1500 TVStud- und VSG-Streikende demonstrieren gemeinsam: “Weiterkämpfen bis zum Sieg!” [mit Fotos und Videos]
Auf dem Höhepunkt der Warnstreikwoche der studentischen Beschäftigten kamen bis zu 1500 Menschen zusammen, um gemeinsam für einen neuen Tarifvertrag zu demonstrieren. Ganz vorne dabei: die Kolleg*innen der Vivantes Service GmbH an ihrem 37. Streiktag.
Am Donnerstag zeigte sich, was für eine neue Tradition in der Berliner Arbeiter*innenbewegung im Entstehen begriffen ist: Bis zu 1500 Menschen – die meisten von ihnen Studierende – demonstrierten gegen prekäre Löhne und für einen Tarifvertrag für studentische Beschäftigte, der eine Ankopplung an den Tarifvertrag der Länder (TV-L) beinhaltet. Eine neue Tradition deshalb, weil zum Einen junge Studierende als Arbeiter*innen in einen gewerkschaftlichen Kampf treten und so eine wahrhafte Erneuerung der Basis der Gewerkschaften in Berlin sichtbar machen. Und zum Anderen, weil sie den Schulterschluss mit der aktuell kämpferischsten Belegschaft der Berliner Arbeiter*innenbewegung suchen: den Streikenden der Vivantes Service GmbH (VSG). Ganz selbstverständlich führten die VSG-Kolleg*innen, die inzwischen seit sechs Wochen ununterbrochen im Streik sind, die Demonstration an, die vom Weddinger Leopoldplatz durch das Arbeiter*innenvierteil Moabit bis zur Technischen Universität führte.
In der Pressemitteilung von ver.di und GEW betont ver.di-Verhandlungsführer Matthias Neis:
Die heutige Demonstration ist eine der größten von Hochschulbeschäftigten seit vielen Jahren. Das und die hohe Beteiligung an den ersten drei Streiktagen zeigt uns deutlich, dass die Beschäftigten voll hinter unserer Entscheidung stehen, die Streiks auszuweiten.
In einer großen und kämpferischen Streikversammlung hatten die studentischen Beschäftigten am am Dienstag eine Resolution verabschiedet, in der sie die Bereitschaft zeigen, bis zum Erzwingungsstreik gegen die Hochschulen vorzugehen, um ihre Forderungen durchzusetzen.
Diese Entschlossenheit zeigte sich auch in der Stimmung der Demonstration, die zwei Stunden lang fast ununterbrochen mit lauten Parolen angefüllt war. Schon zu Beginn rief Yunus Özgür, Streikaktivist an der Freien Universität Berlin, von der Bühne:
Für uns heißt es Weiterkämpfen bis zum Sieg!
Besonders stark zeigte sich das im Arbeiter*innenviertel Moabit, wo die Demonstration auf viel Solidarität der Anwohner*innen traf. Parolen wie „Hoch mit den Löhnen, runter mit der Miete!“ machten auf die gemeinsamen Interessen gegen die Spar- und Mietenpolitik des Berliner Senats aufmerksam.
Den Zusammenhang zwischen Lohnverfall und steigenden Lebenshaltungskosten betonten Streikende auch in der Abendschau des RBB:
Kurz vor dem Ende der Demonstration am Ernst-Reuter-Platz machte die Demospitze, in der TVStud- und VSG-Streikende gemeinsam liefen, noch einmal richtig Dampf: Mit dem Ruf „Tarifvertrag, wir üben kräftig – für ein neues 68!“ schlugen sie einen historischen Bogen, um aufzuzeigen, dass es nicht nur um den konkreten Lohnkampf geht, sondern auch darum, die Grundlage zu legen für größere gesellschaftliche Veränderungen. Denn schon in den aktuellen Streiks wird klar, dass unsere Interessen nur mit der Selbstorganisierung von unten und gegen Staat und Kapital durchzusetzen sind.
Das letzte Highlight des Tages bildete die Abschlussrede von Mario Kunze, Mitglied der Tarifkommission bei der VSG, der seine Wut gegen die Aussagen von Finanzsenator Kollatz-Ahnen im Berliner Abgeordnetenhaus ausdrückte:
Die Demonstration reiht sich ein in vorherige lautstarke Proteste gegen prekäre Löhne im Land Berlin, wie am 4. Mai am Brandenburger Tor.
Noch mehr Fotos gibt es hier: