Kann es linke Superheld:innen geben? Filmkritik zu „Niemals allein, immer zusammen“

24.06.2024, Lesezeit 15 Min.
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Eine neue linke Generation: Patricia, Quang, Simin und Zaza (v.l.n.r.) auf dem Marx-Engels-Denkmal in Berlin. © Neue Visionen Filmverleih GmbH

Joana Georgi hat mit ihrem Debütfilm „Niemals allein, immer zusammen” einen der besten deutschsprachigen, linken Filme der letzten Jahre geschaffen. Eine solidarische Filmkritik.

Linke Filmkritik in Zeiten von imperialistischer Aufrüstung, Kriegen und Krisen besteht meist darin, die reaktionäre Ideologie zu entlarven und Filme zu entzaubern. Hier haben wir es allerdings mit einem Film aus der radikalen Linken zu tun. Auch deshalb will diese Filmkritik den Film keineswegs niedermachen, sondern einen solidarischen Diskussionsbeitrag zu den im Film aufgeworfenen Fragen leisten. Es ist schön, dass ein solcher Film es in die Kinos geschafft hat. Und das auch völlig zurecht: Wirklich selten wurde Klassenkampf so authentisch dargestellt wie in „Niemals allein, immer zusammen”. Zusammen mit ihrem Team begleitet Joana Georgi die fünf Aktivist:innen Quang, Patricia, Simin, Zaza und Feline, die in den sozialen, gewerkschaftlichen und migrantischen Bewegungen Berlins aktiv sind, über ein Jahr lang. Das Resultat ist ein 90-minütiger Dokumentarfilm, der als Gegenentwurf zur neoliberalen Individualisierung Hoffnung gibt und einen ehrlichen Einblick in linken Aktivismus bietet.

Die Hürden, die der Film bei seiner Schaffung und Veröffentlichung nehmen musste, waren wahrlich groß. Im Interview mit Klasse Gegen Klasse zeigt Joana allerdings auch auf, wie Solidarität das Projekt möglich gemacht hat. Auch wenn Joana sagt, dass sie mit „high quality Millionen-Budgets” nicht mithalten könne, ist der Film dennoch erstaunlich nah dran. Das Storytelling ist sicherlich besser als man es vom gemeinen Marvel-Film oder von „romantischen Komödien” gewohnt ist. Aber auch audiovisuell macht der Film einiges her – mal ganz abgesehen vom Inhalt, der ebenfalls sehr gut ist. Dies muss man an dieser Stelle nochmal betonen, weil es eben ohne großes Budget ein echter Kraftakt ist, eine solche Qualität zu erreichen. Der Film kommt genau zur richtigen Zeit: Er gibt nach der Europawahl Hoffnung, während viele Menschen zweifeln und kaum Antworten auf die Niederlagen finden.

Superheld:innen und Volkstribune

In der Vorstellung in Kassel, die ich besucht habe, wurde diskutiert, ob der Film sich nur an die linke Szene richtet oder auch einer breiteren Masse zugänglich sein kann. Dem muss man entgegnen, dass Deutsche Wohnen und Co. Enteignen mit der Kampagne Millionen Stimmen bekam und damit mehr als der Rot-Rot-Grüne Senat zusammen. Die Thematik politischer Aktivismus ist nicht zwangsläufig nur nach innen gerichtet. „Niemals allein, immer zusammen” kann vielen Menschen einen authentischen Einblick in linken Aktivismus geben.

Linker Politik tut es gut, Gesicht zu zeigen. Zweifellos können sich gerade anpolitisierte Zuschauer:innen damit besser identifizieren als mit sehr abstrakten Themendarstellungen. Hervorzuheben sind die großartigen Szenen der Gedenk-Demonstrationen für Hanau, bei denen die Aktivist:innen aus verschiedenen Sektoren gemeinsam gegen den rechten Terror auf die Straße gehen. Auch die von unten gefilmten Aufnahmen der Protagonist:innen erinnern sehr an Superheld:innen-Filme, die auf ähnliche Kameraeinstellungen setzen. 

Besonders spannend ist der Film, wenn es um Feline geht, weil der Film den ständigen Spagat zwischen Aktivismus und Kinderbetreuung zeigt. Selten wird prägnanter gezeigt, dass das vermeintlich Private politisch ist, als in der Szene, in der Feline mit ihrem Kind über Hanau spricht.

