Kraftvoller Streikbeginn in Hagenbeck: Geschäftsführung versucht mit faulen Tricks zurückzuschlagen

30.08.2023, Lesezeit 4 Min.
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Foto: shutterstock

Die Geschäftsführung des Tierparks Hagenbeck geht in die Vollen, um den Streik der Zoobeschäftigten für einen Tarifvertrag zu unterbinden. Dafür gibt sie ein Streikbruchprämie aus, und behauptet, durch den Streik würden die Tiere vernachlässigt werden. Interview Interview mit Thomas Günther, seit 34 Jahren Beschäftigter beim Tierpark und Vorsitzender des Betriebsrats, über den kommenden Streik.

Am Montag begann der unbefristete Streik am Tierpark Hagenbeck in Hamburg. Die erste Frage von Zoofans vorweg: Geht es den Tieren gut?!? Gibt es eine Notdienstvereinbarung? 

Den Tieren geht es gut und sie werden weiterhin gut versorgt. Eine Notdienstvereinbarung gibt es nicht, da sich die Geschäftsführung weiterhin jedem Gespräch mit der Gewerkschaft IG BAU verweigert und ohne Gespräch keine Vereinbarung abgeschlossen werden kann.

Der Notdienst wird aktuell von der IG BAU in Absprache mit gewerkschaftlich organisierten Tierpflegern besprochen und besetzt.

Sollte es hierbei zu Problemen kommen, so ist die Geschäftsführung von der IG BAU aufgerufen, diese zu benennen, damit reagiert werden kann.

Die Geschäftsführung schreibt, dass laut „Experten“ der Streik das Tierwohl „ganz erheblich schadet“. Aber seid ihr, die Pfleger:innen, nicht die wirklichen Expert:innen dafür? 

Das ist in meinen Augen eine reine Nebelkerze, mit der relativ plump versucht wird, die Verantwortung der Geschäftsführung auf die Belegschaft zu schieben.

Wir streiken unter anderem auch genau FÜR dieses Tierwohl, denn die katastrophale Personalpolitik hat ja erst zu dem auch von Dr. Albrecht eingeräumten Personalmangel geführt.

In seiner Amtszeit haben über 60 Personen, also etwa ein Drittel, den Tierpark verlassen, was beispiellos in der Geschichte des Tierparks ist.

Bei den Elefanten kommt es z.B. immer wieder vor, dass die Tiere nicht auf die Außenanlage können, weil nicht genug Personal vorhanden ist.

Hier wäre ein Tarifvertrag ein gewaltiger Anreiz für neue Mitarbeiter:innen zu uns zu kommen, denn so weiß man vorab transparent, was für Bedingungen bei uns herrschen.

In dieser Zeit uns Tierpflegern von Seiten der Geschäftsführung öffentlich unsere Fachkompetenz abzusprechen, wird sich mit Sicherheit nicht positiv auf mögliche Bewerbungen auswirken.

Der Tierpark bietet eine Prämie von 150 Euro für Streikbruch an. Wie war die Streikbeteiligung in den ersten Tagen? 

Hier hat der Streik ja schon deutlich gewirkt, bevor er überhaupt losging. Und diese Prämie haben die Kolleginnen und Kollegen denjenigen zu verdanken, die für einen Streik gestimmt haben.

Die meisten der Streikwilligen sind davon aber nicht beeindruckt worden und die Beteiligung war gut. Natürlich könnte sie noch besser sein, aber es herrscht bei uns auch eine große Angst vor möglichen Konsequenzen.

Außerdem zeigt diese Prämie auch sehr deutlich, wie viel Ungerechtigkeit bei uns herrscht, denn diese Prämie bekommen ausschließlich Tierpfleger.

Sind denn die anderen Kolleginnen und Kollegen der Kasse, Gästeservice, Reinigung, Gärtnerei, Handwerker, Verwaltung usw. weniger wert, oder warum bekommen sie das Geld nicht?

Und die Elefantenpfleger:innen gelten anscheinend auch nicht als Tierpfleger, denn die wurden hiervon auch ausgenommen.

Wie reagieren die Besucher:innen auf den Arbeitskampf? 

Die Besucher:innen stehen zum allergrößten Teil auf unserer Seite. Wir haben viele Kommentare in den sozialen Netzwerken gelesen, von denen fast alle positiv waren. Auch im und vor dem Tierpark erhalten wir viel Zuspruch.

Das unternehmen droht mit Strafanzeigen — das klingt nicht nach einer baldigen Einigung. Wie geht es jetzt weiter? 

Wir sind es leider gewohnt, dass uns immer wieder mit Konsequenzen gedroht wird, die meistens jedoch ins Leere laufen. Ganz aktuell hat Dr. Albrecht ein von ihm initiiertes Verfahren am 22.8.2023 vor dem Hamburger Arbeitsgericht verloren, in dem er dem Betriebsrat die Störung des Betriebsfriedens vorwarf, weil der Betriebsrat die Kolleginnen und Kollegen via Aushang über einige Dinge informiert hat.

Wie es weitergeht werden wir sehen. Wir hoffen, dass die Geschäftsleitung ihre Verweigerungshaltung aufgeben wird und es zu Verhandlungen kommt.

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