Kapitalismus auf nur einem Planeten?
Einer der grundlegendsten Widersprüche des Kapitalismus ist sein unerbittlicher Bedarf an unendlichem Wachstum in einer Welt von begrenzter Größe, begrenzten Ressourcen und Menschen. Manche Kapitalist*innen haben dieses Problem erkannt und eine Lösung im Angebot: Unternehmen werden uns, unsere Industrie und unsere Zivilisation, gemeinsam mit unseren vorhandenen sozialen Beziehungen, in die Weiten des Weltraums bringen.
Die gewaltige Explosion, die am 1. September 2016 eine Rakete des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX auseinanderriss und sein wichtigstes Startzentrum zerstörte, zog neue Aufmerksamkeit auf die Gefahren der privaten Raumfahrtindustrie. Die Kritik konzentrierte sich lange auf Sicherheitsbedenken bezüglich kostensenkender Maßnahmen bei einem Programm, das bemannte Reisen zum Mars verspricht.
Während die Kritik auf technische Risiken fokussiert ist, gibt es jedoch weniger Kritik am breiteren, sich entfaltenden Prozess der Privatisierung des Weltraums. Die private Raumfahrtindustrie wuchs in den letzten Jahren rapide an, von Luxus-Tourismus bis zu den grandiosen Plänen von Milliardär*innen, Sonnensystem-übergreifende Mega-Transportunternehmen zu schmieden.
Was auf dem Spiel steht, ist weit mehr als das Risiko einer erneuten Katastrophe. Es geht um die Frage, wer profitiert und wer die Kontrolle hat über die spektakulärsten technologischen Errungenschaften und Wunderwerke der Menschheit.
Orbitale Opulenz
Die wohlhabende Technik-Elite hat es immer vermieden, ihren Wohlstand so unverfroren zur Schau zu stellen, wie wir es bei den Donald Trumps dieser Welt sehen. Exzentrische Investitionen sind allerdings durchaus beliebt. Die 100 Millionen US-Dollar-Investition des Google-Mitbegründers Larry Page in fliegende Autos hätte Ludwig XVI. vor Neid erblassen lassen. Es ist nicht so offensichtlich galletreibend wie ein schlossartiges Anwesen, bleibt aber ein Symbol der gewaltigen Kluft, die die Bedürfnisse und Kämpfe der Menschheit von den Begehrlichkeiten und Marotten der herrschenden Klasse trennt.
Wenn auch die feinste Mode billig imitiert werden kann, dann wird für die Reichen ein Erlebnis die moderne Ware schlechthin. Ein Urlaub, eine Reise, ein Abenteuer, Exklusivität – das sind die Waren, welche zunehmend Klasse mit Begriffen definieren, die moralische und intellektuelle Überlegenheit vorgeben. Schmeiß‘ deinen Job hin, reise um die Welt, werde ein besserer Mensch. Aber zum Leidwesen der Milliardär*innen sind viele dieser Erlebnisse sogar Manager*innen zugänglich. Da kommt Space Adventures ins Spiel, die dich für 50 Millionen Dollar zur*m Astronaut*in machen. Richard Bransons Virgin Galactic hat eigene Pläne; eine lange Warteliste von wohlhabenden Klienten, obwohl ein fertiggestelltes Gefährt oder eine erfolgreiche Mission noch aussteht. Weltraum-Tourismus spielt bei der Geschäftsplanung von sowohl SpaceX als auch Blue Origin eine Rolle.
Anstatt unser Sonnensystem zum Wohle der Menschheit wissenschaftlich zu erkunden, finanziert der enorme Wohlstand eine neue Generation von Raumschiffen, die dazu dienen werden, reichen Kindern auf Instagram beeindruckende Weltraum-Selfies zu bescheren.
Nicht ganz so primitive Akkumulation
Die wesentlichste Veränderung in den letzten Jahren war der Schritt von träumerischen Projektionen von Weltraum-Tourismus (die selbst oft auf staatlich finanzierte Infrastruktur angewiesen waren) hin zum Aufkommen privater Unternehmen, die versuchen ihre eigene Infrastruktur einzurichten. NASA veröffentlichte im vergangenen Jahr einen umfassenden Bericht über die „Wirtschaftliche Entwicklung der Niedrigen Erdumlaufbahn“, in dem eine klare Vorstellung dieses Übergangs dargelegt wurde: „Da NASA beginnt, Astronaut*innen in die Umgebung des Mondes, zum Mars und weiter hinaus zu bewegen, wird die Agentur die weitere Entwicklung der Niedrigen Erdumlaufbahn Unternehmen des privaten Sektors überlassen. Das hat das Potenzial zu einem historischen Übergang – von einem von der Regierung betriebenen Labor im Orbit zu einer unabhängigen Wirtschaft der menschlichen Raumfahrt.“
Dieser Übergang ist natürlich kein automatischer und der ganze Bericht ist den Herausforderungen im Zusammenhang mit seiner Umsetzung gewidmet. So heißt es weiter: „Als Erstes muss die Marktdynamik von Angebot und Nachfrage existieren. Als Zweites muss die überwältigende Abhängigkeit von staatlicher Nachfrage und öffentlicher Auftragsvergabe überführt werden in einen Markt, in dem die Nachfrage der Industrie und anderer privater Sektoren die primäre Marktkraft ist, die vom industriellen Angebot beantwortet wird.“
Kapitalist*innen finden allein für sich keinen Geschmack an der ambitionierten Langzeit-Planung und dem erheblichen Risiko, das die Entwicklung im Weltraum – wie jeder technologische Durchbruch mit hohen Investitionen – mit sich bringt. Nachdem der Staat viele der Grenzen der Weltraum-Erkundung mit Hilfe öffentlicher Mittel verschoben hat, setzt er nun die Prozesse in Gang, um diese kollektive wissenschaftliche Errungenschaft in private Profite einer reichen Elite umzuwandeln. Der Staat wird zum wiederholten Male das Wunder der primitiven Akkumulation vollbringen, bei dem technologisches Gemeingut zur Grundlage privater Kapitalakkumulation wird.
Die Vorschläge reichen von allgemeinen Politik-Vorschlägen zur Ermutigung des Risikokapitals bis hin zu sehr viel konkreteren und spezifischeren Vorschlägen zu Pharmazie und Werkstoffwissenschaften.
Das Interesse des Risikokapitals auf diesem Gebiet stieg rapide an. Planetary Ressources, ein Start-up mit dem hochtrabenden Ziel, Bergbau auf Asteroiden zu betreiben, hat vergangenes Jahr 20 Millionen US-Dollar zur Finanzierung gewonnen. Es hat die vielleicht ambitioniertesten Ziele einer Reihe neuerer Start-ups, die versuchen, die Firmenpräsenz im Weltraum mit neuen Satelliten und Startprojekten auszuweiten. Als Google Skybox (ein Unternehmen, das an Satellitenbildgebung arbeitet) für eine halbe Milliarde Dollar aufkaufte, legte es einen Preis für zuvor unklare Investitionen fest.
Aber das Potenzial reicht viel weiter als Satellitenbildgebung. Insbesondere fokussiert der Bericht die Internationale Raumstation ISS als Labor für Proteinkristalle und die Verbesserung pharmazeutischer Technologie. So wird erklärt: „Die Einzigartigkeit einer Umgebung mit Mikrogravitation hat gewaltiges Potenzial für die Entwicklung überlegener Technologien … Frühe Bemühungen waren darauf fokussiert, wissenschaftliche Experimente auf Gebieten wie der Proteinkristallisation durchzuführen, bei denen die Mikrogravitation die Herstellung längerer und purerer Kristalle ermöglichte. Das wiederum steigert die Effizienz nachfolgender Forschung zur Entwicklung von Proteinmedikamenten.“
Das Thema wird in einem eigenen Kapitel vertieft „Proteinkristallisation ist ein wesentlicher Bestandteil der Protein-Kristallographie – des Prozesses, der in der Wirkstoffentdeckung heute hauptsächlich genutzt wird … Die Perspektive, Proteinkristalle durch die Nutzung der Internationalen Raumstation zu verbessern, hat das Potenzial zum nächsten großen Kapitel in der Geschichte der Wirkstoffentdeckung.“
Das nächste große Kapitel in der Geschichte der Wirkstoffentdeckung – Entdeckungen, die auf einer Internationalen Raumstation gemacht werden, die aus öffentlichen Geldern finanziert wurde – wird nicht dem Wohl der öffentlichen Gesundheit dienen. Stattdessen wird es verschachert an die Pfizers dieser Welt; umgewandelt in teure private Behandlungen, die den Pharma- und Versicherungsunternehmen unverhoffte Gewinne bescheren.