Aber ist es nicht falsch, vermeintlich unantastbare Galionsfiguren zu schaffen? Sollten wir nicht alle auf Augenhöhe sein? Natürlich ist es schädlich irgendwelchen populistischen Figuren wie Sahra Wagenknecht, Gregor Gysi oder Jean-Luc Mélenchon hinterher zu laufen. Sie sind keine Führung der Klasse, die wirklich im Sinne der Klasse handeln. Es kann nicht progressiv sein, falschen Held:innen hinterherzulaufen. Deshalb ist es umso mehr die Aufgabe der Basis, die Führung herauszufordern. Wenn Menschen allerdings aus den Kämpfen heraus zum Gesicht von Bewegungen und Streiks werden, ist das nicht per se schlecht. Volkstribune nannte Lenin solche öffentlichen Figuren, die aus einem Sektor heraus für die gesamte Klasse sprechen. Dabei war es für ihn ein zentrales Element, die ökonomischen Grenzen von Politiker:innen oder Gewerkschaftssekretär:innen zu brechen und eine Art Vorbildfunktion für die gesamte Klasse und die Unterdrückten zu liefern. Also warum sollte es keine linken Superheld:innen geben, die sich neu-politisierte Aktivist:innen zum Vorbild nehmen können? Die Schwächen und die Hürden von Menschen zu zeigen, tut dem auch keinen Abbruch. Im Gegenteil. Die solidarische Kritik an den öffentlichen Figuren muss also ein zentrales Element sein, damit sie nicht den Bezug zur Basis verlieren.

Verlierer:innen für immer?

Der Film will Hoffnung spenden. Doch in der Realität erleben die Protagonist:innen schwere Niederlagen und Rückschläge. Dass der Film diese nicht in den Mittelpunkt stellt, ist sicherlich verständlich angesichts des Budgets als auch der Intention des Films. Es darf uns allerdings nicht davon abhalten, hier Bilanz ziehen. Nicht um niederzumachen, sondern um einen strategischen Ausweg zu finden, damit die Kämpfe in Zukunft gewonnen werden. 

Die krasseste Niederlage hat sicherlich Patricia als Gesicht von DWE erlebt. Der rot-rot-grüne Senat hat den Volksentscheid fadenscheinig verschleppt. Trotzdem hat DWE bei der Wahlwiederholung Wahlkampf für Grüne und LINKE gemacht. Schlussendlich wird der neue schwarz-rote Senat den Volksentscheid zu Grabe tragen, den RRG verschleppte. Statt der Hoffnung in die reformistischen Bürokratien, hätte DWE schon zu Beginn des Volksentscheids auf Massenmobilisierungen und ein strategisches Bündnis mit der Arbeiter:innenklasse setzen müssen. So hätte der Druck auf der Straße und Streiks den Senat zur sofortigen Umsetzung zwingen können. Statt sich wie die DWE-Führung restlos auf Parlamentarismus zu verlassen, hätte man in den Gewerkschaften einen Kampf führen müssen, damit der Volksentscheid durch Streiks erzwungen wird. Der notwendige Rückhalt in der Bevölkerung wäre da gewesen. In diesem Sinne hätten die Bündnisse mit der Berliner Krankenhausbewegung vertieft werden müssen. Diese wichtige Perspektive und auch diese Kritik fehlt dem Film. Obwohl Ferat Ali Koçak in den Szenen mit seiner Genossin Patricia relativ viel Sendezeit bekommt, erfahren die Zuschauer:innen nicht, dass die LINKE während der Szene im Linkstreff an Regierungsverantwortung ist. Vor allem innerhalb von Solid Berlin wurde die Expert:innenkommission als Verrat gesehen und auch daraufhin hat sich ein Fraktionskampf entwickelt, der im Revolutionären Bruch (RevBruch) mündete. Diese Elemente fehlen dem Film und so kommt die Linkspartei viel besser weg als es ihre Politik eigentlich zulässt.

