Kaufhof-Kündigungen werfen Tausende in Altersarmut – Benko muss für den Erhalt aller Häuser zahlen!

21.07.2020, Lesezeit 4 Min.
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Die Entlassungen bei Galeria Karstadt Kaufhof bedrohen tausende Menschen mit Altersarmut, darunter vor allem Frauen, die seit Jahrzehnten dort arbeiten. Auf deren Rücken macht Investor René Benko Millionen Profite. Sein Vermögen sollte dazu dienen, den Erhalt aller Häuser sicherzustellen – ansonsten muss er enteignet werden!

Bild: „MEIN KARSTADT – SOLL BLEIBEN!“ by Metro Centric, CC BY 2.0

50 Kaufhäuser von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) sollen bis Ende des Jahres schließen. Allein dort werden circa 5.000 Beschäftigte gefeuert. Zudem entfallen tausende weitere Jobs in der Logistik, im Sport-, Reise- und Lebensmittelbereich und in Subunternehmen wie der Reinigung.

Besonders hart getroffen sind die älteren Angestellten, die es schwer haben werden, eine neue Stelle zu finden. 70 Prozent der Beschäftigten sind Frauen, viele von ihnen Mütter Mitte 50 bis 60, die zwei bis drei Jahrzehnte in den Häusern in Teilzeit gearbeitet haben, um ihre Kinder groß zu ziehen. Sie werden ohnehin wenig Rente bekommen und mit dem Jobverlust steigt die Gefahr der Altersarmut.

Der Investor René Benko, mit einem geschätzten Vermögen von knapp 5 Milliarden Euro, hat die Kaufhäuser durch gezieltes Missmanagement an die Wand gefahren, um nur die Profitabelsten zu erhalten. Er hat ein Insolvenzverfahren eingeleitet, um die Tarifverträge und Kündigungsfristen auszuhebeln und die Beschäftigten um dutzende Millionen von Abfindung zu prellen. Zudem beklaute er seine Mitarbeiter*innen im März um 15 bis 20 Prozent ihres Lohns. Anschließend beantragte er Kurzarbeitergeld, um die Gehälter dann für drei Monate über das staatliche Insolvenzgeld bezahlen zu lassen, was ihm über 100 Millionen Euro eingespart haben dürfte.

Vielen Städten nimmt er wichtige Arbeitsplätze und lokale Shopping-Möglichkeiten weg, während die Einkaufspassagen veröden. Dort, wo er Miete zahlen muss, fordert er Mietnachlässe und droht andernfalls mit Schließungen. Gleichzeitig ist er aber nicht bereit, bei Immobilien in seinem Besitz auf Miete zu verzichten. Mit dem Verkauf von 17 Häusern in bester Innenstadtlage wird Benko etwa 700 Millionen Euro erwirtschaften. Gleichzeitig plant er für 450 Millionen Euro in Berlin-Neukölln einen riesigen Neubau, um dort einen hochprofitablen Vorzeige-Standort zu entwickeln, womit er die Mieten im Viertel in die Höhe treiben würde.

Für Benkos Modernisierung sollen die älteren Beschäftigten und die unrentablen Standorte weichen. Mit dem staatlichen Insolvenzgeld zieht er sich aus der Verantwortung, um die Umstrukturierung voranzutreiben, um im Anschluss noch mehr Profite machen zu können. Die Kosten tragen die Beschäftigten und die Allgemeinheit, die Gewinne macht er.

Die Beschäftigten sollen über die Zukunft der Häuser entscheiden!

Es kann nicht sein, dass ein Multimilliardär im Alleingang über die Zukunft von tausenden Beschäftigten, ihren Familien, die Jobs der nächsten Generationen und das Stadtbild der Innenstädte entscheidet. Die Gewerkschaft Ver.di darf sich das nicht gefallen lassen und muss für den Erhalt aller Standorte und Arbeitsplätze kämpfen. Ver.di sollte sich dafür einsetzen, dass René Benko und die anderen großen Investor*innen die nötigen Gelder bereitstellen, um alle Standorte zu sichern.

Alle Vorhaben, welche die Zukunft der Häuser betreffen, wie zu Umstrukturierungen, Investitionen und Arbeitsplätze, müssen von Beschäftigten auf Betriebsversammlungen entschieden werden. Dafür müssen die Geschäftsbücher von Galeria Karstadt Kaufhof offen gelegt werden: Einnahmen, Ausgaben, Vermögen, Immobilienwerte, Gehälter, Warenverkehr und Verkaufszahlen müssen den Beschäftigten zugänglich gemacht werden.

Ver.di muss mit den Arbeiter*innen gemeinsam einen Kampfplan aufstellen. Es braucht Versammlungen der Beschäftigten, koordinierte Demonstrationen und Streiks aller Kaufhäuser in Verbindung mit anderen Betrieben des Einzelhandels und der Logistik sowie weiteren Branchen, um die Jobs zu retten und in den Häusern die demokratische Kontrolle der Beschäftigten einzuführen. Klar ist auch: Wenn Investor*innen wie Benko nicht gewillt sind, die Häuser und die Arbeitsplätze zu enthalten, gehören sie enteignet. Anstatt sich durch Insolvenzverfahren staatliche Gelder zu sichern, muss die Konsequenz für das egoistische und verantwortungslose Handeln des Milliardärs sein, dass sein Geld entweder zur Erhaltung der Arbeitsplätze dient – oder die Häuser fortan von den Beschäftigten selbst verwaltet werden. Nur so lässt sich verhindern, dass die Interessen der Arbeiter*innen zugunsten Benkos oder anderer Investor*innen geopfert werden.

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