Raketenbarone
Die größten Player der privaten Raumfahrtindustrie streben nach weit mehr als nur ein paar Satelliten oder einem Modul einer Raumstation. SpaceX und Blue Origin streben danach, die Kosten der Raketenlieferung dramatisch zu senken, indem sie die Infrastruktur kontrollieren, die Lieferungen in den Weltraum ermöglicht. Sowohl Elon Musk als auch Jeff Bezos wollen zweifellos mehr als nur coole Spielzeuge oder Erlebnisse: Sie wollen die Welt neu formen, sehen sich vielleicht sogar als ihre steinreichen Retter. Musk möchte letztendlich mit SpaceX den Mars kolonisieren und Bezos malt sich eine Zukunft aus, in der die Erde nur noch für Wohnzwecke reserviert ist.
Sowohl SpaceX als auch Blue Origin fokussieren ihre Anstrengungen darauf, die Kosten des Eintritts in den Weltraum dramatisch zu senken. Sowohl Musk als auch Bezos sind für ihren energischen Einsatz im Kampf gegen Gewerkschaften bekannt, für die unbarmherzige Geschwindigkeit, die sie von ihren Arbeitskräften auf allen Ebenen verlangen, für ihren ungeheuren Erfolg dabei, sich als Stars zu präsentieren und einen Kult in der Medien- und Technikwelt zu etablieren.
Auch wenn SpaceX inzwischen Profit abwirft, liegt sein Ursprung in einem exzentrischen Plan der technologischen Philanthropie. Es fing an mit Plänen, eine Rakete zum Mars zu senden; anfangs konzipiert mit der Idee, eine Mäusefamilie hin und zurück zu fliegen oder alternativ eine Miniatur-Oase zu erschaffen mit dem Versuch, auf der Marsoberfläche eine Pflanze wachsen zu lassen.
Nachdem er das Gebiet studiert hatte und von den Kosten abgeschreckt wurde, entschied Musk, dass eine Geschäftsmöglichkeit darin lag, die Preise für Raketenstarts zu unterbieten. Kostensenkende Innovationen beinhalteten zum Beispiel, die Dichtungen von Autowaschventilen zu wechseln, um sie für Raketentreibstoff tauglich zu machen. Eine Pumpe, für die Boeing vielleicht 100 Millionen US-Dollar veranschlagt hätte, wurde von einer beauftragten Firma in 13 Monaten für weniger als eine Million zusammengesetzt.
Was das Unternehmen am Laufen hält, sind trotz alledem die Arbeiter*innen. 60-Stunden-Wochen werden als normal angesehen, wobei viele auch mehr arbeiten. Wochenenden sind rar.
Ingenieur*innen werden nicht außergewöhnlich entlohnt, besonders wenn man bedenkt, dass die Arbeitsbedingungen sehr viel strapazierender sind als vergleichbare Stellen in der Rüstungs-, Luft- und Raumfahrtindustrie. SpaceX basiert darauf, seine eigene messianische Vision anzubieten und weit mehr von den Angestellten zu verlangen. Immerhin: Wer wäre nicht gern Teil eines Programms, das die Menschheit auf den Mars bringt? Aber die Macht, die Infrastruktur, die Technologie, die dies ermöglicht, wird von privaten Investor*innen kontrolliert werden, nicht von den Arbeiter*innen, die die besten Jahre ihres Lebens damit verbringen, ein solches Projekt Wirklichkeit werden zu lassen.
Blue Origin hat einen weniger öffentlichen Auftritt und ist auf Raketenstarts für kürzere Distanzen fokussiert. Es bemüht sich, seine Präsenz beim Start suborbitaler Raketen rapide auszubauen, bevor es mit ambitionierteren Orbital-Raketen und weiterem beginnt. Wenn der Industriezweig weiter expandiert, wird Blue Origin ein*e Hauptkonkurrent*in für SpaceX, noch dazu mit Bezos‘ Amazon-Vermögen im Rücken.