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Patricia und ihr Kollege Ferat Koçak, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, diskutieren Gentrifizierung, rassistische Polizeigewalt und das migrantische Leben in Deutschland. © Neue Visionen Filmverleih GmbH

Ähnlich sieht es bei Fridays for Future aus, wo Quang im Film zwar betont, dass er sich nicht als verlängerter Arm der Grünen sieht, seine Bewegung aber dennoch kooptiert und verraten wurde. Während die FFF-Führung für die Grünen wirbt, ist die Basis inaktiver geworden. Vor den Europawahlen war nur noch ein kleiner Bruchteil auf der Straße. Im Interview mit nd.aktuell antwortet Quang auf den Vorwurf des Reformismus und betont, dass Reformkämpfe ein guter Anfang seien, um große revolutionäre Prozesse anzustoßen. Das stimmt sicherlich zum Teil, aber es braucht auch die kühne Intervention von Revolutionär:innen in die Kämpfe. Sonst bleiben Reformkämpfe nur auf der Ebene der Reformen stehen. Darüber hinaus ist für die Klimabewegung ein strategisches Bündnis mit der Arbeiter:innenklasse zentral. Nur sie ist in der Lage, die ganze Produktion nicht nur zum Stillstand zu bringen, sondern sie auch sozial unter Umweltaspekten umzugestalten. Mehr als jede noch so reformistische Regierung, der die FFF-Führung hofiert. Ein paar Wochen nach Ende des Films haben die Grünen die Besetzung Lützeraths geräumt, um Braunkohle abzubauen. Selten ist der Widerspruch zwischen Führung und Basis so deutlich geworden.

Was wir von der Krankenhausbewegung lernen können

Eines der stärksten Elemente des Films sind die Impressionen der Berliner Krankenhausbewegung. Die Streikbewegung ist schon allein deshalb inspirierend, weil sie nicht nur ökonomische Forderungen aufstellt, sondern auch politisch agiert. Die Grundlage, auf der heute aus der Bewegung heraus ein Waffenstillstand in Gaza gefordert und gegen die AfD mobilisiert wird, sieht man im Film. Hier wird auch die Vorbildfunktion am stärksten. Nur sehr wenige Bewegungen haben in den letzten Jahren in Deutschland so eindrücklich gezeigt, dass es notwendig ist, die Tarifrunden zu politisieren, wie die Berliner Krankenhausbewegung. Es ist notwendig, um die Tarifrunden herum eine politische Bewegung aufzubauen, mit dem Ziel, auch politisch zu streiken. Denn diese Tarifrunden sind politisch. Während die Regierenden über 100 Milliarden Euro in die Rüstung stecken, bleibt für die Pflege – die aus der Covid-19-Pandemie kommt – wenig übrig. Reine Tarifkämpfe reichen nicht aus, um die Interessen der Beschäftigten wirklich zu verteidigen oder einen bedarfsorientierten Gesundheitssektor zu erstreiken. Neben der Politisierung der Streiks war die Selbstorganisation einer der Grundpfeiler der Bewegung. Man sieht es hier auch im Film sehr gut, wie Zaza vor einer Schule steht, um für Streikaktionen zu werben oder wie sich Azubis bei einem Treffen vernetzen.

Diese Selbstorganisation hat aktuell allerdings noch Grenzen. Der Teil der Bundestarifkommission, der von Frank Werneke angeführt wird, hat sich freiwillig zu einer Schlichtungsvereinbarung verpflichtet, was am Ende dazu geführt hat, dass unbefristete Streiks abgewendet wurden. Damit wurden auch jene Kolleg:innen der Krankenhausbewegung torpediert, die für die Kündigung der Schlichtungsvereinbarung und einen unbefristeten Streik kämpften. Letztendlich ist die Pflege immer noch unterfinanziert und der Kampf nicht wirklich erfolgreich. Der Kampf gegen Personalmangel hat erst begonnen, der erstreikte Tarifvertrag Entlastung (TV E) wurde im Gegensatz zur Lohnerhöhung nicht umgesetzt. Die Neueintritte in ver.di und die Politisierung müssen genutzt werden, um für Masseninvestitionen zu streiken, sonst ändern leider auch die Tarifverträge nichts grundlegend an der Personalsituation. Dabei gibt es einen tiefen Riss zwischen Gewerkschaftsführung und -basis. Die Gehälter der Gewerkschaftsführung – wie etwa vom ver.di-Vorsitzenden Frank Werneke – sind getrennt von denen der Kolleg:innen. Der Job der Bürokrat:innen ist es, zwischen der Basis und den Bossen zu vermitteln. Stattdessen müssen wir für demokratische Gewerkschaften kämpfen. Das bedeutet konkret, dass es demokratisch gewählte Vertreter:innen braucht, deren Lohn nicht mehr als ein durchschnittlicher Arbeiter:innenlohn sein darf. Für demokratische Gewerkschaften braucht es imperative Mandate. So ist garantiert, dass die Tarifkommission nur so abstimmt, wie es die Basis beschlossen hat. Damit muss einhergehen, dass nicht nur in Berlin, sondern in allen Städten, Versammlungen zu wichtigsten Fragen organisiert werden.

