Israel startet neues Massaker im besetzten Westjordanland

29.08.2024, Lesezeit 4 Min.
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Foto: Dominika Zara/Shutterstock.com

Israel hat am Mittwoch eine große Militäroffensive im besetzten Westjordanland gestartet und mindestens drei Städte aus der Luft und vom Boden aus angegriffen. Dabei wurden mindestens neun Menschen getötet.

Drohnenangriffe trafen in der Nacht vom 27-28. August die Städte Dschenin, Tulkarm und Tubas im Westjordanland, während Bodentruppen gegen Palästinenser:innen vorrückten und neun Menschen töteten.

Die brutalen Angriffe folgten auf monatelange verstärkte israelische Operationen in den besetzten Gebieten, wo fast drei Millionen Palästinenser:innen unter israelischer Militärherrschaft leben. Seit den von der Hamas verübten Angriffen vom 7. Oktober hat Israel Tausende von Palästinenser:innen festgenommen, die beschuldigt wurden, bewaffneten Gruppen anzugehören. Diese zunehmend tödliche Kampagne hat bisher Zehntausende von Opfern, meist Frauen und Kinder, gefordert.

Der Angriff begann kurz nach Mitternacht, nachdem verdeckte israelische Soldat:innen in das Flüchtlingslager Jenin und das Flüchtlingslager Nur Shams in Tulkarm eingedrungen waren.

In der Stadt Tubas griffen israelische Truppen währenddessen von Militärhubschraubern aus vor allem das Geflüchtetenlager Far’a an. Die israelischen Streitkräfte belagerten auch die Krankenhäuser, um den Zugang für Sanitäter:innen zu verhindern. Israelische Soldat:innen setzten Scharfschützen in mehreren Gebäuden der Stadt ein und schossen nach Angaben lokaler Quellen gezielt auf die Bewohner:innen.

Die Städte sind derzeit lahmgelegt, Arbeiter:innen und Student:innen werden gezwungen, zu Hause zu bleiben. Aus dem Flüchtlingslager in Far’a beschrieb Khaled Sobh für Middle East Eye, wie dieses neue Massaker erlebt wird: „Die Lage im Lager ist katastrophal, und der Einmarsch ist der größte, den wir je gesehen haben“, er fuhr fort, „Krankenwagen dürfen sich nicht bewegen. Die Verwundeten wurden in die Krankenhäuser geschmuggelt, weil das Lager gesperrt ist.”

Das Lager wurde im Morgengrauen beschossen, wobei vier Menschen ums Leben kamen; Krankenwagen konnten die Region erst Stunden später erreichen. Im Lager Nur Shams in der Nähe von Tulkarm sagte der Zeuge Bayan Mansour, dass die Soldat:innen nach Mitternacht begannen, die Bewohner:innen zu terrorisieren und die beiden wichtigsten Krankenhäuser zu belagern.

Gleichzeitig berichteten lokale Medien über die Anwesenheit mehrerer militärischer Bulldozer in den drei Städten, die Straßen planierten und die Strom- und Wasserinfrastruktur zerstörten.

Israels größte Offensive seit der Zweiten Intifada

Der Times of Israel wurde von der Armee mitgeteilt, dass der Angriff voraussichtlich mehrere Tage dauern wird. Nach Angaben des israelischen Senders Channel 12 nehmen vier Bataillone an der Offensive teil, darunter Bodentruppen und die Luftwaffe. Der israelische Nachrichtensender Kan News berichtete, dies sei der größte Angriff der israelischen Armee seit 2002, dem Höhepunkt der Zweiten Intifada.

Im Lager Far’a sagte der Zeuge Ghoneimi, dass die Sanitäter:innen aufgrund der Sperrung der Zufahrtsstraßen zum Lager gezwungen gewesen seien, einen holprigen Weg zu nehmen, um die Toten und Verwundeten zu transportieren. Dementsprechend waren die Anwohner:innen gezwungen, Bäume in der Nähe ihrer Häuser zu fällen, damit die Krankenwagen durch die engen Gassen fahren konnten. Der Zeuge behauptete auch, dass die Soldaten jedes Mal, wenn medizinische Teams versuchten, das Flüchtlingslager zu erreichen, damit drohten, sie zu erschießen.

Zeugen berichteten außerdem von der extremen Brutalität dieses Angriffs, „eines der Opfer war ohne Schädel, Schultern und Gehirn, als ob es während des Bombardements geschmolzen wäre“.

In der Zwischenzeit geht der Völkermord am palästinensischen Volk mit neuen Massakern und militärischer Besatzung weiter, einschließlich ständiger Bombardierungen und Verlagerungen vonGeflüchtetenlagern, die Ärzt:innen und Sanitäter:innen daran hindern, den Opfern zu helfen, und ganze Regionen isolieren, ohne die Möglichkeit, Lebensmittel und Medikamente zu erhalten; eine andauernde Verletzung der grundlegendsten Menschenrechte.

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