Kaufhof-Report Teil 2: Die Zerstörung eines Berufes

26.05.2020, Lesezeit 4 Min.
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Jahrelang hat René Benko das Geld aus Galeria Karstadt Kaufhof herausgezogen und die Warenhauskette vorsätzlich in den Ruin getrieben. Ein Mitarbeiter berichtet in Teil 2: Wie 20 Beschäftigte bei schlechterer Bezahlung den Job von 140 übernehmen sollten.

Foto: Michael Gaida

Hier geht es zu Teil 1: Vom Milliardär Benko mit Vorsatz an die Wand gefahren

Nach der Übernahme durch René Benko gab es nicht mehr das eine Berufsfeld Verkäufer, sondern drei Berufsfelder und zwar:

1. Kassierer
2. Verkäufer
3. Warenserviceteam (WST)

Das Warenserviceteam wurde eigentlich, wenn man es genau nimmt, in dieses Berufsfeld hinein gezwungen, denn es mussten 20 Plätze von denjenigen belegt werden, die am kürzesten im Betrieb waren. Somit waren alle Jüngeren gezwungen, dort hineinzugehen oder das Unternehmen zu verlassen, aber es wurde versichert, dass alles beim Alten bleibe. Auch wenn man vertraglich 250 Euro weniger verdient, sollten diese übertariflich weiter gezahlt werden und keine Ausgruppierung stattfinden.

Das Berufsfeld Warenserviceteam ist für alles zuständig, was im Haus anfällt bis auf das Kassieren und Beraten, womit das Chaos vorprogrammiert war. 20 Leute sollten also nun die Aufgaben von 140 Leuten übernehmen wie z.B. Auszeichnen, Waren auspacken, aufräumen, umbauen, Sortieren, Online-Versand und Online-Bestellungen bearbeiten, Preisauszeichnung, Preisänderungen, Prospekt, Lagerarbeiten usw. usf. Dass das natürlich mit 20 Leuten nicht schaffbar ist, kann sich wohl jeder ausmalen. Kassierer, die sich nur noch um die Kasse kümmern, Verkäufer, die nur noch Kunden beraten, und 20 WST-Mitarbeiter, die ihrer Arbeit gar nicht mehr nachkommen.

Die Belastung für die Mitarbeiter war und ist enorm, da sie nach Jahren einfach in fremde, ungelernte Abteilungen versetzt wurden und nun selbst schauen mussten, wie sie damit klar kommen. Die WST-Mitarbeiter z.B. sollen keine Kunden bedienen, aber wie erklärt man das einem Kunden, wenn auf 1200 Quadratmetern ein Verkäufer ist, der auch mal auf Toilette oder in Pause oder auch mal frei hat bzw. krank ist.

Die Kunden wurden also nicht mehr nur mit dem Onlinehandel vergrault, sondern auch direkt im Laden und dies haben die Mitarbeiter zu spüren bekommen. Wenn ein WST-Mitarbeiter einen Kunden freundlich drauf hinwies, dass man nicht zur Bedienung gehört, wurde man schon angeschnautzt, wie schlimm der Laden doch geworden sei und dass man gefälligst einen Verkäufer holen solle.

Man unterbrach also seine Arbeit, um den Verkäufer zu suchen, den man dann nicht fand, um dann wieder vom Kunden angeschnauzt zu werden. Nach einer Weile hat der Kunde dann endlich einen Verkäufer gefunden, der selbst in der Abteilung fremd war, und der Kunde durfte sich vom Verkäufer dann anhören, das er selbst nicht wisse, wie z.B. das Gerät funktioniert oder ob es dafür Ersatzteile gebe.

Der verärgerte Kunde und der Verkäufer kamen dann also wieder beim WST-Mitarbeiter an, weil der ja für das Auffüllen der Ware zuständig ist, um ihn dann zu fragen, wo die Ersatzteile sind – von einem Gerät, das man selbst nie gesehen hat. Man erklärte den Kunden dann also auch, dass man nichts wisse und wurde wieder total niedergemacht, was man denn gelernt hätte.

Der Kunde ist selbstverständlich sehr verärgert, das kann man ihm nicht verübeln, aber wenn auf diese Art und Weise tagtäglich mehrere Kunden auf den Mitarbeiter zugehen, geht das sehr auf die Gesundheit des Mitarbeiters und auf die Psyche. Womit wir langsam zur Corona-Krise übergehen, denn wenn man weitere Beispiele geben würde, wären wir schnell bei einem Taschenbuch.

Hier geht es zu Teil 3: Muss der „insolvente“ Milliardär Benko freitags eigentlich auch zur Tafel?

Stimmen der Beschäftigten

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