Auch wenn „Niemals allein, immer zusammen” ein bewegendes Porträt der Berliner Krankenhausbewegung zeigt, kommt der Punkt der Zentralität der Arbeiter:innenklasse nicht ganz durch. Zaza hätte stärker betonen können, dass es gemeinsame Streiks braucht. Es gab Solidaritätsdeligationen der Berliner Stadtreinigung (BSR) zum Streikposten am Krankenhaus. Auch Verbindungen zu den Poststreiks und zu den Lehrer:innenstreiks existierten. Man hätte noch mehr herausarbeiten können, wie die Klasse als vereinende und auch anführende Kraft auftreten kann. Denn es ist nicht egal, ob wir uns bei FFF oder in der Arbeiter:innenbewegung aufbauen. Die Arbeiter:innenklasse, vor allem in strategischen Sektoren, kann den Wandel, den die Basis von FFF gerne vollziehen würde durch ihre strategische Stellung im Produktionsprozess vollbringen. Mit ihr steht und fällt der Erfolg von politischen Bewegungen, egal ob Klima, gegen die extreme Rechte, für ein bedarfsorientiertes Gesundheitssystem oder auch für eine neue, sozialistische Gesellschaft.

Welches Programm für welche Partei?

Anders als Quang und Patricia wird der Aktivismus von Simin nicht kooptiert und dann verraten. Er wird im Gegenteil offen vom Staat bekämpft. Im Film sehen wir einige gute und kämpferische Reden von ihr, für die sie auch sicherlich die nötige Rhetorik und das politische Hintergrundwissen mitbringt. Sie zieht auch den richtigen Schluss, dass es eben nicht reicht, sich nur in Schulen, Unis und Betrieben zu organisieren. Es brauche eine internationale Antwort auf den globalen Kapitalismus. Recht hat sie, eine revolutionär-kommunistische Internationale ist angesichts des Säbelrasselns des Imperialismus wichtiger denn je. Dennoch braucht es auch an ihrer Perspektive solidarische Kritik. Simin lobt in einer Szene am See die Kommunistische Partei in Palästina – gemeint ist die Palestinian People’s Party (PPP), die aus der ehemaligen, stalinistischen KP hervorgegangen ist. Diese vertritt die Zwei-Staaten-Lösung1 statt für ein multiethnisches, sozialistisches Palästina einzutreten. Der Bezug auf eine Partei, die keine offensive Bilanz aus ihrer stalinistischen Vergangenheit gezogen hat, untergräbt Simins Position leider mehr als alles andere, zumal sie im Film dafür wirbt, eine richtige Bilanz aus dem Stalinismus zu ziehen. 

Auch die Frage des palästinensischen Widerstands hat sich angesichts des Genozids sicherlich dramatisch verschärft. Umso notwendiger ist es, ein klares Programm zu entwickeln und zu diskutieren. Auch hier sehen wir die Hegemonie der Arbeiter:innenklasse als strategisch zentral an. Sie hat in Deutschland die Macht die Waffenlieferungen zu stoppen, und auch die Arbeiter:innen in Israel können zur Befreiung beitragen. Mit einer solchen Programmatik intervenieren wir in die aktuellen Hafenstreiks und beteiligen uns an Gesundheit4Palestine und Gewerkschafter:innen4Gaza

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Laut sein gegen die Ungerechtigkeit: Simin und ihre Mitstreiter fordern ein Umdenken in Politik und Gesellschaft. © Neue Visionen Filmverleih GmbH

Dass Simin und auch der Film insgesamt die Frage nach einer positiven Vision und einer Partei aufwerfen, ist großartig. Dafür bedarf es allerdings einer längeren Auseinandersetzung, als es der Rahmen eines Filmes zulässt, da wir ohne klare Linie trotz aller Hoffnung wieder verlieren. Es braucht auch eine klare Abgrenzung zum Reformismus und seiner stalinistischen Spielart, die nicht nur Kämpfe, sondern auch ganze Revolten und Revolutionen verraten hat. Verrate, die uns angesichts von DWE und FFF schmerzlich präsent sind. 

