Kein Inflationsausgleich im Osten: Protest bei Bosch in Dresden

19.06.2023, Lesezeit 2 Min.
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An ihre westdeutschen Beschäftigten zahlt Bosch eine einmalige Inflationsprämie von 3.000 Euro. Für ihre Arbeiter:innen in Dresden bleibt die Einmalzahlung aus. Dagegen gab es am Dienstag Protest vor der Fabrik.

Am vergangenen Dienstag protestierten etwa 200 Arbeiter:innen der Dresdner Bosch-Halbleiterfabrik vor ihrem Werk im Norden der Stadt. Sie forderten die Zahlung einer Prämie zum Inflationsausgleich von 3.000 Euro, wie sie an anderen Standorten von Bosch gezahlt wird. Dass dieser Ausgleich im sächsischen Werk nicht gezahlt werden soll, wo zudem die Wochenarbeitszeit fünf Stunden länger ist als an westdeutschen Standorten, wird als Symptom der Ungleichbehandlung ostdeutscher Arbeiter:innen beklagt. Die IG Metall hatte zu der Aktion aufgerufen.

Schon vor Monaten hatten knapp 90 Prozent der Beschäftigten des Dresdner Werks in einer Petition eine solche Einmalzahlung gefordert. Ihre Forderungen wurden dann der Unternehmensleitung in Reutlingen überbracht. Diesen kam das Unternehmen bisher aber nicht nach. Im Bosch-Werk in der sächsischen Landeshauptstadt gilt bis heute außerdem kein Tarifvertrag – anders als im Westen. In der Metallindustrie liegen die Löhne im Osten häufig 1.000 Euro unter West-Niveau, wozu die geringere Tarifbindung beiträgt.

Die Halbleiterfabrik im Dresdner Norden befindet sich in unmittelbarer Nähe der Chipfabrik von Globalfoundries, einem US-amerikanischen Halbleiterhersteller. Dort hat erst im April die IG BCE einen ersten Tarifvertrag für die etwa 3.200 Beschäftigten durchgesetzt. Beim ostdeutschen Konkurrenten X-FAB, dessen Dresdner Werk auch unweit der Bosch-Fabrik angesiedelt ist, wurde bereits 2021 ein erster Tarifvertrag ausgehandelt.

Dass es möglich ist, der systematischen Benachteiligung von Arbeiter:innen im Osten wirksam entgegenzutreten, haben im letzten Jahr die Beschäftigten von Teigwaren Riesa gezeigt. Dort wurde durch Streiks ein Angleich der Arbeitsbedingungen an Westdeutschland durchgesetzt: eine Perspektive, die auch die Arbeiter:innen bei Bosch aufnehmen sollten, wenn sie ihren Kampf um gleiche Bedingungen in Ost und West gewinnen wollen. Die IG Metall muss dazu übergehen, einen gemeinsamen Kampf der Arbeiter:innen von Bosch in Ost und West zu organisieren und das Unternehmen durch Arbeitskämpfe ernsthaft unter Druck zu setzen. Es bei Protestaktionen zu belassen, kann weiter wirkungslos in den Chefetagen verhallen.

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