“Kitastreik: Hurra!”
// KITA-STREIKS: In den ersten Wochen der Streiks am Berliner Studentenwerk erfuhren die ErzieherInnen und SozialarbeiterInnen nicht nur studentische Solidarität, sondern auch Solidarität von den ebenfalls streikenden KollegInnen der GDL. //
20 Kinder zwischen einem und sechs Jahren liegen auf dem Boden vor dem Kanzleramt. Sie “schlafen” während ein Clown ein Lied singt. Dann ruft er “Kitastreik”, die Kinder springen auf, werfen die Hände in die Luft und rufen “Hurra”. So sieht es aus, wenn die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst streiken, mittlerweile in der zweiten Woche. Am Donnerstag luden sie solidarische Eltern und ihre Kinder zu einer Kundgebung vor das Kanzleramt ein. Als Vertreterin der Eltern berichtete eine Studentin davon, wie der Streik sie zwar vor organisatorische Schwierigkeiten stelle, sie aber natürlich trotzdem solidarisch mit den ErzieherInnen ihres Sohnes sei.
Solidarität aus anderen Sektoren
Und nicht nur Eltern und Kinder kamen um ihre Solidarität auszudrücken, sondern auch Studierende, streikende BahnerInnen der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) und Beschäftigte aus anderen sozialen Berufen, die den Kampf der SozialarbeiterInnen und ErzieherInnen für mehr gesellschaftliche Anerkennung auch als Kampf für mehr Anerkennung für sich selbst begreifen. In einem Redebeitrag erklärte eine Studentin, wie der Kampf der ErzieherInnen und SozialarbeiterInnen auch ein Kampf für die Gleichberechtigung aller Frauen sei, denn soziale Berufe gelten heute immer noch oft als sog. Frauenberufe und werden als solche schlechter bezahlt. Dadurch wird die ökonomische Abhängigkeit vieler Frauen und die traditionelle Rollenverteilung immer wieder aufs neue bestätigt. Hier wird sichtbar, dass der Kampf gegen Frauenunterdrückung und der Kampf für gleiche Löhne und gegen die geschlechtliche Arbeitsteilung Hand in Hand gehen müssen. Außerdem betonte sie die Notwendigkeit, die Solidarität anderer Sektoren und Arbeitskämpfe zu suchen. Denn vereint lässt es sich besser kämpfen – und die Interessen der ArbeiterInnen sind die selben.
Die Anfänge einer solchen Perspektive wurden durch den Solidaritätsbesuch der KollegInnen der GDL konkret. Nachdem ihnen „eine Schlichtung dazwischen gekommen” war, wie ein Lokführer es formulierte, besuchten sie die streikenden ErzieherInnen und SozialarbeiterInnen des Studentenwerks, um ihnen ihre Solidarität auszusprechen. Sie erklärten, dass sie für weniger Wochenarbeitszeit und Überstunden kämpften, weil sie ihre Kinder öfters sehen wollen. Bei ihrem Kampf ginge es ebenso wie beim Kampf im Sozial- und Erziehungsdienst, um ein besseres Leben nicht nur für sie selbst, sondern auch für die Kinder und Familien. Diese Bewegung in Richtung der Zusammenführung von Kämpfen und der gegenseitigen Solidarität muss weiter ausgebaut werden.
Für den heutigen Freitag haben die ErzieherInnen und SozialarbeiterInnen beschlossen, wieder an ihre Arbeitsstellen zurückzukehren – fürs erste. Der Kampf ist damit aber nicht unterbrochen, sondern er geht weiter. Damit sie gestärkt aus dieser Streikunterbrechung herausgehen, müssen wir und sie weiter Solidarität organisieren. Es ist wichtig zu zeigen, dass sie nicht alleine sind und dass es sehr wohl viele Menschen gibt, welche ihre Forderungen unterstützen. Wir alle haben ein berechtigtes Interesse daran, dass Beschäftigte unter guten Arbeitsbedingungen arbeiten können. Gelegenheiten zu praktischer Solidarität werden sich noch oft ergeben – der Kampf wird mit neuem Elan weiter gehen.