Es reicht dabei nicht, wenn sich linke Organisationen einfach nur fusionieren und es eine größere Struktur gibt. Selbst wenn alle jetzigen linksradikalen Organisationen fusionieren würden, wären sie immer noch marginal. Es braucht eine gemeinsame Programmatik, die in gemeinsamen Erfahrungen in Kämpfen entwickelt werden muss. Simin vertritt in dem Film ein Verständnis von Programm, das die Forderungen nach Sozialismus neben den Reformforderungen aufstellt, diese aber nicht verbindet. Das entspricht der historischen Sozialdemokratie. Stattdessen müssen Forderungen nach Reformen einen Übergang von der aktuellen Situation zu einer befreiten Gesellschaft herstellen. Diese Brücke muss in einem System von Übergangsforderungen bestehen, die ausgehend von der (inter-)nationalen Situation und dem heutigen Bewusstsein der Klasse unabänderlich zu ein und demselben Schluss führen: „Der Eroberung der Macht durch das Proletariat.” Ein konkretes Beispiel für eine solche Programmatik wollen wir kurz anhand von Deutsche Wohnen und Co. Enteignen darlegen. Die Umsetzung der Enteignung samt Entschädigung an die Immobilienkonzerne und Großaktionär:innen durch den Senat ist eine Minimalforderung, Sozialismus ist eine Maximalforderung. Eine Übergangsforderung wäre die entschädigungslose Enteignung unter Kontrolle von Beschäftigten und Mieter:innen. Hier könnten politische Streiks wie etwa in der Krankenhausbewegung eine zentrale Rolle spielen. Eine solche entschädigungslose Enteignung würde das Selbstbewusstsein der Klasse ungemein stärken. Natürlich wäre es nur einer von vielen Sektoren, aber es würde ein Beispiel setzen, wie auch eine allgemeine Enteignung der herrschenden Klasse und die Herrschaft der Arbeiter:innenklasse aussehen könnte. 

Um ihre Marginalität zu überwinden, muss die Linke in die kommenden Kämpfe, wie die Streiks im Hafen, mit einem politischen Programm intervenieren, dass die Basis gleichzeitig gewinnen und vergrößern kann. Dafür ist Selbstorganisation ein zentrales Element. Die Erfahrungen aus der Krankenhausbewegung zeigen, dass die reformistische Führung dafür herausgefordert und letztendlich ersetzt werden muss. Es braucht nicht wenige gut bezahlte Bürokrat:innen, die kein Interesse daran haben, dass ihre Posten überflüssig sind, weil die Bewegung gesiegt hat. Stattdessen braucht es demokratische Strukturen der Arbeiter:innen und Unterdrückten, um die Bewegung, die Kämpfe und letztendlich auch die Betriebe selbst zu organisieren. Eine solche Selbstorganisation kann ein Grundstein für eine freie, sozialistische Gesellschaft sein. Wie eine erfolgreiche, sowjetische Strategie aussehen kann, zeigt der Betrieb Madygraf in Argentinien sehr gut, der unter Kontrolle der Beschäftigten verstaatlicht und seitdem selbstverwaltet wird. Die Aufgabe der radikalen Linken ist es, auf der einen Seite die Selbstorganisation zu fördern, als auch einen Kampf für ein revolutionär-sozialistisches Übergangsprogramm zu führen. Auf Basis solcher gemeinsamer Erfahrungen und Programmatik können dann auch prinzipientreue und nachhaltige Fusionen möglich sein. Dann können aus öffentlichen Figuren Superheld:innen werden – oder, wie Lenin sagen würde: Volkstribune – die aus einzelnen Arbeitskämpfe für die gesamte Klasse sprechen. Joana und ihr Team haben mit „Niemals alleine, immer zusammen” einen großartigen Film gemacht, der unsere Bewegung sicherlich bereichert. Lasst ihn als Inspiration nehmen, darum zu kämpfen und zu streiten, dass wir gewinnen. 

Fußnoten

  1. 1. Diese Quelle ist von 2011. Wir gehen davon aus, dass die Position noch aktuell ist, da wir nichts Anderweitiges gefunden haben. Allerdings ist ihre Website nicht erreichbar, sodass eine ordentliche Überprüfung erschwert ist.

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