Jaffa: Wo bleibt die Leiche von Basel Al Araj?

13.03.2017, Lesezeit 3 Min.
Gastbeitrag

Das israelische Militär behält den Leichnam des von ihm ermordeten palästinensischen Aktivisten Basel Al Araj ein. Diese illegale Praxis verbreitet sich immer mehr. Doch sie ist nicht nur demütigend und unmoralisch, sondern verhindert auch eine objektive Untersuchung des Todesumstands, schreibt Gastautorin Clara Sarras aus Palästina.

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Bild von Aya

Foto: Aya

Gestern Abend versammelten sich in Jaffa, südlich von Tel Aviv, einige dutzend Menschen zu einer Kundgebung vor dem Abu-Kabir-Gefängnis. Auf den Schildern der Demonstrant*innen war das Gesicht von Basel Al Araj, einem von der israelischen Armee getöteten palästinensischen Aktivisten zu sehen.

Al Araj war ein junger palästinensischer Intellektueller und militanter Aktivist mit Verbindungen zur kommunistischen Partei. Aufgrund seiner Aktivität wurde er im vergangenen Jahr von der Palästinensischen Autonomiebehörde für fünf Monate eingesperrt. Um gegen seine Verurteilung ohne richtigen Prozess zu demonstrieren, trat er im Gefängnis einen Hungerstreik an. Nachdem Al Araj im September entlassen wurde, tauchte er unter. Anfang März wurde er in seinem Haus in einem Dorf in der Nähe von Ramallah von der israelischen Armee aufgesucht und getötet.

Doch statt dass sein Körper anschließend seiner Familie zu übergeben, wurde die Leiche nach Jaffa transportiert. Genauer gesagt in das Forensische Institut des Abu-Kabir-Gefängnisses, vor dem sich gestern Abend die kleine Menschenmenge versammelte. Al Araj ist nicht der einzige, der nach seinem Tod in ein israelisches Gefängnis transportiert und dort behalten wurde. Die Leichen von mindestens zehn Palästinenser*innen aus der Westbank befinden sich im Moment in israelischen Gefängnissen, auf der anderen Seite der Mauer.

Ob der Körper von Basel Al Araj seiner Familie zurückgegeben wird ist fragwürdig. Das israelische Kabinett gab vor kurzem bekannt, dass die Körper von palästinensischen „Terrorist*innen“ nicht mehr zurückgegeben werden würden. Was genau damit gemeint ist, bleibt unklar. Zum einen geht es darum, ob Verbindungen zur Hamas oder zum islamischen Jihad bestanden, oder ob die Person an einem Anschlag gegen Israelis beteiligt war. Keine der beiden Optionen trifft auf Basel Al Araj und anderen, deren Leichen von Israel lange Zeit festgehalten wurden, zu.

Die Bestattung übernimmt jetzt wahrscheinlich das israelische militärische Rabbinat. Seit den 60er Jahren werden von Israel sogenannte „cemeteries for the enemy dead“ benutzt, um Palästinenser*innen zu bestatten. Die Gräber auf diesen Friedhöfen sind dabei nur mit einer Nummer versehen.

Das israelische Sicherheitskabinett hat diese Entscheidung damit legitimiert, dass die Beerdigungen von sogenannten Märtyrern oft zu gefährlichen Demonstrationen eskalieren würden. Zwar stimmt es, dass die Beerdigung meistens von einer Demonstration begleitet wird. Die Politik Israels, die Leichnamen nicht zurückzugeben ist aber ein viel größeres „Sicherheitsrisiko“, wenn das wirklich das Bedenken wäre.

Es ist nicht nur demütigend und unmoralisch, sondern verhindert auch eine objektive Untersuchung des Todesumstands der gestorbenen Person. Außerdem verhindert es die Durchführung religiöser Traditionen.

Dass Leichen zu Verhandlungszwecken oder als Kollektivstrafe behalten werden, passiert auch anders herum. Daraus jedoch eine permanente Politik zu machen, ist neu. Das Unerträgliche ist die Pseudo-Legalisierung dieser Praxis durch das israelische Kabinett. Das Zurückhalten von Leichnamen verstößt jedoch natürlich sowohl gegen das israelische als auch gegen das internationale humanitäre Recht.

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