#KeineMehr – auch in Deutschland wollen Aktivistinnen den Kampf gegen den Feminizid aufnehmen
Am Samstag trafen sich Aktivistinnen in Berlin, um darüber zu diskutieren, wie auch in Deutschland Kampagnen gegen den Mord an Frauen, weil sie Frauen sind, möglich sind.
Feminizid, also der Mord an Frauen, weil sie Frauen sind – in vielen Ländern, beispielsweise in Lateinamerika oder in Italien, ist dies ein Thema, welches Zehn- bis Hunderttausende Frauen auf die Straße bringt. Sie haben es geschafft, dass das Problem von Medien und bürgerlichen Parteien nicht mehr zu ignorieren ist. Anders noch in Deutschland, wo Frauenmorde nur dann Aufmerksamkeit bekommen, wenn dies in eine Agenda der rassistischen Hetze passt. Dabei stirbt auch in Deutschland beinahe jeden zweiten Tag eine Frau durch die Gewalt eines – meist ehemaligen – Partners, Unterschiede nach Herkunft sind nicht festzustellen. Aus diesem Grund trafen sich in Berlin in den Räumen der Rosa-Luxemburg-Stiftung am Samstag ungefähr 60 feministische Aktivistinnen, um darüber zu reden, wie auch in Deutschland der Ruf nach #KeineMehr – angelehnt an das #NiUnaMás aus der mexikanischen Frauenbewegung – laut werden kann.
Während der Konferenz wurde dafür argumentiert, auch in Deutschland den Begriff des Feminizids zu nutzen. Denn er weist darauf hin, dass die Morde, die heute noch in den Medien verharmlosend als „Eifersuchtsdrama“ oder „Familientragödie“ bezeichnet werden, keine tragischen Einzelschicksale sind, sondern dass sie Ergebnis eines Systems sind, welches sich Patriarchat nennt. Die patriarchale Gewalt, die Frauen und andere Menschen, die nicht der Heteronorm entsprechen, trifft, ist eine Erfahrung, die für die Betroffenen oft isolierend wirkt, wenn sie jedoch thematisiert wird, ein riesiges Potential für Solidarität schafft. Dies hat zuletzt auch der Hashtag #Metoo gezeigt.
Die Aktivistinnen forderten auch, dass endlich zuverlässig und systematisch Daten darüber gesammelt werden, wie viele Frauen in Deutschland aufgrund ihres Frauseins umgebracht werden – und ihn welchen Situationen dies vor allem geschah. So muss dies heute noch mühsam aus der polizeilichen Kriminalstatistik herausgesucht werden – neben den Frauen, die sogenannten Tötungsdelikten (Mord, Totschlag) zum Opfer gefallen sind, müssen auch die Frauen gezählt werden, die beispielsweise von ihren Partnern angezündet wurden oder aufgrund einer schweren Körperverletzung starben. Frauen von der Informationsstelle der Autonomen Frauenhäuser kommen so auf eine Zahl von 165 Frauen, die durch Partnerschaftsgewalt starben. Aber auch in anderen Beziehungen, kann sexistische Gewalt im Tod münden. Zahlen dafür sind in Deutschland praktisch nicht verfügbar.
Ein erster Mobilisierungspunkt, der das Thema Feminizid in die Debatte bringen soll, werden die Demonstrationen am 25.11., dem Internationalen Tag Gegen Gewalt an Frauen, sein. In Berlin findet an diesem Tag um 15 Uhr eine Demonstration von Frauen, Trans und Inter-Personen statt, die am Hermannplatz startet.