Kautschuk-Tarifergebnis der IGBCE: Null-Runde trotz massiver Angriffe

25.04.2020, Lesezeit 3 Min.
Gastbeitrag

Am 22.April 2020 Teile die IGBCE die Ergebnisse der Tarifverhandlungen in der Kautschukindustrie mit. Das Ergebnis ist ernüchternd – die IGBCE verkauft sich trotzdem als Gewinner.

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Im März stimmte sich die IGBCE über die Forderungen für die Tarifverhandlungen der Kautschuk-Branche ab. Reale Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen, Verdopplung des Urlaubsgeldes und Arbeitszeitentlastung für ältere Arbeitnehmer wurden vereinbart.

Mit der Überschrift „Gutes Ergebnis in schweren Zeiten“ wurde das Ergebnis präsentiert. In der ersten Tarifrunde am 22. April einigten sich der Arbeitgeberverband mit der Gewerkschaft auf eine Erhöhung des Kurzarbeitgeldes um 120 Euro für vier Monate, eine schrittweise Urlaubsgelderhöhung von aktuell 21 Euro pro Urlaubstag auf 31 Euro in 2022 und 40 Euro in 2023. Außerdem erhalten alle Beschäftigten eine Prämie von 200 Euro – Auszubildende bekommen nur 100 Euro. Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt zehn Monate.

Kein „gutes Ergebnis“

Eine reale Lohnerhöhung hat also nicht stattgefunden. In der Tarifkommission wurden nicht mal die konkrete Lohnerhöhung gefordert, sondern nur eine abstrakte Erhöhung der Reallöhne. Am Ende wurde nicht mal die Inflationsrate ausgeglichen und es gibt stolze 0,0 Prozent mehr Gehalt. Stattdessen gibt es eine Einmalzahlung von 200 Euro, die vollkommen unzureichend ist und bei der Auszubildende obendrein benachteiligt werden. Eine Verdopplung des Urlaubsgeldes ist erst in zweieinhalb Jahren erreicht.

Die Arbeitszeitentlastung, wie sie vorher im Gespräch war, ist der aktuellen Lage des Beschäftigungsverlustes gewichen. Bei der Erhöhung des Kurzarbeitergeldes wurde sich jedoch nicht an Forderungen von DGB oder Linken orientiert, die teilweise 90 Prozent des Nettolohns ausgleichen wollen. Die Erhöhung fällt deutlich magerer aus. Bei einem Nettolohn von 1.800 Euro beträgt die Erhöhung des Kurzarbeitergeld gerade einmal 6,6 Prozent.
Wenn die Fabriken wieder hochgefahren werden, bleibt von diesem kleinen „Bonus“ für die Arbeiter*innen leider nichts. Nicht mal Zulagen beim Tragen von Masken, wie es bei Staubmasken längst Gang und Gäbe ist, wurden beschlossen. In Newslettern wird darüber informiert, dass neue Arbeitsschutzstandards beschlossen wurden, welche aber nur einen „Empfehlungscharakter“ haben.

Doch nicht nur der Bonus bleibt aus, sondern es gibt auch einen Angriff auf die Gesundheit der Mitarbeiter*innen und der Familien. Als Handwerker*in kann man nicht einfach eine Plexiglasscheibe zur Abtrennung der Arbeitsplätze nutzen. Arbeitsgeräte werden von mehreren Mitarbeiter*innen genutzt. Arbeitsabläufe wie Reparaturen erfordern die Zusammenarbeit von verschiedenen Kollegen in verschiedenen Teilen der Fabrik. Das Virus kann also sehr leicht die Runde machen.

Es wirkt so als würde eine 0-Runde durch die unterschiedlichen Zuschüsse vertuscht werden. Die IG BCE präsentiert sich also nicht zurecht als Gewinner der Verhandlungen. Sie erhalten nur den Status Quo ohne auf die Angriffe auf Lohn und Gesundheit einzugehen.

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