Die selbe Hyper-Ausbeutung der Arbeitskraft findet sich auch hier, wie überall im Amazon-Imperium. In einem Reddit-AskMeAnything wurde eine „Gruppe“ von Softwareentwickler*innen gefragt, wie viele Stunden sie arbeiten und antworteten: „Wenn das, was du tust, deine Leidenschaft ist, wird Zeit relativ.“ Mit anderen Worten: Es sind sehr viel mehr Stunden, als die PR-Abteilung des Unternehmens die Öffentlichkeit wissen lassen möchte.
Libertärer Traum oder „Corporate Welfare“?
Die neuen privaten Konkurrent*innen haben gegenüber der NASA und der existierenden Luft- und Raumfahrtindustrie Kosten- und Konkurrenzvorteile. Wie die US-Rüstungsindustrie ist auch NASAs gesamtes System der Entwicklung, Produktion und Einsatz durch die Anforderungen der politischen Schirmherrschaft begrenzt. In einem korrupten System, in dem Stellen und Aufträge in der Rüstungsindustrie vergeben werden, um Stimmen und Zustimmung der Abgeordneten zu kaufen, ist klar, dass Preis und Budget halsbrecherische Höhen annehmen.
Dennoch liegt ihr Konkurrenzvorteil immer noch in einem Feld, das nahezu vollständig auf staatliche Finanzierung angewiesen ist. Nach der Finanzkrise 2008, als Investor*innen sich auf ganzer Linie zurückzogen, wurde SpaceX durch einen 1,6 Milliarden-Dollar-Vertrag mit der NASA knapp vor dem Bankrott bewahrt. Während Blue Origin plant, weiter in Weltraum-Tourismus zu expandieren, besteht der Großteil dessen, was momentan geliefert wird, in wissenschaftlichen Experimenten in Mikrogravitationsumgebungen – Forschung, die durch staatliche Subventionen finanziert wird.
Der kommerzielle Erfolg beider Unternehmen wäre undenkbar ohne die lukrative Aussicht auf Regierungsaufträge. Sollten sie aber ihren Traum verwirklichen und die Infrastruktur des Zugangs zum Weltraum bauen und kontrollieren, dann werden sie Forschung und Technologie – finanziert mit staatlichen Geldern, eingetrieben von der US-amerikanischen Arbeiter*innenklasse – dafür nutzen, die größten Oligopole der Menschheitsgeschichte zu errichten.
Kolonien der Konzerne
Zur Zeit des Wettlaufs ins All war es unvorstellbar, dass ein privates Unternehmen statt eines Nationalstaats als erstes einen Menschen auf den Mars bringen könnte. Derzeitige Planungen von SpaceX sehen vor, den ersten bemannten Flug zum Mars 2024 zu starten, lange vor NASAs zaghaften Plänen für die 2030er.
Ob das Projekt noch darüber hinaus gehen wird, steht in den Sternen. Profit-getriebene Unternehmen haben nicht gerade gute Ergebnisse für ihre Bemühungen zur erstmaligen Besiedlung vorzuweisen, selbst in weniger feindseliger Umgebung. Aufschwung und Schätzwerte entsprechender Unternehmen zeigen allerdings, dass sich eine Menge Profit machen lässt, wenn man die Infrastruktur kontrolliert, die uns mit dem Weltraum verbindet.
Während das private Kapital sein Banner im ganzen Sonnensystem hisst, werden auf der Erde die selben Widersprüche fortbestehen bleiben, die uns auf einen gesellschaftlichen und ökologischen Abgrund zusteuern; nur die Geschwindigkeit wird zunehmen.
Eine funktionierende Wirtschaft in der Erdumlaufbahn wäre ziemlich sicher eine weitgehend automatisierte. Die menschliche Anfälligkeit für Sonneneinstrahlung und langfristige gesundheitliche Herausforderungen des Lebens in der Schwerelosigkeit bedeuten, dass die Anwesenheit von Menschen eher eine Belastung wäre. Zum Teil beruhte NASAs Abkehr von menschlichen Erkundungen hin zu Raumsonden auf der Erkenntnis, dass – vom Prestige bemannter Missionen einmal abgesehen – Roboter für Operationen und Forschungen im Weltraum sehr viel effizienter sind.
