freiburg

09.12.2016, Lesezeit 3 Min.
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Der Mord an der Studentin Maria in Freiburg, vermutlich durch einen jugendlichen Geflüchteten, löst eine rassistisch aufgeladene Debatte über Gewalt an Frauen aus.

Deutschland hat seine zweite „Silvester in Köln“-Debatte. Schauplatz ist dieses Mal Freiburg und es geht um den Mord an der 19-jährigen Studentin Maria im Oktober. Als vermutlicher Täter wurde nun letzte Woche ein 17-jähriger unbegleiteter Geflüchteter identifiziert. Die Regionalzeitungen und andere Medien berichten. Die Rechte regt sich darüber auf, dass der Fall in der ARD nicht erwähnt wurde und erzwingt damit eine Berichterstattung – in der neben der AfD auch die „Gewerkschaft“ der Polizei mit rechten Parolen zu Wort kommt.

Der Stern titelt „Freiburg und das Ende der Idylle“. Dabei wissen die meisten Frauen, Nicht-Weißen und LGBTI*, dass hinter dieser Idylle immer schon Gewalt verborgen war. Wenn wir die Zahlen von vergangenen Jahr hochrechnen, wurden in diesem Jahr schon schätzungsweise 123 Frauen getötet, oft von ihrem Partner, einem Familienmitglied oder ihrem Bekannten. Gewalt an Frauen ist eindeutig keine Frage der Herkunft, sondern immer eine Frage der Machtausübung über weibliche Körper. Eine Umfrage, die kürzlich veröffentlicht wurde, zeigt, dass jede*r vierte Deutsche Vergewaltigungen unter bestimmten Umständen gerechtfertigt findet. Und eine Institution, in der systematisch sexuelle Gewalt verübt wird, ist die katholische Kirche, was der Flügel der religiösen Fanatiker*innen in der AfD wohl nie zugeben würde.

Ein Angriff auf eine ist ein Angriff auf alle

Es steht außer Frage, dass jeder Frauenmord zu viel ist. Wir müssen jeden einzelnen Fall als einen Angriff auf uns alle begreifen. Das heißt auch, dass wir nie weniger über Gewalt reden müssen, sondern immer mehr: Jede einzelne Frauenmord muss zu einem riesigen Aufschrei führen, der die Medien, die ARD und die Straße erreicht.

Dieser Kampf ist immer auch ein Kampf gegen den Rassismus, gegen die AfD, die Gewalt an Frauen unterstützt – sei es, indem sie geflüchtete Frauen brutal abschieben oder an den Grenzen Europas verelenden lassen will. Oder weil sie Frauen dazu zwingen will, Kinder auszutragen, die sie nicht wollen, und ihrem Ehemann gegenüber gehorsam zu sein.

Und der deutsche Staat ist alles andere als eine Hilfe für Frauen. Auch er hat das Blut von Frauen in den Händen, von abgeschobenen, bombardierten Frauen und von Frauen, die in einer gewalttätigen Partnerschaft verbleiben, weil der Staat sie mit Hartz IV und Minijobs in die Abhängigkeit gezwungen hat.

Streiken gegen Gewalt

Ein Blick auf andere Länder zeigt, wie wir es schaffen, nicht einfach nur wütend und verzweifelt über die Gewalt und ihre rassistische Instrumentalisierung zu sein, sondern wie wir auch kämpfen: Demonstrationen gegen Gewalt sind in den letzten Jahren häufiger und größer geworden.

Die Frauen in Polen haben gegen die Verschärfung des Abtreibungsrechts gestreikt, welches immer auch körperliche Gewalt und Tod für Frauen bedeutet. Auch wenn ihr Kampf weitergeht, haben sie es schon geschafft, dass der Gesetzentwurf zurückgezogen wurde. Die Frauenbewegung in Argentinien hat auch gestreikt und damit ein massives Zeichen gegen Gewalt an Frauen und LGBTI* gesetzt. Und für den 8. März wird zum Streik gegen Gewalt aufgerufen – nicht nur in Lateinamerika, sondern auch in Italien.

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