Sollte Bezos Traum einer Weltraum-Wirtschaft mit der Erde als Wohnresidenz Wirklichkeit werden, müsste sie größtenteils durch Automatisierung in einer Nach-Arbeitsgesellschaft betrieben werden. Die Umsetzung ist nur schwer mit einer Gesellschaftsordnung in Einklang zu bringen, die auf der unerbittlichen Ausbeutung menschlicher Arbeit basiert.
Und auf den staubigen, roten Ebenen des Mars? Das Ziel dort ist nicht bloß Ausbeutung, sondern Kolonisierung, und zwar über eine enorme Distanz. Es werden wohl die besten Wissenschaftler*innen und Ingenieur*innen gebraucht, um tatkräftige Lösungen aus dem Ärmel zu schütteln. Das Ziel ist es, dort zu leben.
Es lohnt sich daran zu erinnern, dass Marx den ersten Band seines Kapitals nicht etwa mit einem flammenden Aufruf zur Enteignung der Kapitalist*innen enden ließ, sondern mit einem Kapitel über die Schwierigkeiten, die die britische Regierung damit hatte, die kapitalistischen gesellschaftlichen Beziehungen nach Australien zu exportieren. Es ist leicht, Menschen und Maschinerie zu exportieren. Produktionsweisen zu exportieren ist schwieriger. Ein Arbeitsmarkt musste künstlich per Gesetz ins Leben gerufen werden und unabhängige Produktion musste unterbunden werden.
Auf dem Mars stellt sich die Frage nach unabhängigen Produzent*innen nicht. Allerdings kann es dort auch keinen Arbeitsmarkt im herkömmlichen Sinne geben. Ein karges Überlebens-Klima, in dem alle gebraucht und alle Ressourcen zur Befriedigung der allgemeinen Bedürfnisse recycled werden, wirft ganz andere Fragen auf.
Es gibt die Möglichkeit einer Art High-Tech-Urkommunismus, oder aber einer kapitalistischen Dystopie, in der letztendlich auch dem Sauerstoff, den du atmest, ein klarer, quantifizierter Warenwert zugeordnet wird.
In die Unendlichkeit und weiter?
Diese Projekte repräsentieren ein bekanntes Muster der privaten Akkumulation von Technologie, die mit öffentlichen Ressourcen finanziert wurde. Aber die Versuche, über die Inanspruchnahme von Gemeingut hinauszugehen und weiter zu greifen als die NASA, sind die ambitioniertesten kapitalistischen Projekte der Geschichte.
Die Gefahr ist offensichtlich: Die mächtigsten Unternehmen aller Zeiten operieren außerhalb jeglicher Gesetze und Regulierungen; die Zukunft der Menschheit im Weltraum ist der Lust und Laune von ein, zwei Milliardär*innen unterworfen. Sogar die Ansprüche auf Demokratie und Staatlichkeit enden, sobald du das Space-Shuttle betrittst.
Der größte Erfolg wäre immer noch eine Zivilisation, die das Leben auf anderen Planeten erhalten, das sinnlose Sterben auf dem eigenen aber nicht beenden kann. Wahrscheinlicher ist, dass eben jene technologischen Fortschritte, die so etwas ermöglichten, zu Hause gewaltige soziale und politische Umstürze auslösen.
Während der Plan B zur Rettung der Menschheit auf dem Mars ausgearbeitet wird, treiben uns die Gesetze des Kapitalismus auf der Erde rasend schnell auf eine ökologische und soziale Katastrophe zu. Wir sollten lernen, das Leben auf unserem eigenen Planeten zu bewahren, bevor wir einen weiteren hinzufügen. Die Rückeroberung von Reichtum, Macht und Ressourcen, die sich Milliardär*innen wie Bezos oder Musk angeeignet haben, wäre ein ausgezeichneter erster Schritt.
Dieser Artikel erschien ursprünglich bei Left Voice.